Mein Workflow: Immobilien-Photoshoot im Allgäu

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 28. Februar 2024 - in: Im Einsatz

Mein Workflow: Immobilien-Photoshoot im AllgäuGute Immobilienfotos stehen und fallen auch mit einer ausgefeilten Arbeitsweise – dem richtigen Workflow. Denn es geht schließlich darum, mit den richtigen Werkzeugen und Techniken in kurzer Zeit das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Der Zeitfaktor hat hierbei nicht nur eine große Bedeutung für die eigene Kostenrechnung, sondern auch für die zeitliche Belastung von Eigentümern und Nutzern der Immobilien. Die folgende Reportage gibt einen Einblick in meinen Workflow bei einem kürzlichen Immobilien-Photoshoot im Allgäu.

Easy Anreise mit der Bahn

Der frühe Vogel fängt den Wurm. 700 Kilometer Anreise mit der Bahn zum Photoshoot im Allgäu

Der frühe Vogel fängt den Wurm. 700 Kilometer Anreise mit der Bahn zum Photoshoot im Allgäu

Es ist Februar, und ein arbeitsreicher und spannender Tag steht vor der Tür. Ich fahre in aller Frühe mit dem Zug von Berlin nach München – eigentlich, weil ich dort morgen und übermorgen meine Workshops zum Thema Immobilienfotografie geben werde. Nur hatte mich diesmal etwa vier Wochen vor dem Termin der Hilferuf einer ehemalige Workshopteilnehmerin ereilt, weil sie Unterstützung bei der Fotografie einer nicht ganz so einfachen Immobilie benötigt. Also nehme ich mir den Tag vor dem Workshop Zeit und treffe mich mir ihr für den Photoshoot im Allgäu.

Die Anreise mit der Bahn gibt mir die Möglichkeit, bei langen Strecken einigermaßen ausgeruht vor Ort zu erscheinen, so dass es sich wesentlich fokussierter arbeiten lässt. Wenn ich hingegen mit großem Equipment und vielen einzelnen Packstücken unterwegs bin, dann ist das Auto natürlich meine erste Wahl.

Mein ICE ist pünktlich in München, so dass der Umstieg in den Regio in Richtung Oberstdorf problemlos gelingt. Am Zielbahnhof holt mich die Maklerin freudestrahlend ab. Okay, es ist vielleicht die Wiedersehensfreude aber gleichzeitig wohl auch die Erleichterung, dass das Wetter heute mitspielt. Wir fahren durch eine Kleinstadt, in der ich noch nie war – ich kenne sie nur von den Sportnachrichten über ein Eishockeyteam.

Am Objekt angekommen, stellen wir das Auto in einiger Entfernung ab, weil die Eigentümer einen altersschwachen Hund haben, der etwas fremdelt und sich immer ziemlich aufregt. Die Maklerin geht mindestens so schwer bepackt wie ich zum Haus, denn sie hat für den Fototermin frisches Obst, Blumen und andere Deko im Gepäck. Als die Hausherrin öffnet, ist kein Hund in Sicht, der genießt einen zeitweiligen Gewahrsam im Arbeitszimmer ihres Mannes.

Erster Kontakt mit dem Objekt

Die etwas schüchterne Hausfassade täuscht.

Die etwas schüchterne Hausfassade täuscht. Hinter der Eingangstür öffnet sich der Wohnraum plötzlich in ein großzügiges Ambiente, so dass mir sofort klar ist: Das wird ein Spaß!

Wir machen zunächst einen Rundgang, bei dem ich auch gleich eine praktische Gewohnheit umsetze: Ich erstelle mit meinem Smartphone eine Shotlist von allen interessanten Blickwinkeln. Diese kann ich dann später mit meiner „richtigen“ Fotoausrüstung Motiv für Motiv durchfotografieren. So vergesse ich in dem weitläufigen Haus nichts. Spoiler-Alarm: Diese Liste wird sich später unter Zeitdruck als sehr sinnvoll erweisen.

Lichtdurchflutet präsentiert sich das Hauptwohnzimmer für die ersten Aufnahmen. Couchlandschaft, Großbildfernseher und riesige Glasfronten, die in den Garten weisen, bestimmen die Szene. Beim ersten Motiv des Tages brauche ich zunächst zwei Anläufe, um die wichtigsten Störfaktoren auszuschalten. Als besonders kritisch erweist sich der polierte Natursteinfußboden. Es ist zwar verlockend, das hereinfallende Sonnenlicht einzufangen, aber gleichzeitig reflektiert der Boden jeden Lichtstrahl erbarmungslos wie ein Spiegel in den Raum und erzeugt helle Stellen an Wänden und Decke, die das Auge des Betrachters ablenken.


Links: Der erste Schuss mit vielen unschönen Reflexionen. Es ist zwar Sonne im Raum, aber es gibt keine Sicht nach draußen.
Rechts: Nach einigem Probieren mit den Lamellenvorhängen sind die Reflexionen weg und der Gartenblick frei.

Details und Wünsche der Maklerin

Natürlich hat die Maklerin auch eigene Wünsche und Ideen für ihre Bilder. Von ausgefallenen architektonischen Details möchte Sie Fotos haben, und der Blick in den Garten soll dargestellt werden. Bei letzterem sind uns aber Grenzen gesetzt, weil die Februarsonne tief steht und somit krasse Lichtgegensätze schafft. Ich weiß aber: Mit fotografischen und später auch digitalen Tricks lässt sich dieser Wunsch dennoch passabel umsetzen.

Auch die Eigentümerin hat mitgedacht: Sie hat den Kamin vorbereitet, so dass er ohne Umschweife brennend in Szene gesetzt werden kann. Auch die dezente Eindeckung der riesigen Esstafel ist ihr gut gelungen, so dass hier mit wenigen korrigierenden Handgriffen ein stimmungsvolles Immobilienfoto entsteht.

Esstisch für zwei - Im Hintergrund lodert der Kamin.

Esstisch für zwei – Im Hintergrund lodert der Kamin.

Nur kleine Eingriffe nötig

Die Küche, die ja in Betrieb ist, benötigt aber etwas mehr Aufmerksamkeit. Hier bitte ich selbst um ein Tuch, um die letzten Schlieren von den hochglänzenden Granitarbeitsplatten zu entfernen. Man könnte das mit den richtigen Werkzeugen sicher auch in der Nachbearbeitung korrigieren, aber allein der Zeitaufwand steht hier im Verhältnis 1:50 (!). Dafür bin ich mir dann nicht zu schade.

Ein kurzer Blickkontakt mit der Maklerin verrät, dass Sie dankbar ist, dass ich dieses kleine Bildmanko so eloquent beseitigen konnte. Gleiches gilt übrigens auch für das Entfernen der vielen Kühlschrankmagnete, an deren Stelle im fertigen Foto eine saubere stählerne Schrankfront erscheint.

Bevor die Sonne hinter dem Nachbarhaus verschwindet, machen wir als Nächstes die wichtigsten Außenaufnahmen von Garten, Rückfassade, Terrasse und einer gemütlichen Sitzecke am Bach, der direkt an der Grundstücksgrenze entlangfließt. Ein unscheinbarer grauer Schuppen entpuppt sich plötzlich als Kleinod – nach wenigen Handgriffen des Eigentümers verwandelt er sich in eine Grillhütte mit Bartresen.

Was hilft bei Foto einer Terrasse im Winter? Die tiefstehende Sonne.

Was hilft bei Foto einer Terrasse im Winter? Die tiefstehende Sonne.

Plötzlich drängt die Zeit

Dann geht es im Obergeschoss weiter. Ich merke aber, dass die Zeit knapp wird, denn es gibt für mich noch einen Abendtermin in München, für den ich einen ganz bestimmten Zug erreichen muss. Also werden meine Erklärungen sparsamer, und ich beginne schneller zu arbeiten, ohne nachlässig zu werden.

Ausschnitt aus der Smartphone-Shotlist vom Photoshoot im Allgäu

Ausschnitt aus der Smartphone-Shotlist vom Photoshoot im Allgäu

Jetzt macht sich mein eingespielter Workflow bezahlt: Zack, zack, zack … werden die wichtigsten Räume abgelichtet – aus verschiedenen Blickwinkeln (hier hilft mir als Gedankenstütze die Shotlist auf meinem Smartphone) und mit verschiedenen Beleuchtungsszenarien (Raumbeleuchtung, Außenlicht, Mischlicht). Die besten werden später am Computer ausgewählt. Fast alle Zimmer sind sehr gut hergerichtet, nur wenige Handgriffe korrigieren das jeweilige Motiv.

Dass ich zur Eile drängen muss, hat einen weiteren guten Grund: Für die Blaue Stunde (zwischen Sonnenuntergang und Dunkelheit) gehe ich nochmal nach draußen. Der Hausherr schaltet alle Raumbeleuchtungen ein, und ich fotografiere zum Abschluss des Photoshoot im Allgäu einige der Motive vom Tage noch einmal eindrucksvoll in der Dämmerung.

Gerade als ich meine Fotoausrüstung einpacken möchte, weist der Hausherr noch darauf hin, dass es auch im Keller noch Fotografierenswertes in Sachen jüngst modernisierter Haustechnik gäbe. Also baue ich wieder auf und folge ihm ins Untergeschoss. Auch diese Bilder sind schnell gemacht, da hier zum Glück nicht so viele fotografische Herausforderungen zu bewältigen sind.

Es ist vollbracht

Als die Maklerin mich später wieder am Bahnhof absetzt, dauert es genau eine Minute, bis der Zug nach München kommt. Froh über den gelungenen Fototermin nehme ich im Wagon Platz und fange schon mal an, die ersten Bilder am Laptop zu sichten und zu sortieren.

In der Folgewoche erhält die Maklerin von mir die Previews. Das sind verkleinerte Versionen der besten Bilder mit vollflächigem Wasserzeichen und einer Rohbearbeitung. Aus diesen kann sie dann ihre Wunschmotive auswählen. Diese erhalten dann den finalen Bildbearbeitungsschliff und stehen für die Maklerin zum Download bereit.

Preview-Bild vom Gäste-WC - kleine Auflösung und Wasserzeichen - so werden die Fotos für die Vorauswahl bereitgestellt.

Preview-Bild vom Gäste-WC – kleine Auflösung und Wasserzeichen – so werden die Fotos für die Vorauswahl bereitgestellt.

Fazit

Der Tag hielt, was er am Morgen versprach – er war arbeitsreich und spannend. Die Maklerin war hinterher glücklich über die Fotos und berichtet: „Meine Kundin war ebenso begeistert wie ich, sowohl von Ihrer Art als auch von der Qualität Ihrer Arbeit und den Ergebnissen.“

Über solches Lob freue ich mich, denn es bestätigt, dass ich als Immobilienfotograf offensichtlich Vieles richtig mache. Wieder einmal zeigt sich: Die Schlüssel zu diesem erfolgreichen Workflow sind die zielgerichtete, zügige und konzentrierte Arbeitsweise, der Blick für das Wesentliche und für das Überflüssige sowie die sichere Bedienung der Fototechnik.

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