Die richtige Bildgröße für Immobilienfotos

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 19. Februar 2024 - in: Ausrüstung

Die richtige Bildgröße für ImmobilienfotosWas fangen Sie mit den vielen Megapixeln an, die Ihre digitale Kamera macht? Oft produzieren fotografische Laien viel zu große Dateien, die viel zu viel Speicherplatz benötigen.

Das kann für die Publikation in elektronischen Medien bedeutsam sein, und ist manchmal der Grund, weshalb Maklerseiten im Internet nicht schnell genug laden. Für hochwertige großformatige Prints werden hingegen große Dateien erforderlich sein. Welche Bildgröße für Immobilienfotos tatsächlich passt, hängt also vom jeweiligen Verwendungszweck ab.

Was dahinter steckt und wie Sie das Dilemma lösen, wird dieser Artikel beleuchten.

Zwei Aspekte des Begriffes Bildgröße für Immobilienfotos

Wenn ein Makler (und auch jeder andere Fotograf) die Bildgröße für Immobilienfotos erwähnt, könnte es zwei verschiedene Dinge geben,  die er meint:

  1. Es könnte sich um die so genannte Bildauflösung handeln, also die Anzahl der einzelnen Bildpunkte, aus denen das Foto besteht (Megapixel).
  2. Oder es dreht sich um die Speichergröße der Bilddatei, also jenen Platz, den das Foto auf einer Festplatte einnimmt (Megabyte).

Beide stehen zwar in Beziehung zu einander, beschreiben aber völlig verschiedene Aspekte. Je mehr Bildpunkte eine Datei hat, um so größer ist der Speicherplatz, den sie benötigt.

Betrachten wir aber zunächst die reine Bilddimension, also die Anzahl der Bildpunkte. Diese heißen Pixel, was ein englischsprachiges Kunstwort ist und als Abkürzung für „picture element“ (deutsch: Bildelement) steht.

Woher die Megapixel kommen

Sie wissen also, dass ein digitales Foto aus einzelnen Pixeln besteht. Hinter einem Pixel steht ein winzig kleines lichtempfindliches Element, das nur wenige Mikrometer groß ist. Viele Millionen dieser speziellen Fotodioden sind auf dem Bildsensor digitaler Kameras angeordnet. Jede nimmt die Lichtinformation an ihrer Position im Bild auf und wandelt sie in elektrische Informationen um. In der Kamera werden sie dann zu einem Gesamtbild zusammengesetzt. Wenn Sie das spätere Bild am Computer stark vergrößern, erkennen Sie, dass es eigentlich aus farbigen Quadraten besteht, die jeweils die Pixelinformation repräsentieren. (Okay, das ist jetzt etwas populärwissenschaftlich erklärt, erfüllt aber den Zweck.)

Die Bildgröße für Immobilienfotos (und auch jedes anderen Digitalbildes) direkt aus der Kamera ist auch die Angabe, die in der Werbung verwendet wird. Die bei Maklern derzeit beliebte Kamera Nikon Z 30 produziert Fotos mit 5.568 Pixeln an der langen und 3.712 Pixeln an der kurzen Bildkante. Das macht 22.668.416 Pixel, angeordnet auf einer Sensorfläche von 23,5 x 15,7 mm. Nikon rundet in der Eigenwerbung auf 20,7 Millionen auf. Als marktübliche Größenbeschreibung finden Sie oft stärker gerundete 21 Millionen Pixel. Verwenden Sie nun die gängige Größenbezeichnung Mega für Million, dann wird plausibel, weshalb diese exzellente kleine Kamera in die 21-Megapixel-Klasse gehört.

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Mehr Pixel für mehr Details?

Andere Kameras haben womöglich andere Sensorgrößen und daher eine andere Megapixel-Angabe. Mehr Megapixel bedeuten mehr Bildinformationen und damit auch mehr Details. Das ist soweit plausibel und auch richtig und sollte für Immobilienfotos ausschlaggebend sein – sollte man meinen. Allerdings ist der Platz auf jedem Kamerasensor begrenzt. Das bedeutet, dass sich bei einer hohen Pixelanzahl die einzelnen lichtempfindlichen Elemente stärker drängeln oder kleiner konstruiert werden müssen. In manchen Fällen führt das aber wieder zu qualitativen Abstrichen, weil kleinere und enger angeordnete Fotodioden nicht so genau arbeiten.

Seit gut 10 Jahren liegt der Sweetspot für die Bildgröße zu Gunsten von Bildqualität und Handhabbarkeit von Immobilienfotos bei 20 bis 30 Megapixeln. In der künstlerischen Architekturfotografie liegt er inzwischen aber deutlich oberhalb – hier wird aber auch mit hochwertigerer Ausrüstung und einem vielfach aufwändigeren Workflow fotografiert.

Vermeiden Sie diesen Fehler

In meinen Workshops zum Thema Immobilienfotografie erzählen Immobilienprofis immer wieder, dass sie bisher die Bilder im JPG-Format schon in der Kamera verkleinert aufnehmen, damit sie nicht soviel Speicherplatz verbrauchen. Dieses Relikt stammt aus den Anfängen der Digitalfotografie vor einem Vierteljahrhundert, hat sich in den Köpfen festgesetzt und wird inzwischen auch auf neue Maklergenerationen weitervererbt. Auf eine übliche Speicherkarten mit 64 GB Kapazität passen über 1.500 Fotos einer Nikon Z 30 im größtmöglichen Dateiformat. Der vorhandene Dateispeicher kann also nicht das Problem sein. Auch die Weiterverarbeitung von Dateien dieser Größe sollte ein relativ aktueller Computer anstandslos bewältigen. Ich habe es kürzlich sogar auf einer neun Jahre alten Workstation probiert, und es hat tadellos geklappt.

Falsche Kameraeinstellungen

Falsche Kameraeinstellungen an einer Nikon Z 30- Mit diesen Einstellungen beschränkt der Fotograf schon bei der Aufnahme die Informationsmenge, indem er die Entscheidung einem fremden Algorithmus überlässt. Richtig wäre im linken Menü die Auswahl „NEF (RAW)“. Das rechte Menü trifft in diesem Fall überhaupt nicht zu, weil die Kamera im RAW-Format automatisch die höchste Bildgröße wählt.

Es gibt also keinen Grund, Bildqualität und Bildgröße schon bei der Aufnahme zu verringern. Im Gegenteil – ich empfehle, immer mit dem Maximum an Bildinformationen von einem Fototermin zurückzukehren und dann in Ruhe am Bürorechner zu entscheiden, welche Bildinformationen in die eigentlichen Fotos fließen sollen. Darum geht es im nächsten Abschnitt.

PPI und Bildgröße für Immobilienfotos

Sobald wir das Foto auf dem Computer haben, können wir es nahezu beliebig verkleinern oder vergrößern. Ich meine damit nicht das Zoomen auf dem Bildschirm, sondern die numerische Veränderung der Pixelanzahl. In beiden Fällen ändert sich die Detailtreue der Aufnahme, weil beim Verkleinern die Bildinformationen  aus benachbarten Pixeln zusammengelegt werden müssen oder weil beim Vergrößern neue Pixel „hinzugeraten“ werden müssen.

Die Maßeinheit für die Pixeldichte ist hierbei ppi – Pixel per Inch (englisch für: Pixel pro Zoll). Häufig wird diese Angabe verwechselt mit der verwandten Maßeinheit dpi – Dots per Inch (englisch für: Punkte pro Zoll). Dpi sind für die Druckausgabe gedacht, während ppi vorwiegend bei der Darstellung auf Bildschirmen benutzt werden.

Es ist vielleicht etwas verwirrend, dass man bei der Pixeldichte ebenfalls von Auflösung spricht.

Immobilienfotos auf dem Bildschirm

Bildgrößendialog aus Photoshop 72 ppi

Bildgrößendialog aus Photoshop 72 ppi

Für die Ausgabe am Computer arbeiten Sie mit einer Auflösung von 72 ppi. Das heißt auf 1 Zoll, also 2,54 cm, sind 72 Punkte für die Bilddarstellung verteilt. Würden Sie ein Foto aus der Nikon Z 30 in der 1:1-Vergrößerung (auch 100%-Vergrößerung bezeichnet) öffnen, so dass  jeweils ein Pixel des Fotos von einem Pixel des Bildschirms dargestellt wird, entsteht ein Bild, das über 1,95 m breit und 1,30 m hoch ist. Kein normaler Bildschirm kann das darstellen, ohne dass gescrollt werden muss.

Sie könnten aber die Darstellung durch die Zoomfunktion der Bildanzeigesoftware auf die Bildschirmgröße anpassen. Das hat jedoch einen gravierenden Nachteil. Denn hier werden die mühsam belichteten detailgetreuen Pixel ebenfalls mit ihren benachbarten Pixeln verrechnet, so dass feine Details verlorengehen können. Verschiedene Programme beherrschen dieses als Downsampling benannte Verfahren unterschiedlich. Die führenden Bildbearbeitungsprogramme erfüllen diese Aufgabe gut. Auch die Bildanzeigen moderner Betriebssysteme können das sehr ordentlich. Bei Internet-Browsern hingegen gibt es Kandidaten, die erzeugen Pixelmatsch. Und genau dieses Risiko sollten Sie mit Ihren Immobilienfotos nicht eingehen.

Daher bietet es sich an, die Bildgröße für Immobilienfotos immer mit einer hochwertigen Software auf die zu erwartenden Endmaße zu bringen. So kann es durchaus sein, dass Sie mehrere Kopien vom gleichen Bild für verschiedene Publikationszwecke herstellen. Im besten Fall funktioniert das mit drei Mausklicks. Die Teilnehmer an meinem Workshop Bildbearbeitung für Immobilienfotos erhalten dafür von mir verschiedene Export-Presets für unterschiedliche Szenarien. Darüber hinaus können sie diese mit wenigen Eingriffen auch auf ihre individuellen Anforderungen anpassen. Angenehmer Nebeneffekt – auch die Dateigröße schrumpft, so dass diese Aufnahmen internetfreundlicher werden.

Immobilienfotos für die Druckausgabe

Bildgrößendialog aus Photoshop 300 ppi

Bildgrößendialog aus Photoshop 300 ppi

Für den Druck von Immobilienfotos, egal, ob Sie diese in einem gedruckten Exposé, in einem bebilderten Hochglanzbuch oder als Großformat für die Wand produzieren möchten, ist eine höhere Auflösung erforderlich. Normal für den Druck ist die Bildvorbereitung auf 300 ppi, für sehr hochwertige Produktionen auch 600 ppi und mehr. Ein Foto aus der Nikon Z 30 hat bei 300 ppi eine Größe von ca. 47 x 31 cm, also etwas mehr als DIN A3. Die einzelnen Pixel sind erheblich kleiner.

Weshalb brauchen wir bei der Druckausgabe überhaupt kleinere Pixel als für die Darstellung auf dem Bildschirm? Auf dem Bildschirm ist die Ausgabe grober. Unser Auge lässt sich betrügen und setzt die kleinen Quadrate zu einem Bild zusammen. Bei einem Druck, den wir in der Hand halten, schauen wir genauer hin und würden bei einem 72-ppi-Bild die einzelnen Quadrate in Form von Treppenmustern wahrnehmen. Bei 300 ppi sind die Pixelquadrate entsprechend kleiner, so dass sie dem Auge nicht mehr auffallen.

Entscheidend ist hier auch der Betrachtungsabstand. Denn sobald der Druck aus größerer Entfernung betrachtet wird, um so weniger fallen die Pixelquadrate einer kleineren Auflösung auf. Als Faustregel gilt übrigens, dass für die Wahrnehmung eines ganzen Bildes mit dem klassischen Seitenverhältnis 3:2 der Betrachtungsabstand etwa der Bilddiagonale entsprechen soll.

Vergleich 72 ppi und 300 ppi

Der jeweils angezeigte Bildausschnitt repräsentiert die auf einem Zoll (2,54 cm) in der Bildbreite versammelte Pixelanzahl. Die Bildausschnitte wurden zur besseren Ansicht vergrößert. Der kleine rote Rahmen im Übersichtsbild zeigt, welcher Bildausschnitt verwendet wurde. Links 72 ppi, rechts 300 ppi.

Bildgröße für Immobilienfotos in der Praxis

Meine Kunden erhalten – sofern nichts anderes bestellt ist – ihre Aufnahmen in der größten vorhandenen Bildauflösung, die nach der  Bildbearbeitung und dem finalen Bildzuschnitt vorliegt. Sollten Sie genaue andere Bildabmessungen für Ihre Website, für Online-Portale oder für Social Media wünschen, erhalten Sie diese optional als Kopie.

Falls höhere Bildauflösungen gewünscht werden, als ich mit der vorhandenen Kameratechnik erstellen kann, dann funktioniert das nur per Software-Upscaling. Die Software muss die fehlenden Pixel „raten“, so dass die Ergebnisse für Details manchmal einige Unwägbarkeiten bergen. Die dafür erforderlichen Algorithmen werden aber immer leistungsstärker. Dazu gehört beispielsweise das neue Photoshop-Tool namens Super Resolution, mit dem per KI die Bildgröße für Immobilienfotos verdoppelt werden kann.

Wenn Sie fotografieren, dann stellen Sie ein Bildverhältnis an der Kamera ein, das die meisten Pixel einfängt. Typische Seintenverhältnisse sind 3:2 oder 4:3. Das vom Fernsehen bekannte 16:9 oder gar ein quadratisches Format, also 1:1 sind seltener die richtige Wahl.

Megabyte vs Megapixel

Vergleichen Sie digitale Fotos mit unterschiedlichen Abmessungen, können Sie nicht in jedem Fall linear auf die daraus resultierenden Dateigrößen schließen.

Zum einen können diese Dateien in unterschiedlichen Formaten gespeichert sein. Das von den meisten Fotografen bevorzugte RAW-Format packt die Bildinformation nahezu direkt vom Kamerasensor in eine Datei. Das verbreitete JPG-Format ist eine komprimierte Datei, bei der nach einem Algorithmus die angeblich unwichtigen Bilddaten herausgerechnet werden. Hier könnten in der Kamera neben dem Grad der Kompression (Fein, Normal, Basic) auch unterschiedliche Dateiabmessungen (L, M, S) eingestellt werden. Eine genauere Verkleinerung und Kompression erreichen Sie jedoch, wenn Sie diese Aufgabe nachträglich selbst am Computer vornehmen. In der Bildbearbeitung können Sie auch zusätzliche Ebenen mit bestimmten Einstellungen auf das Foto legen. Damit entstehen jedoch enorme Dateigrößen.

Fassade einer Hotelanlage

Fassade einer Hotelanlage. Die RAW-Datei aus der Nikon Z 30 hat eine Speichergröße von rund 27 MB. Eine daraus resultierende JPG-Datei mit etwa gleichen Abmessungen und moderater Komprimierung kommt auf rund 6,5 MB. Die dazu gehörende Photoshop-Datei mit einer Maskenebene und zwei Einstellungsebenen ist enorme 143 MB groß. Die gleiche Bilddatei in FullHD-Auflösung (1920 x 1080 px) hat lediglich 0,7 MB, während die Dateiversion im klassischen Internet-Format mit 1024 px an der langen Kante lediglich 0,3 MB aufweist.

Mit RAW-Dateien bringen Sie zunächst die meisten Dateiinformationen mit zurück ins Büro. Sie müssen diese Dateien jedoch zwingend bearbeiten. Aus diesem bestmöglichen Material können Sie dann ganz gezielt nach Größe und Qualität das leichtere JPG-Format erzeugen. Wie das mit einem schlanken Workflow funktioniert, zeigen meine Workshops Grundlagen der Immobilienfotografie und Bildbearbeitung für Immobilienfotos.

 
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