Spannend an diesem Auftrag ist natürlich die Lage. Das Areal ist ein Ex-Gefängnis. Massive Backsteinriegel bestimmen die Architektur, errichtet in einem wachsenden Industriestandort in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dieser Ort hat Geschichte erlebt: Als Umerziehungsanstalt für gefallene Knaben der Hauptstadt des Deutschen Reiches, als Sammelstelle für KZ-Häftlinge und als DDR-Gefängnis. Seit ich mich erinnern kann, hatte Berlin-Rummelsburg immer ein dunkles Image. Letzter prominenter Kurzzeithäftling war übrigens Erich Honecker.
Die Rekultivierung des Industriegebiets am Rande der Ringbahn mit Wasseranschluss ist für Immobilienentwickler eine offensichtlich schöne Aufgabe. Sie konvertieren die alten Backsteinbauten in großzügige helle Wohnungen. Sie schaffen Infrastruktur und bebauen Brachflächen, so dass ein neues Wohnquartier entsteht – Wohnen an der Rummelsburger Bucht steht hoch im Kurs.
Als ich den Hausflur betrete und erst recht, als die Kundin die Tür öffnet, bemerke ich nichts von der einstigen Nutzung. Denn das moderne Appartment mit großer Wohnküche, sonnigem Balkon und komfortablem Bad macht es schwer, den einstigen Grundriss von Fluren und Zellen zu erahnen.