Heute führte mich ein Auftrag in Berlins alte Mitte. Einen Steinwurf vom Gendarmenmarkt entfernt steht das alte Borchardt-Haus – ein historisches Gebäude mit roter Fassade, eingerahmt von moderner Architektur der neuen Mitte. Im Erdgeschoss residiert das renommierte Restaurant „Borchardt“. Die Berlin-Grundbesitz Robert Lahs GmbH fungiert als Verwalter dieses Objektes mit exklusiven Büroflächen in den oberen Geschossen.
Robert Lahs kündigte am Telefon an, dass es bei der Fotosession um eine leere Etage ginge. Er hatte bei PrimePhoto allerdings unser Platin-Paket gebucht. Das schien mir mit 20 Aufnahmen etwas überdimensioniert zu sein. Doch schon beim ersten Rundgang wurde ich eines Besseren belehrt. Robert Lahs beherrscht die Dramaturgie ;-)
Der erste Rundgang – historische Büroflächen
Wir betreten das Objekt durch den rückwärtigen Eingang und landen in einem historisch restaurierten Küchenraum mit funktional-moderner Küchenzeile. Über einen Flur, der zu einigen kleinen Büros führt, gelangen wir in einen Saal. Stuck an der Decke und massives Parkett, verleihen der Fläche nicht nur räumliche Größe.
Eine große schwere Doppelfalttür öffnet sich in ein lichtdurchflutetes Zimmer zur Straßenfront hin. Hier steht ein historischer Kachelofen – und wieder Stuck an der Decke. Die danebenliegenden Büroflächen sind Durchgangsräume, so dass man wunderbare Sichtachsen erblickt. Diese Zimmer sind auch von einem langen Flur aus begehbar.
Auf der anderen Seite des Flurs liegen hochmoderne Sanitärräume und wieder einige Büroräume. Den repräsentativen Eingang zur Büroetage erreicht man über das historische vordere Treppenhaus oder den modernen Fahrstuhl, der in einem historischen Gewand steckt.
Doch es wird noch besser
Dann führt mich der Verwalter in das darunterliegende Stockwerk. In etwa der gleiche Zuschnitt erwartet mich, aber hier haben sich die Innendesigner der Gründerzeit ausgetobt. Noch viel oppulenter sind die Stuckdecken in diesem Geschoss. Die Räume zur Straßenfront sind mit dunklem Holz getäfelt, zum Teil mit beeindruckenden Ornamenten geschnitzt. Es gibt einen Balkon mit freiem Blick auf den Gendarmenmarkt.
Schiebetüren mit satiniertem Glas geben den Blick nach innen frei auf Flur und andere Räume. Der Korridor ist hier durch mehrere Glaswände unterteilt. In einem Abschnitt steht ein historischer Kachelofen und an der Decke prangt ein farbenfroher Stuck, vermutlich aus Majolika. Wenn noch Zeit sei, könne ich auch hier noch einige Aufnahmen machen, meinte der Verwalter, wichtig seienjedoch, die Büroflächen darüber liegende Etage, in der wir zuerst waren.
Die Herausforderung: große leere Räume
Ich mache mich also ans Werk. Zunächst füttere ich die Parkuhr mit vielen Euros, denn den Parkplatz vor dem Haus will ich nur ungern aufgeben. Ich plane, zunächst mit mittelschwerem Equipment zu arbeiten, die große mobile Blitzanlage bleibt vorerst im Koffer. Der Rest der Ausstattung wird in den 3. Stock transportiert (zum Glück gibt es ja den Fahrstuhl).
Dann ziehe ich mit dem Smartphone durch die Etage und erstelle meine Shotlist. Damit ist bei den vielen Räumen (fast 20 pro Etage) dafür gesorgt, dass kein interessantes Motiv vergessen wird. Die Herausforderung an diesem Auftrag ist, die großen Räume abzubilden, zumal sie leer sind. Sobald Designelemente auftauchen, wird es leichter.
Ich öffne alle Türen und stelle Sichtachsen her. Natürlich gibt es fast immer auch Aufnahmen mit geschlossenen Türen, aber die schaffen es so gut wie nie in die engere Auswahl.
Im dunkleren hinteren Gebäudetrakt setze ich mein Kompaktblitzsystem ein, um eine freundliche Atmosphäre zu erreichen. Die lichtdurchfluteten Zimmer im Vorderhaus kommen ohne künstliches Licht aus.
Nach gut sechs Stunden bin ich mit den Büroflächen auf der oberen Ebene fertig und ziehe um in die Beletage. Was für eine Freude ist es, diese historischen innenarchitektonischen Highlights zu studieren und abzulichten. Nach weiteren zwei Stunden sind alle wichtigen Aufnahmen im Kasten.