Fachbegriffe, die jeder kennen sollte (der Immobilien fotografiert)

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 12. Februar 2024 - in: Tutorials

Fachbegriffe, die man bei der Immobilienfotografie kennen sollteWenn sich Fotografen unterhalten, dann verstehen Laien meist nur „Bahnhof“. Denn die Fotografie ist nicht nur ein kreativer Prozess. Sie wird häufig bestimmt von einer ausgefeilten Technik, bestehend aus Kamera, Objektiv und einigem Zubehör. Damit einher gehen immer technische Fachbegriffe.

Insbesondere bei der Immobilienfotografie mit ihren speziellen Licht- und Raumbedingungen kommt es nicht nur auf das kreative Auge, sondern auch auf die passende technische Lösung an, um realistische und trotzdem einladende Aufnahmen zu machen. Aus diesem Grund sollte sich jeder, der Immobilienfotos erstellt, bemühen, das entsprechende Vokabular zu verstehen.

Hier folgt die Erklärung zu allgemeinen fotografischen Fachbegriffen, die in der Immobilienfotografie eine Rolle spielen. Ich möchte diese Erläuterungen nicht mit weiterem Fachchinesisch spicken und sie statt dessen allgemeinverständlich halten.

Brennweite bestimmt den Bildwinkel

Fachbegriff BrennweiteDie Brennweite ist ein Fachbegriff aus dem physikalischen Fachgebiet der Optik. Sie bestimmt im fotografischen Sinne die Größe des Bildwinkels, mit dem wir eine Szene abbilden und wird durch das Objektiv erzeugt. Das Objektiv projeziert das jeweilige Bild auf die zur Verfügung stehende Bildfläche, den Kamerasensor.

Die sogenannte Normalbrennweite soll in etwa der Wahrnehmung mit unseren Augen entsprechen. Häufig wird ein Wert von 50 mm als Normalbrennweite angenommen. Wichtig ist jedoch hierbei, dass als Bildfläche ein Kamerasensor im so genannten Vollformat dient. Diese Sensorgröße entspricht mit 24 x 36 mm den Kleinbildnegativen oder -dias, die wir noch aus der analogen Fotografie auf Film kennen. Bei Digitalkameras mit anderen Sensorgrößen hat die Normalbrennweite einen anderen Wert. So beträgt sie beim weit verbreiteten APS-C-Format (um den Faktor 1,5 bis 1,6 kleiner als Vollformat) etwa 35 mm.

Werte, die über der Normalbrennweite liegen, bezeichnet man als Tele-Brennweiten. Sie sind dementsprechend in Tele-Objektiven zu finden. Diese zeigen einen kleineren Bildausschnitt und vergrößern diesen auf die Sensorfläche. So entsteht der Eindruck, als würde das Motiv „herangeholt“ werden.

Für die Immobilienfotografie interessant sind jedoch Brennweiten unterhalb der Normalbrennweite – so genannte Weitwinkel-Brennweiten. Mit ihnen ist es möglich mehr Bildwinkel, als unser aktives Augen-Seh-Feld auf einem einzigen Bild zu zeigen. Damit können auch kleine Räume auf einem Foto dargestellt werden. Aber Vorsicht: Man sollte diesen Weitwinkel-Effekt nicht übertreiben, um beim Betrachter keine falschen Erwartungen über die Raumgröße zu wecken.

Darüber hinaus erzeugt die Brennweite weitere Effekte im Bild, die beispielsweise die räumliche Darstellung und den Schärfebereich betreffen.

Blende bestimmt die Lichtmenge – und mehr

Fachbegriffe: BlendeDie Blende an einer Kamera bestimmt die Größe der Frontöffnung am Objetiv, durch die das Licht in die Kamera fällt. Bei den meisten Objektiven besteht diese Öffnung aus mehreren, kreisförmig angeordneten Metall-Lamellen, mit denen die Öffnung variabel verstellbar ist. Damit kann mehr oder weniger Licht in die Kamera fallen. Der Zusammenhang ist klar: große Öffnung – viel Licht, kleines Loch – wenig Licht.

Etwas verwirrend mag die Verwendung der dazu gehörenden Blendenwerte erscheinen, denn eine große Blendenöffnung kennzeichnet ein kleiner Wert, während die Wahl einer großen Zahl immer eine stärker geschlossene Blende bewirkt. Große Öffnungen liegen, je nach Objektiv bei 1.4 bis 4 und kleine Blendenöffnungen häufig oberhalb von 11.

Welche Lichtmenge nun für ein gut belichtetes Bild sorgt, ermittelt der kamera-interne Belichtungsmesser im Zusammenwirken mit weiteren Kameraeinstellungen.

Doch ist die Blende auch für einen anderen Effekt verantwortlich – die so genannte Schärfentiefe (oder Tiefenschärfe). Und das funktioniert so: Zunächst stellt man das Objektiv auf einen bestimmten Punkt in der Ferne scharf. Doch nach optischen Gesetzen wird auch ein Bereich vor und hinter diesem Punkt – also in der Tiefe – scharf abgebildet. Wie groß dieser Bereich ist, wird unter anderem durch die Blende bestimmt. Eine kleine Blendenöffnung sorgt für einen großen Schärfebereich, eine große Blendenöffnung für eine kleine Schärfentiefe.

In Zusammenarbeit mit der Brennweite und der Fokusentfernung lässt sich bei Immobilienfotos recht genau steuern, dass nahezu ein ganzer Raum von vorn bis hinten scharf abgebildet wird.

Bei herkömmlichen Smartphones gibt es nur eine feste Blende, so dass die korrekte Belichtung durch andere Parameter gesteuert werden muss. Der Effekt einer kleinen Schärfentiefe lässt sich deshalb an modernen Telefonen durch die Kamerasoftware einigermaßen zufriedenstellend simulieren.

ISO-Wert ist empfindlich

ISO-WertAn den meisten Kameras kann man einstellen, wie empfindlich sie auf das einfallende Licht (dessen Menge ja bereits durch die Blende gesteuert wurde) reagieren. Wozu ist das gut? Wenn Sie bis hierher aufgepasst haben, wissen Sie es: In der Immobilienfotografie haben wir die Blende weit geschlossen, um eine größtmögliche Schärfentiefe zu erzielen. So gelangt aber nur wenig Licht auf den Kamerasensor. Wenn man jetzt dessen Lichtempfindlichkeit anhebt, kann man den Verlust an Lichtmenge ausgleichen und trotzdem eine ausgewogen belichtete Aufnahme erzeugen.

Doch hat der hohe ISO-Wert einen gravierenden Nachteil: Er erzeugt unweigerlich Störungen im Bild – das so genannte Bildrauschen. Schickt man ein solches Foto anschließend durch die Bildbearbeitung am Computer, um mehr Details sichtbar zu machen, wird dieses Bildrauschen noch weiter verstärkt.

Daher ist es für Immobilienfotos wichtig, hier nicht zu übertreiben und die benötigte Lichtmenge auf andere Art zu gewinnen. Das kann dann nur durch die Zeitdauer gesteuert werden, über die der Kamerasensor dem einfallenden Licht ausgesetzt wird. Auch diese Belichtungszeit kann man gezielt an der Kamera einstellen, so dass sie zu Blende und ISO-Wert passt. Diese drei Werte bilden das so genannte Belichtungsdreieck.

Es gibt auch eine automatische ISO-Anpassung, bei der wir aber nicht wissen, ob viel oder wenig Bildrauschen erzeugt wird. Bei Smartphones wird diese in den Standard-Apps verwendet. Erst die Nutzung spezieller Foto-Apps kann diese Beschränkung aufheben.

Aufgepasst! Belichtung oder Autofokus?

AuslöserEin Phänomen fällt mir in meinen Fotoworkshops für Immobilienprofis immer wieder auf: Wenn der Fotolaie erklären soll, wie er fotografiert, dann verwechselt er häufig die Begriffe im Zusammenhang mit Belichtung und Fokus. Die Belichtung sorgt für die passende Lichtmenge, um ein Foto zu erzeugen, während der Autofokus für eine scharfe Abblildung verantwortlich ist. Das sind zwei von einander unabhängige Prozesse.

Allerdings – und das kann der Grund für diese Begriffsvermengung sein –  werden beide Funktionen bei den meisten Kameras über den gleichen Knopf gestartet. Denn wenn Sie den Auslöseknopf halb bis zum ersten Druckpunkt drücken und halten, misst die Kamera die Belichtung und stellt diese gegebenenfalls korrekt ein. Gleichzeitig sucht sie nach einem Fokuspunkt, um das Objektiv scharfzustellen. Wenn man den gehaltenen Auslöser dann voll durchdrückt, wird das Foto mit diesen Werten erstellt – scharf UND richtig belichtet.

Erfahrene Fotografen trennen diese Funktion und programmieren beispielsweise für die Schärfemessung einen anderen Knopf an der Kamera (Funktion AF-L, AE-L). Das ist meiner Meinung aber nur sinnvoll, wenn man nicht ausschließlich statische Motive fotografiert – für die Immobilienfotografie also nicht von Bedeutung.

Weißabgleich

WeißabgleichZum Fotografieren braucht man Licht. Doch kann das Licht ganz unterschiedliche Farbtönungen haben: morgens und abends haben wir warmes Licht mit mehr Rotanteilen, während mittags eher eine kühle Lichtstimmung herrscht, weil das Sonnenlicht eine kürzere Entfernung durch unsere Atmosphäre zurücklegt und damit nicht von so vielen Partikeln (beispielsweise Staub und Wasserdampf) gefiltert wird. Unserer Wahrnehmung mit den Augen fallen dabei nur große Unterschiede auf, während eine Kamera schon bei kleinen Differenzen unbestechlich ist.

Gleiches trifft auf die Lichtstimmung in Innenräumen zu. Sie wird von der Art der Raumbeleuchtung oder Einrichtungsfarben beeinflusst.

Die Differenz wird besonders krass in der Immobilienfotografie, wenn beide Extreme aufeinandertreffen: kühles Mittagslicht von außen und warme Farbtöne innen, beispielsweise durch einen schönen Holzfußboden.

Der Weißabgleich kann uns helfen, zumindest in einem der Bereiche korrekte Farben zu erzielen, so dass man gegebenenfalls nur den anderen in der Nachbearbeitung korrigieren muss. Wobei der Bezug zum Begriff „weiß“ etwas irreführend ist, denn technisch gesehen handelt es sich dabei immer um einen Ton, der in Natura neutral gefärbt ist, also Grau. Man nimmt also eine neutralgraue Fläche als Referenz, stimmt das Bild so ab, dass sie auch im Foto neutralgrau erscheint, und alle anderen Farben im Bild werden damit automatisch korrekt wiedergegeben. So gut wie alle Kameras haben einen automatischen Weißabgleich, der bei guten Fotoapparaten meistens schon recht ordentlich trifft und dem Fotografen etwas Nacharbeit abnimmt.

Den Weißabgleich können Sie in vielen Fällen auch in guten Bildbearbeitungsprogrammen nachträglich genau justieren.

Fachbegriffe: War das zuviel Theorie?

Dann kann ich nur empfehlen diese Erkenntnisse in einem Praxisworkshop zu vertiefen. „Grundlagen der Immobilienfotografie“ erklärt diese Fachbegriffe und zeigt unter anderem, wie man ihre Funktionen in praktischen Übungen für bessere Immobilienfotos einsetzt.

 
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