Welche Farben und Deko wirken in Immobilienfotos besonders gut?

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 11. August 2025 - in: Top 100

Welche Farben und Deko wirken in Immobilienfotos besonders gut?

Ein starker Look-and-Feel entscheidet oft in Sekunden über Interesse oder Desinteresse bei Immobilienfotos. Doch welche Farben und Deko in Immobilienfotos wirken wirklich? Als Immobilienfotograf erkläre ich Ihnen praxisnah, welche Farben Emotionen wecken, welche Dekotrends überzeugen – und worauf Sie als Makler achten sollten, damit Ihre Exposés besser performen.

Neutrale Farben als universelles Mittel

Neutrale Grundtöne wie Weiß, Creme, Hellgrau oder Beige sind die sichere Wahl: Sie wirken sauber, offen und lassen Räume größer erscheinen. Das Ausstattungsportal Fixr berichtet, dass 61 % der Innenausstatter neutrale Farben bewusst nutzen, um Räume größer wirken zu lassen. Diese Farbgebung schafft eine Bühne, auf der sich potenzielle Käufer ihr Leben leichter vorstellen können.

Neutrale Töne bilden damit ein harmonisches Gesamtbild, das möglichst viele Zielgruppen anspricht – und nebenbei gesagt auch die spätere Bildbearbeitung einfacher macht.

Akzentfarben gezielt einsetzen

Gezielte Akzente mit Farbe sorgen für Emotion. Pastelltöne – etwa Mint, Hellblau oder sanfte Grünnuancen – wirken modern, freundlich und beruhigend. Ein grüner Pflanzenakzent oder eine pastellfarbene Decke setzen lebendige Hingucker, ohne vom Gesamtbild abzulenken – genau das, was auf Fotos einladend wirkt.

Farbpsychologie: Vorsicht bei Rot, Gelb & Co.

Intensive Farben wie Rot, kräftiges Gelb oder Knallpink polarisieren stark – und sind somit riskant.

Rot assoziiert Leidenschaft, aber auch Gefahr oder Aggression. Technisch ist es nicht unkritisch für das Kameraverhalten und wirkt, massiv eingesetzt, auf Bildern leicht überladen. Das Auge schaut beim Betrachten immer zuerst auf die hellen Bereiche und auf rote Bildbestandteile. Also Vorsicht, wenn unbedeutende Bildteile in dieser Farbe erscheinen – sie lenken leicht von der eigentlichen Bildaussage ab. Beispiel aus der Praxis: In einer Küche leuchtet an der etwas betagten Mikrowelle die Uhrzeit in knalligem Rot. Der Betrachter entdeckt das sofort und sinniert erst einmal darüber, dass dieses Bild um 11:36 Uhr aufgenommen wurde, statt sich einen Eindruck vom Küchenraum zu verschaffen.

Auch an Knallgelb, Pink oder Türkis scheiden sich die Geister, Pink oder Türkis. Sie sind nur sparsam zu nutzen. Designer und Home Stager raten daher zu neutralem Grundton plus sanften Akzenten.

Das böse knallige Rot

Knalliges Rot wird in finalen Fotos, die im Dateiformat JPG erzeugt wurden, häufig mit Störungen wiedergegeben. Insbesondere an den Übergängen zu hellen und andersfarbigen Bereichen kommt es zur Klötzchenbildung, Falschfarben und Unschärfen. Das hängt zusammen mit der Datenkompression, die für eine kleine Speichergröße sorgen soll und mit unserer besonderen Sehempfindlichkeit für rotfarbige Dinge.

Vergleich JPG und PNG

Vergleich JPG und PNG – In der Vergrößerung sind die störenden Kompressionsartefakte deutlich sichtbar.

Wer im JPG-Format fotografiert, erzeugt die erste Stufe dieser Bildfehler bereits beim Druck auf den Auslöser. Jede nachfolgende Speicherung als JPG am Computer verstärkt den Effekt womöglich. Auch das automatische Umformatieren der fertigen Fotos nach dem Hochladen auf Immobilienportalen kann bei zu starker Kompression diesen Fehler weiter eskalieren, ohne dass Sie Einfluss nehmen können.

Wie können Sie das verhindern?

Ziel muss es sein, den Bildprozess mit möglichst wenig Bildstörungen zu durchlaufen.

  • Komprimieren Sie Ihre JPG-Fotos beim Fotografieren und Speichern nicht zu stark. Sowohl in der Kamera, als auch in guter Software gibt es dafür eine Einstellung.
  • Fotografieren Sie viel besser im RAW-Format, um den Qualitätsverlust in der Kamera schon einmal zu verhindern. RAW-Bilder müssen allerdings zwingend in der Bildbearbeitung in ein anzeigefähiges Dateiformat konvertiert werden.
  • Verwenden Sie nach der Bildbearbeitung statt JPG andere Bildformate wie PNG oder WebP, die verlustarm komprimieren. Sie müssen aber vorher prüfen, ob diese Bildformate von ihrem Portal im Netz aktzeptiert werden.
  • Reduzieren Sie die Dateiabmessungen auf die vorgegebenen Mindestmaße Ihrer Publikationsplattform. Wenn Sie statt der großen Megapixel-Bilder aus Ihrer Kamera kleinere Dateien (im besten Fall exakt pixelgenau passend) aufliefern, muss der automatische Kompressionsalgorithmus der Plattform nicht so aggressiv zupacken.

Farbwirkung nach Raumfunktion

  • Wohnräume/Küche: Warme Töne wie Beige, Senfgelb oder Terrakotta-Akzente schaffen Gemütlichkeit und Energie.
  • Schlafzimmer/Badezimmer: Kühle Töne wie Blau und Grün sorgen für Ruhe und Entspannung.
  • Allgemein: Einheitliche Farbkombinationen durch das gesamte Objekt wirken besonders harmonisch und vermitteln Klarheit.

Dekoration: Weniger ist mehr

Dezente, ausgewählte Deko hebt Werte hervor:

  • Pflanzen: Frisches Grün schafft Leben, Frische und Professionalität.
  • Textilien: Kissen oder Decken in neutraler Tönung strukturieren, ohne überladen zu wirken.
  • Objekte: Schlichte Keramik, Glasvasen, Holztabletts – verleihen Stil und Reduktion.
  • Spiegel & Licht: Sorgen für optische Weite und Offenheit.

Wichtig: Dekoration soll das Raumgefühl unterstützen, nicht die persönliche Note widerspiegeln.

Verzichten auf zu viele Muster

Große Muster oder unruhige Deko lenken vom Gesamtbild ab. Besser sind feine Texturen – Leinen, Holz, feine Muster oder natürliche Materialien – um Tiefe zu erzeugen, ohne abzulenken. Allerdings können sehr feine Muster auf dem Foto schwierig sein, weil es zu Überlagerungen mit dem Pixelraster kommen kann und unschöne Moiré-Effekte entstehen.

Beispiel – Wirkung in der Kombination

Ein Wohnzimmer könnte so aussehen:

  • Wände: Hellgrau oder Creme
  • Sofa: Zartgrau mit Pastellkissen
  • Grünpflanze in der Ecke
  • Holz- oder Keramiktablett mit Obst

So entsteht ein harmonisches Bild: neutral, einladend, emotional ansprechend.

Technische Umsetzung – Aufgabe für Makler

Vielfach haben Makler keine Chance, in das Raumdesign einzugreifen. Wenn aber die Möglichkeit besteht, dann gilt:

  • Präsentieren Sie neutrale Räume mit ein bis zwei Farbakzenten (weißes Wohnzimmer & farbige Stühle).
  • Verzichten Sie auf persönliche Fotos oder dominante Deko (abhängen und wegstellen).
  • Nutzen Sie Pflanzen und Licht gezielt für Atmosphäre (gegebenenfalls umräumen, Vorhänge öffnen).
  • Achten Sie auf ruhige, versöhnende Texturen (Bildkomposition anpassen).

Häufig reicht das – schon wirkt das Exposé professioneller.

Fazit

Die Kombination aus neutralen Farben, gezielten Akzenten und Texturen sowie minimaler Deko sorgt für emotionale, hochwertige Immobilienfotos. Intelligente Farbwahl und kluge Wahl des Bildwinkels steigert die Wahrscheinlichkeit für ein gutes Ersterscheinungsbild – und kann den Verkaufsprozess entscheidend beschleunigen.

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