Diese Fragen muss ein Kamera-Test für Immobilienfotos beantworten

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 4. August 2021 - in: Ausrüstung

Diese Fragen muss ein Kamera-Test für Immobilienfotos beantwortenWenn Sie eine neue Kamera suchen, dann studieren Sie bestimmt den einen oder anderen Kamera-Test im Internet. Oder Sie gehen in den Elektronikmarkt und lassen sich beraten. Oder Sie vertrauen sich dem Fachverkäufer in einem Fotofachgeschäft an. Letzte Option: Oder Sie fragen einen Bekannten mit Fotoerfahrung. In meinen Foto-Workshops für Immobilienprofis höre ich manchmal haarsträubende Geschichten darüber, wie meine Teilnehmer zu ihrer Kamera gekommen sind.

Das Traurige: In den meisten Fällen wird nicht das optimale Equipment empfohlen. Denn die wenigsten Tippgeber machen sich vor ihrer Empfehlung die richtigen Gedanken über die speziellen Anforderungen der exotischen Sparte Immobilienfotografie. Ihnen fehlt die Einsicht in das folgende Dilemma: Immobilien-Profis sind keine Fotoexperten, benötigen aber dennoch eine auf Ihren Bedarf und die harschen Aufnahmebedingungen angepasste Ausrüstung, um starke Immobilienfotos zu produzieren.

Kein wirklicher Kamera-Test

Es gibt ganz verschiedene Quellen, um sich über die passende Ausrüstung zu informieren, nicht alle versprechen einen Kamera-Test.

Influencer – oft am Ziel vorbei

Viele Technik-Influencer auf den sozialen Onlinekanälen stellen bei einem Kamera-Test gern einen Haufen von Handbuch-Daten online, verpackt in zweifelsohne schöne Worte und Bilder. Doch das ist eben kein wirklicher Praxis-Test sondern höchstens eine Kamerabesprechung – oder neuhochdeutsch ein Review. Auch der Vergleich mit älteren Kameras der gleichen Marke oder auch mit Modellen anderer Hersteller macht es nicht besser.

Damit ist dem Immobilienprofi also keineswegs geholfen, denn er kann die Bedeutung der einzelnen Parameter meist gar nicht richtig bewerten. Oder können Sie etwas mit dem Bayer-Pattern, fps oder 4-2-2 anfangen? Schon allein die Einschätzung der Anzahl der sinnvollen Bildpunkte in Megapixel fällt den meisten schwer, denn in unserem Fall bedeutet MEHR nicht immer BESSER.

Elektronikmarkt – Zielgruppe verfehlt

Viele Fotoverkäufer in den großen Elektronikmärkten sind sehr gut darauf trainiert, die breite Masse zu beraten. Insbesondere Laien und Amateure profitieren von der immer besseren Ausbildung dieser Mitarbeiter und finden so gewiss schnell eine passende Kamera.

Auf die Nischendisziplin Immobilienfotografie sind aber die wenigsten vorbereitet, so dass hier Empfehlungen nicht immer ins Schwarze treffen. Erst recht kann man nicht erwarten, dass es hier einen speziellen Kamera-Test gegeben hat.

Außerdem verführen in den Märkten ziemlich verlockende Angebote häufig schon älterer Kameras in Verbindung mit nicht immobilientauglichen Objektiven zu Impulskäufen, die am Ende wegen falscher Paketzusammensetzung gar nicht den gewünschten Spareffekt bringen. Immobilienprofis sind dafür einfach die falsche Zielgruppe.

Fachhandel – oft zu vorsichtig

Nicht viel anders sieht es im Fotofachhandel aus. Natürlich sind die Mitarbeiter viel besser ausgebildet und auch dem Fotoprofi oft ein exzellenter Partner auf Augenhöhe. Viele von ihnen fotografieren selbst professionell und produzieren starke Fotos – aber eben meistens nicht in unserem speziellen Genre.

Ich habe mit vielen Immobilienprofis gesprochen, die nicht sicher waren, ob die dort gekaufte Ausrüstung wirklich passgenau war. Alle gebotene Sorgfalt im Verkaufsprozess führte offensichtlich dazu, dass man den fotografischen Laien nicht zutraute, mit wirklich speziellem Equipment zu den gewünschten Ergebnissen zu kommen.

Freunde – keine zuverlässige Quelle

Und dann sind da noch Freunde und Bekannte, die mit ihren schönen Aufnahmen von Urlaub, Familie, Freizeit und Hobbies beeindrucken. Denen vertraut man natürlich am liebsten, weil man ihnen auch die peinlichen Fragen stellen kann, ohne sich eine Blöße zu geben.

Dummerweise haben die wenigsten von ihnen jemals Architektur für kommerzielle Zwecke fotografiert. Sie berichten also auch nur, was sie schonmal woanders gehört haben. Oder sie sind Fanboys einer bestimmten Fotomarke oder Kameraart, die für die Ansprüche der Immobilien, nicht ideal passen. Manche von ihnen sind aber auch Foto-Nerds, die aus gewöhnlichen Fotos erst durch intensive Bildbearbeitung zu ihren kleinen Kunstwerken kommen. Für den geschäftlichen und effizienten Einsatz von Immobilienfotos wäre so ein Vorgehen jedoch unproduktiv.

Kamera-Test – das ist den Immobilien-Profis wichtig

Wenn man dann doch einen richtigen Test findet, dann werden häufig Fragen beantwortet, die für die Immobilienfotografie irrelevant sind.

Fragt man hingegen einen Immobilienprofi, worauf er bei seiner Fotoausrüstung Wert legt, dann fallen als erste Antworten:

  • Geringes Gewicht
  • Transportfreundliche Größe
  • Gemäßigter Preis

Bildqualität muss bei Kamera-Test im Vordergrund stehen

Zudem stellen sich weitere grundlegende Fragen bei einem Kamera-Test für die Immobilienfotografie. In erster Linie geht es dabei um die Bildqualität. Aber auch eine bequeme Bedienung und mögliche Folgeaufwände für Top-Fotos spielen eine Rolle.

Als Immobilienprofi kennen sie das: Bei vielen Innenaufnahmen sind entweder die Fenster völlig überstrahlt oder die Schattenbereiche erscheinen ohne Details. Selbst professionelle Kameras sind dem menschlichen Sehvermögen unterlegen, wenn es um das im Bild erfasste Helligkeitsspektrum geht. Bei erschwinglichen Markenkameras umfasst dieser Bereich etwa die Hälfte unseres Augenlichts. Also konzentriert sich die Kamera entweder nur auf die hellen, die dunklen oder die mittleren Töne im Bild, niemals aber auf das gesamte Spektrum. Somit gehen in mindestens einem der Bereich die wichtigen Details verloren.

Also suchen wir nach einer Kamera, die dieses Problem am besten bewältigt. Leider sind das häufig Fotoapparate mit großen Bildsensoren. Diese bringen auch etwas mehr Volumen und Gewicht mit und haben größere und meist leistungsstärkere Objektive.

Fakt ist: Kleine Kameras machen schlechtere Bilder, denn häufig sind in ihnen Bildsensoren mit sehr kleinen lichtempfindlichen Elementen verbaut. Je größer aber diese Pixel sind, um so besser wird die Bildqualität (dazu gleich mehr). Dafür benötigt man Sensoren mit einer größeren Fläche. Und diese wiederum lassen sich nur in größeren und schwereren Kameragehäusen unterbringen. Gleichzeitig wachsen damit auch die Maße und das Gewicht der erforderlichen Objektive.

Die Bildqualität hängt bei Immobilienfotos insbesondere an einem geringen Bildrauschen. Das Bildrauschen verringert sich, wenn die einzelnen Pixel mehr Platz auf einer größeren Sensorfläche haben. Also brauchen wir entweder nicht so super viele Megapixel oder einen größeren Sensor - am besten beides.

Zwar kann man heute jede neue Marken-Kamera so einstellen, dass das Grundrauschen von sich aus nahezu unsichtbar ist, aber die intensive nachträgliche Bildbearbeitung, mit der man bei Immobilienfotos viele Details auch in den hellsten und dunkelsten Bildteilen (siehe vorherige Frage) rettet, verstärkt diese Art der Bildstörung enorm. Besser sind auch hier Kameras mit einem großen Bildsensor.

Weiteren Einfluss auf die Bildqualität übt die erzielbare Bildschärfe aus. Sie wird in erster Linie durch ein exzellentes Objektiv erzielt. Auch hier stehen große Linsen in Top-Qualität dem Wunsch nach geringer Größe und kleinem Gewicht offensichtlich entgegen.

Dazu gehören beispielsweise ein Ultra-Weitwinkelobjektiv, mit dem normal große Räume formatfüllend eingefangen werden können. Darüber hinaus benötigt man eine drahtlose Fernbedienmöglichkeit (extra Produkt oder Smartphone), mit der man verhindert, dass die Kamera bei längeren Belichtungszeiten verwackelte Bilder aufnimmt. Damit lässt sich auch umgehen, dass bei spiegelnden Oberflächen der Fotograf mit im Bild erscheint.

Kontraproduktiv sind Kameras mit verschachtelten Systemmenüs und unklaren Befehlsbezeichnungen ebenso wie zu leicht oder zu schwer gängige Bedienknöpfe und -räder.

Der Empfehlungsgeber sollte mit der Ausrüstung selbst gearbeitet haben, denn nur dann lassen sich Vor- und Nachteile wirklich ermitteln. Gut ist es auch, wenn es die Möglichkeit des Praxisvergleichs gibt, um das besser geeignete System zu finden.

Sie müssen jetzt tapfer sein: Es gibt keine akzeptablen Immobilienfotos, die nicht nachträglich am Computer optimiert wurden. Hier kommt es allerdings darauf an, dass die Kamera ein so gutes Bild liefert, dass der Retusche-Workflow sehr schlank gehalten werden kann. Mit dem in meinen Foto-Workshops vermittelten System benötigen die Teilnehmer am Ende weniger als 2 Minuten für ein top korrigiertes Foto.

Wer seine Immobilien im Video vorstellen möchte, der findet bei allen aktuellen Systemen eine ausreichende Qualität. Wird von den Influencern in Kameratests an der Bildwiederholrate, der Auflösung oder dem Flat-Profile herumgemosert, so betrifft das Videoproduktionen im High-End-Bereich. Dieser sollte ohnehin Profis überlassen werden. Für beeindruckende Online-Videos langt die vorhandene Ausstattung akuteller Kameras allemal.

Bei der Anschaffung sind weitere Kosten zu berücksichtigen. Es gibt beispielsweise neue Systeme mit extrem schnellen, aber auch teuren XQD-Speicherkarten, deren Preis den einer Marken-SD-Karte schnell um das 10fache übersteigt.

Wer sich eine Kamera mit 60 und mehr Megapixeln zulegt, muss wegen der riesigen Bilddateien meist auch die eigene Speicherarchitektur oder gar das ganze Computersystem ersetzen, um ein flüssiges Arbeiten zu ermöglichen.

Das Schöne an den großen Kameramarken ist, dass sie über sehr gut ausgebaute Systeme mit einer hohen markeninternen Kompatibilität verfügen. Will man auf eine andere Kameramarke wechseln, so muss man auch die Teile des Systemzubehörs ersetzen. Wenn sich am Ende eine deutlich bessere Bildqualität ergibt, sich eine effizientere Arbeitsweise einstellt und am Ende die Bequemlichkeit aufgrund kleinerer Größen und Gewichte sinkt, ist dies einen Wechsel allemal wert.

Empfehlung nach eigenem Kamera-Test

Die folgende Ausrüstung habe ich getestet und kann sie guten Gewissens empfehlen. Sie bietet einen guten Kompromiss zwischen Portabilität und sehr guter Bildleistung.

Empfehlung jetzt lesen ➜

 
   |