Sollten Makler die Immobilienfotografie tatsächlich outsourcen?

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 23. April 2023 - in: Fragen und Antworten

Sollten Makler die Immobilienfotografie tatsächlich outsourcen?„Was ich selbst nicht kann, soll ein Profi machen,“ lautet ein kluger Spruch erfahrener Unternehmer. Das spart am Ende Zeit und Geld. Bei vielen Serviceleistungen entscheiden sich Immobilienprofis deshalb zum Outsourcen. Sie vergeben also Aufträge an externe Spezialisten, wenn keine Kompetenzen für diese artfremden Aufgaben im eigenen Unternehmen vorhanden sind. Die Spanne reicht meinetwegen von der Steuerberatung bis zur Kfz-Reparatur.

Vielleicht haben Sie aber Mitarbeiter, die breiter qualifiziert sind oder Spezialwissen durch intensiv ausgeübte Hobbies angesammelt haben. Dann werden Sie vielleicht auf das Outsourcen verzichten und statt dessen auf diese nunmehr unternehmenseigenen Skills zurückgreifen.

Und dann gibt es Aufgaben, für die die meisten Leute vermeintlich viel Erfahrung mitbringen, weil sie im täglichen Leben ohnehin eine Rolle spielen. Das beginnt beispielsweise beim korrekten Einsatz der deutschen Sprache, geht weiter beim Umgang mit Social Media und betrifft letztlich auch die Fotografie im Unternehmen. Klar, so ziemlich jeder hat heute ein fotofähiges Smartphone in der Tasche und nutzt es gern für alle erdenklichen Anlässe privater Natur.

Kontra: Outsourcen muss nicht immer sein

Wer jetzt glaubt, dass ich als Immobilienfotograf darauf bestehe, dass jegliche Fotografie an Fotoprofis vergeben werden muss, der irrt. Das mag sich zunächst vielleicht geschäftsschädigend für mein Business anhören, ist aber die Essenz aus der Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte.

  1. Smartphones sind ein gutes Trainingswerkzeug. Wer viel fotografiert, entwickelt einen Blick für ein gutes Foto. Ich rede hier nicht von den dauerfeuernden Schnappschussfanatikern, sondern von Zeitgenossen, die sich für ein einzelnes gutes Bild auch gern einige Sekunden Zeit nehmen. Das fällt dem smartphonebewaffneten Laien zunächst schwer, aber Sie sollten sich dazu zwingen, Blickwinkel, Lichteinfall, Vordergrund und Hintergrund bei jedem Foto zu beachten und ihre Aufnahme vor der Aufnahme dahingehend zu korrigieren.
  2. Aktuell brauchen Sie noch immer eine wichtige Einsicht: Ein Smartphone ist aufgrund seiner technischen Beschränkungen (kleiner Sensor, winzige Objektive, automatische Bildmanipulation) für die krassen Aufnahmebedingungen bei Immobilien überfordert. Schon eine kleine Fotoausrüstung ist dem Smartphone deutlich überlegen. Sie sollten also zu einer kleinen Investition bereit sein.
  3. Mit etwas Spezial-Fotowissen, wie man bessere Immobilienfotos macht, erkennen Sie die Probleme und Fallstricke vor Ort und wissen genau, wie Sie diese entschärfen. So machen Sie effizient immer bessere Fotos. Ein allgemeiner Fotokurs an der Volkshochschule reicht dafür jedoch nicht aus. Sie sind dann zwar mit einigen Begrifflichkeiten und fotografischen Grundlagen vertraut, verfügen aber nicht über das Knowhow zum Thema Immobilienfotografie.
  4. Wer dann seinen Fotos noch etwas Gutes tun will, schickt sie anschließend durch die Bildbearbeitung. Exzellente Software gibt es für kleines Geld. Auch hier gilt es, einen schlanken Workflow zu erarbeiten, der in kürzester Zeit Ihre Fotos mit dem notwendigen Glanz versieht.

Pro: 6 Gründe, die für das Outsourcen der Immobilienfotos sprechen

Dennoch gibt es für Immobilienfirmen Beweggründe, Aufträge an Fotoprofis zu vergeben. Solche Anlässe zum Outsourcen können ganz verschieden sein.

1. Kein Antrieb

Die erste Begründung ist recht profan – Sie sagen: „Ich habe einfach keine Lust.“ Oder Ihnen fehlt die Kraft und die Zeit, sich auch noch mit Fotowissen zu befassen. Oder Ihnen fehlt der kreative Drang, schöne Bilder zu erstellen. Das ist keineswegs verwerflich – Sie sind nur konsequent und folgen dem Statement vom Anfang dieses Beitrags getreu dem Motto:
Jeder macht, was er gut kann.

2. Größe des Objektes

Eine Wohnfläche bis 120 oder gar 150 qm können Sie mit dem vorgenannten Wissen und der passenden Ausrüstung durchaus aus eigener Kraft ablichten. Sobald es aber um größere (weitläufigere, höhere, repräsentativere) Objekte geht, wird ein Fotoprofi mit spezieller Technik die deutlich eindrucksvolleren Fotos machen. Im Gegenzug können Sie Ihre wertvolle Zeit Ihrem Kerngeschäft widmen.

3. Zweck der Fotos

Solange die Bilder kleinerer Objekte nur auf Ihrer eigenen Website oder in Immobilienportalen erscheinen, ist die gute Eigenqualität durch Einsatz der zuvor genannten Mittel meist ausreichend. Sobald es aber um hochwertige Publikationen und Drucke oder gar Auktionskataloge geht, wird nur der Profi die geforderte Qualität liefern. Gleiches gilt übrigens auch, wenn sich Ihr Angebot an anspruchsvolle Zielgruppen richtet.

4. Kostenrechnung

Natürlich kostet ein professioneller Fotograf Geld – ein guter und vor allem spezialisierter Immobilienfotograf wird kaum preiswert sein. Rechnen Sie als Immobilienprofi aber die verlorene Zeit und den erbrachten Aufwand für selbst geschossene Fotos ehrlich dagegen, ist plötzlich das Investment in Profibilder gar nicht so gravierend.

5. Standdauer

Ein weiterer Grund, der für das Outsourcen spricht, sind Objekte, die besonders schnell und ertragreich verkauft werden sollen. Es gibt nämlich Untersuchungen, die bestätigen, dass hochqualitative Fotos den Vertrieb beschleunigen, indem sie die Standzeit zwischen Veröffentlichung und Verkauf reduzieren und weniger Anlass zu Preisverhandlungen geben.

6. Renommee

Und letztlich gibt es immer wieder Schlüsselobjekte, mit deren erfolgreichem Verkauf Sie Ihr eigenes Ansehen steigern möchten. Sie dürfen niemals vergessen, dass Immobilienfotos auch Werbeaufnahmen sind. Und zwar dienen sie der Werbung für Ihre eigene Kompetenz und Ihren guten Ruf. Hier machen Fotoprofis in Ihrem Auftrag naturgemäß den besseren Job.

Fazit

Als Immobilienfotograf bin ich gar nicht böse, wenn Immobilienprofis kleinere Objekte in Eigenregie ablichten. Entscheidend ist nur, dass sie das mit einem hohen ästhetischen Anspruch (Einhaltung der 8 Kriterien für gute Immobilienfotos!) tun. Dazu benötigen sie das passende Equipment und das erforderliche Spezialwissen.

Sobald es „um mehr geht“ – also um Größe, Anspruch oder Renommee -, ist die Entscheidung für das Outsourcen der Immobilienfotografie an einen spezialisierten Fotoprofi der konsequente Schritt.

Links zu Thema Outsourcen

  1. Ausrüstungsempfehlung für fotografierende Immobilienprofis
  2. Workshop „Grundlagen der Immobilienfotografie“
  3. Homes Listed with Professional Real Estate Photos Sell Quicker and For More Money
 
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