In meinen Praxis-Workshops zum Thema „Bildbearbeitung von Immobilienfotos mit Adobe Lightroom Classic“ kommt es immer wieder vor, dass Teilnehmer mit der falschen Software-Version auf ihrem Laptop erscheinen. Das ist kein Beinbruch, lässt sich im Normalfall schnell beheben, sorgt aber immer für Verwirrung und Verdruss.
Der folgende Beitrag enthält einen Erklärungsversuch für diese kleine Konfusion und legt den Unterschied zwischen den verschiedenen Versionen dar. Eines vorweg: Lightroom Classic hat alle Basiswerkzeuge für die Bearbeitung von Immobilienfotos konzentriert versammelt und ermöglicht mit etwas Tuning eine effiziente Bildbearbeitung, die selbst Laien schnell bewältigen können. Darum geht es auch in meinem Workshop.
Kleine Chronologie: Von Lightroom zu Lightroom Classic
Die Aussage „Ich bearbeite meine Fotos mit Lightroom.“ konnte man bis vor einigen Jahren so deuten, als dass ein erfahrener Fotograf – Hobbyist oder Profi – sich mit einem modernen Werkzeug effizient um die Verbesserung seiner fotografischen Ergebnisse bemüht. Diese innovative Software war dem komplexen und funktionsstarken Platzhirsch Photoshop überlegen, weil sie ausschließlich für die Fotobearbeitung gedacht ist. (Bei Photoshop ist der Name vielleicht etwas irreführend, weil sich damit auch andere Grafikprodukte als Fotos erstellen und bearbeiten lassen, wie etwa, Logos, Textgrafiken, animierte GIFs, 3-D-Darstellungen oder Videos). Bei Lightroom hieß die Devise: kleiner, schneller, leichter, gepaart mit einem neuartigen Bedienkonzept und Datenmanagement auf dem lokalen Computer des jeweiligen Fotografen. Das war 2007 und hielt etwa 8 Jahre lang.
Das Namensdesaster
Dann kam die Softwareschmiede Adobe nämlich auf die Idee, neue Zielgruppen für eine neue mobile Variante dieser Software zu begeistern und die treuen User der bislang lokalen Software zum Wechsel zu bewegen. Als wenn das nicht schon schwer genug gewesen wäre, entschied man sich zudem zu mehreren verwirrenden Namenswechseln – zumindest aus Sicht der User:
- Dem lokal arbeitenden Programm Lightroom wurde 2015 die mobile Variante Lightroom CC (für Creative Cloud) an die Seite gestellt.
- Zwei Jahre später wurde die lokale Variante in Lightroom Classic CC umbenannt.
- Weitere zwei Jahre später nannte sich lokale Variante dann Lightroom Classic (ohne CC) und das Programm für Mobilgeräte heißt bis heute Lightroom (ohne jeden Zusatz).
Zusätzlich gibt es noch drei weitere nervige Stufen der Namens-Verwirrung:
- Wenn Profis heute sagen, dass sie mit Lightroom arbeiten, meinen sie zu 95 Prozent die Classic-Version und eben nicht die mobile Variante.
- Die mobile Version von Lightroom gibt es in drei Erscheinungsformen: als App auf Smartgeräten und darüber hinaus als Online-Programm über einen Webbrowser, man kann sie aber auch auf einem lokalen Computer installieren.
- Die Classic-Variante heißt offiziell „Adobe Photoshop Lightroom Classic“. Die Verquickung mit der Bezeichnung Photoshop ist ziemlich unglücklich. Selbst Softwarehersteller Adobe verzichtet in vielen Texten auf den vermeintlichen Bezug zu Photoshop.
Software-Varianten beziehen
Aktuell kann man die unterschiedlichen Lightroom und -Classic-Versionen über verschiedene Abo-Modelle beziehen:
➜ Das ist auch die von mir empfohlene Version für Immobilienfotos.
Eigentlich wie die vorhergehende Version nur mit einem größeren Online-Speicher und einem höheren Preis.
Profis arbeiten mit der Classic Version
Das Namensdesaster hatte vor geraumer Zeit auch der renommierte amerikanische Bildbearbeitungs-Trainer und Fachbuchautor Scott Kelby in seinem Blog auf Lightroomkillertips.com auf’s Korn genommen.
Er kam zu dem Schluss, dass der passende Name für Lightroom Classic eigentlich Lightroom Pro sein müsse. Schließlich würden sehr viele Profis mit diesem starken Programm arbeiten. Der Zusatz „Classic“ hat zudem irgendwie etwas Angestaubtes, nicht mehr Zeitgemäßes, während „Pro“ genau zeigt, welchen Anspruch diese Software erfüllt.
Zur deutlichen Unterscheidung könnte die mobile Desktop-Version laut Kelby einfach Lightroom Cloud heißen.
Und die Smartgeräte-Versionen sollten ihren ganz ursprünglichen alten Namen Lightroom Mobile zurückerhalten.
Für viele Mitglieder der weltweiten Community hörte sich das nach einem guten Plan an.
Die Profis aller fotografischen Genres sind scheinbar bis heute nicht bereit, sich vom gewohnten Workflow mit LRC zu lösen, zumal viele von ihnen gar nicht auf eine höhere Mobilität und die Arbeit auf Smartgeräten angewiesen zu sein scheinen. Insofern kommt für sie ein Softwarewechsel nicht in Frage. Adobe weiß das und entwickelt beide Versionen parallel weiter. Anderenfalls wären wohl viele Berufsfotografen bereit, sich alternativer Profi-Software wie CaptureOne zuzuwenden.
Unterschied zwischen Lightroom und Lightroom Classic für die Immobilienfotografie
Aus dem wahren Leben – kleines Bad in einer Mietwohnung. Bearbeitungsbildschirme im Vergleich – Links: LR, rechts: LRC.
Viele Profis empfinden, dass in der Classic-Version die Navigation zwischen den Befehlen schneller geht, weil mehr Optionen auf einem einzigen Bildschirm zu finden sind.
Lightroom Classic oder Lightroom für Immobilienfotos?
Die vorstehende Gegenüberstellung macht ganz klar deutlich, welche Programmvariante für Immobilienfotos vorteilhafter ist: Lightroom Classic.
- Kaum ein deutscher Makler möchte seine Fotos in eine fremde Cloud stellen – LRC hält sie lokal vor.
- Neben dem Bildbesitz spielt hierzulande auch die gesamte Bildverwaltung keine unwichtige Rolle – eine der Stärken von LRC.
- Die Bildoptimierung – Kernkompetenz beider Softwareprodukte – lässt sich in LRC genau auf den eigenen bevorzugten Workflow abstimmen.
Wer vermutet, dass das ältere Lightroom Classic von Adobe als Auslaufmodell abgestempelt wurde, wird auf deren Website eines Besseren belehrt. Vielmehr spricht man davon dass LRC der große Bruder des mobilen Lightrooms sei. Man solle es eher als eine Neuinterpretation denn als ein Nachfolgeprogramm betrachten.
Genau aus diesen Gründen empfehle ich Lightroom Classic als Hauptwerkzeug für die Basiskorrektur von Immobilienfotos und zeige in meinen Workshops wie man diese Software effizient einsetzt, so dass anschließend auch für ungeübte Retuscheure pro Bild nicht mehr als zwei Minuten Bildbearbeitung anfallen.