
Ein Weitaufnahmen sind das Herzstück jeder professionellen Immobilienfotografie – aber seine Wirkung hängt stark von der richtigen Anwendung ab. Als Profi und Workshop-Leiter für Immobilienmakler zeige ich Ihnen, warum ein Weitwinkelobjektiv Immobilienfotos so gut abbildet – und wo seine Grenzen liegen.
1. Mehr Raumwirkung – sofort greifbar
Ein Weitwinkelobjektiv, z. B. 16–35 mm im Vollformat, ermöglicht es Ihnen, deutlich mehr vom Raum aufzunehmen – selbst in kleinen Wohnungen oder engen Fluren. Das Ergebnis: Räume wirken offener und einladender. Studien und Praxisberichte zeigen, dass Weitwinkelaufnahmen Räume großzügiger erscheinen lassen – ein entscheidender Vorteil für Ihr Online-Listing.
Aber Vorsicht: Niemals übertreiben, so dass aus dem Gäste-WC kein Ballsaal wird.
2. Tiefenschärfe für klare Bilder
Der größere Bildwinkel führt automatisch zu einer höheren Tiefenschärfe – Vorder- und Hintergrund erscheinen mit weniger Aufwand deutlich scharf. Das ist perfekt, um Interessenten jede Ecke eines Raums detailliert zu zeigen.
3. Perspektive bewusst nutzen – mit Grenzen
Weitwinkel kann Dramaturgie erzeugen – aber nur, wenn man weiß, wie. Richtig eingesetzt (Kamera waagerecht, Vollformat-Brennweite zwischen 18–24 mm), wirkt der Raum natürlich. Zuviel Weite oder falsche Ausrichtung führt allerdings zu unschönen Verzeichnungen wie tonnenförmigen Linien oder störendem Fisheye-Effekt. Profis empfehlen, das Objektiv nicht unter 18 mm einzustellen und wenn möglich einen höheren Wert zu verwenden.
Kleiner Exkurs: Verzerrung und Verzeichnung
Die Begriffe Verzerrung und Verzeichnung werden häufig durcheinandergebracht.
Verzerrungen beobachtet man insbesondere bei Weitwinkel-Fotos häufig an den Bildrändern. Bei kleinen Brennweitenwerten werden Motivteile an den Bildrändern unnatürlich gestreckt – ein Sessel sieht plötzlich aus wie ein Sofa und aus einem normalen Fenster wird im Bild ein Panoramaausblick. Besonders unschön fällt dieser Bildfehler bei runden Objekten (Deko, Lampen etc.) auf, weil diese zu sehr ungleichmäßigen Ovalformen mutieren.
Verzeichnungen haben ihre Ursache in der optischen Qualität des Objektivs. Bei den meisten Weitwinkelobjektiven ist das am besten bei eigentlich geraden Linien an den Bildrändern zu beobachten. Bei extrem kleinen Brennweitenwerten werden diese in der Mitte nach außen gebogen dargestellt. Je besser das Objektiv, um so geringer fallen diese aus. Es gibt auch andere Verzeichnungsmuster wie beispielsweise Kissen- und Schnurrbartverzeichnung.
4. Bildfehler erkennen, vermeiden, korrigieren
Drei gängige Mankos sind häufig zu beachten oder werden durch extreme Weitwinkel verstärkt:
- Barrel Distortion: Gerade Linien am Rand biegen sich nach außen (wie bei einem Holzfass).
➜ Die Korrektur lässt sich in Lightroom oder Photoshop einfach ausführen. - Perspektivischer Sturz: Wände und Möbel wirken gekippt (Keystone-Effekt).
➜ Auch hier ist die Softwarekorrektur möglich, das Ergebnis ist aber natürlicher, wenn die Kamera gleich korrekt ausgerichtet wird. - Schiefer Horizont, bei perspektivischen Aufnahmen ist es oft problematisch, auf Sicht einzustellen
➜ Hier ist das Werkzeug der Wahl eine kleine Wasserwaage oder der elektronische Horizont im Sucher.
Vermeiden statt korrigieren – die beste Lösung
Mehrstufiges Nachbearbeiten ist unnötig, wenn Sie diese Regeln kennen:
- Nicht zu extreme Brennweite wählen: Unter 18 mm (Vollformat-Sensor) / 12 mm (APS-C-Sensor) lassen Räume unrealistisch wirken. Allerdings: Beim extremen Smartphone-Weitwinkel (vergleichbar 13 mm Vollformat) sollten Sie den Bildausschnitt nachträglich auf ein erträgliches Maß beschneiden.
- Kamera sauber ausrichten: Mit Wasserwaage/Stativ in allen Achsen gerade halten, um Kippeffekte zu verhindern.
- Wichtige Motivteile nicht an den Rändern platzieren: Nähe zu Randbereichen bewirkt-Verzerrungen.
- Gute Objektivqualität wählen: Hochwertigere Optiken reduzieren Verzeichnungen erheblich, beispielsweise:
- für Systemkameras mit Vollformatsensor:
Canon 16-35 mm | Nikon 14-24 mm | Sony 12-24 mm - für Systemkameras mit APSC-Sensor:
Canon 10-18 mm | Nikon 12-28 mm | Sony 10-20 mm
- für Systemkameras mit Vollformatsensor:
Fazit: Weitwinkel – Ihr Schlüssel zu erfolgreichen Fotos
Ein Weitwinkelobjektiv ist wie ein Zauberstab: Es eröffnet Räume, schafft Tiefe und erzeugt Klarheit. Doch nur mit dem richtigen Umgang – bewusste Brennweite, saubere Ausrichtung, gezielte Nachbearbeitung – erzielen Sie professionelle Ergebnisse. Makler, die dieses Wissen einsetzen, punkten mit hochwertigen Exposés, mehr Klicks und besseren Verkaufschancen.
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