Reicht mein Smartphone für gute Immobilienfotos aus? – Update #3

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 27. Juni 2021 - in: Ausrüstung | Fragen und Antworten

Kann ich mit meinem Smartphone gute Immobilienfotos machen?Das Thema Smartphone in der Immobilienfotografie taucht in letzter Zeit häufig auf. Ich habe dazu in den vergangenen Jahren zwei Beiträge geschrieben, deren Wortlaut weiter unten auf dieser Seite zu finden ist.

Immer wieder werde ich von Maklern, meinen Foto-Workshop-Teilnehmern und ambitionierten Hobbyfotografen mit der Frage bedrängt, weshalb ich denn nicht mit dem Smartphone fotografieren würde. Das wäre schließlich kleiner, leichter und einfacher in den Workflow integrierbar (wobei ich Letzteres bezweifle, weil viele nicht wissen, wie sie die Bilder effizient von ihrem Smartphone herunterladen).

Unbestritten ist, dass die Smartphone-Entwickler im Bereich der Fotografie in den letzten Jahren riesige Fortschritte im Hinblick auf die Bildqualität gemacht haben. Die technischen Vorteile, die eine klassische Kamera mit Wechselobjektiv bietet, machen sie durch Computertechnik wett. Die Szene spricht deshalb auch von computational photography.

Kleiner Hinweis: In diesem Beitrag verweise ich vorrangig auf den Umgang mit iPhones. Inhaltlich trifft das natürlich auch auf Smartphones von anderen Herstellern zu. In der Bedienung mag es derweil Unterschiede geben.

Bilder werden durch Kameracomputer im Smartphone optimiert

Natürlich funktioniert auch die herkömmliche Digitalfotografie computergestützt, aber beim Smartphone geht es im Wesentlichen um die Behebung der räumlichen, optischen, elektrischen und physikalischen Mankos, die deren Miniaturkameras mit sich bringen. Die Hersteller haben dazugelernt und ersetzen frühere grobschlächtige Methoden durch vielfach fein durchdachte Technologien. Dabei werden bereits in der Kamera aus Aufnahmen, die aufgrund unzureichender Hardware nur Durchschnittsbilder liefern, erstaunlich ausgewogene Bildergebnisse erzeugt.

Für die Immobilienfotografie interessant sind drei Ergebnisse dieser technologischen Entwicklung:

1. HDR-Aufnahmen

Bestes Beispiel dafür sind so genannte HDR-Aufnahmen, die mit der Einführung der 11er iPhone-Serie auch bei den meisten anderen Herstellern ein neues Level erreicht haben. Diese künstliche Spreizung des so genannten Dynamikbereiches ist für die Immobilienfotografie interessant, weil damit die krassen Lichtgegensätze zwischen hellem Exterieur und dunklem Innenraum etwas gemindert werden.

HDR-Aufnahme durch Kombination unterschiedlicher Belichtungen

HDR-Aufnahme durch Kombination unterschiedlicher Belichtungen – Aus jedem Ursprungsfoto werden die korrekt belichteten Bildteile im HDR-Bild nahtlos überblendet zusammengesetzt.

2. Bildrauschen

Ältere Smartphones hatten unter dunklen Lichtbedingungen immer mit einem starken Bildrauschen zu kämpfen, da die Empfindlichkeit des Kamerasensors elektrisch hochgesetzt wurde. Das wiederum führte zu einem ungenauen Arbeiten der einzelnen Pixel.

So haben direkt benachbarte Bereiche in einem Bild beispielsweise nicht die gleiche Helligkeit aufweisen können. Infolgedessen kam es zu Bildstörungen, die sich als Rauschen bemerkbar machten. Aggressive Computer-Algorithmen zur Bekämpfung dieses Bildfehlers haben gleichzeitig auch die feinen Details im Foto glattgebügelt und damit der Bildqualität geschadet. Heute können gute Smartphones Langzeitaufnahmen machen. Dabei werden häufig mehrere Aufnahmen übereinander gelegt.  So gelingt es in Grenzen die Verwacklung ausgleichen und gleichzeitig durch Überlagerung der Einzelbilder das Bildrauschen zu mindern (okay, das ist jetzt recht profan erklärt, sollte an dieser Stelle aber reichen).

Besser ist es jedoch, wenn man eine Kamera-App besitzt, die von sich aus das Einzelbild länger belichtet und gleichzeitig den ISO-Wert minimal hält (siehe Beispiel unten).

3. Weißabgleich

Auch die Farbstimmung kann sich bei neueren Spitzen-Smartphones sehen lassen. Der Weißabgleich erfolgt sehr intelligent und dezent, so dass es nur bei starken Unterschieden der Lichtfarben in einem Bild zu unschönen Ergebnissen kommt. (Das würde ich mir auch bei einigen Kameras aus der Rubrik „richtiger Fotoapparat“ wünschen.)

Superweitwinkel macht Smartphones für Immo-Fotografie interessant

Ein weiterer Entwicklungsschub macht neue Smartphones für die Immobilienfotografie deshalb interessant, weil sie endlich über eine brauchbare Objektivbrennweite verfügen. Auch hier verfügen die besseren Geräte über diese Ausstattung – den Ultra-Weitwinkel. Vergleicht man ihn mit der herkömmlichen Fotokamera, so liegt er meist bei einem Wert von 13 mm (Vollformat) oder rund 9 mm (APS-C-Format). Diese Werte sind für eine realistische Abbildung natürlich viel zu übertrieben. Mit einem kleinen Trick kann man sich aber helfen: Man fotografiert großzügig und legt den Bildausschnitt nachträglich am Computer fest, indem man künstlich hereinzoomt.

Das ist aber allemal besser, als die rund 27 mm Brennweite, die das Standard-Objektiv in einem Smartphone liefert. Denn damit lässt sich kaum ein Raum formatfüllend abbilden.

Verschiedene Brennweiten einer Smartphone-Kamera in der Immobilienfotografie

Verschiedene Brennweiten einer Smartphone-Kamera in der Immobilienfotografie – Links: Mit der Standardbrennweite (ca. 27 mm Vollformat / 18 mm APS-C-Format) wird der Raum nicht formatfüllend abgebildet. – Mitte: Durch den Ultra-Weitwinkel (ca. 13 mm Vollformat / 9 mm APS-C-Format) entstehen an den Seiten unnatürliche Verzerrungen, der Raum wirkt größer, als er tatsächlich ist. – Rechts: Der nachträgliche Bildausschnitt (ca. 20 mm Vollformat / 14 mm APS-C-Format) lässt die Verzerrungen zurücktreten und zeigt eine realistischere Raumgröße.

Immoblienfotos werden besser mit speziellen Smartphone-Apps

Trotz des Computereingriffs reichen diese Aufnahmen noch nicht an die mit soliden Grundkenntnissen ➜ aufgenommenen Fotos aus einer Spiegelreflex- oder Systemkamera heran. Man kann sich aber etwas annähern, wenn man die Smartphone-Fotos im so genannten RAW-Format erstellt.

Bei Apple erhalten die Dateien die gängige Endung DNG (statt HEIC/HEIF oder JPG). Dieses RAW-Format enthält wesentlich mehr Bildinformationen, weil es nicht durch den Smartphone-Prozessor auf eine kleine Dateigröße und bestimmte Bildstimmungen getrimmt wird. Aus diesen Roh-Dateien lässt sich am PC oder mit geeigneten Smartphone-Apps häufig noch beachtlich mehr Qualität herausholen.

Ein guter Standard: Adobe Lightroom

Ich empfehle die bekannte App Adobe Lightroom. Wenn man am PC ohnehin mit der Creative Cloud von Adobe (Photoshop und Lightroom Classic) arbeitet, dann ist für das Smartphone sogar die Premium-Variante freigeschaltet. Das Gute an dieser App: sie enthält nicht nur die wichtigsten Werkzeuge für die Bildbearbeitung, sondern auch eine Kamera-App, die es selbst älteren Smartphones gestattet, RAW-Aufnahmen zu machen.

Direkt in der App befindet sich außerdem eine Wasserwaage, mit der sich das Smartphone absolut waagerecht und senkrecht ausrichten lässt. Schiefe Bilder gehören damit der Vergangenheit an.

Smartphone-Einstellungen für RAW-Fotos mit Adobe Lightroom

Smartphone-Einstellungen für RAW-Fotos mit Adobe Lightroom. Diese Schritte sind erforderlich (1-5 einmalig): 1. Blitz ausschalten, 2. DNG (RAW) aktivieren (statt JPG), 3. Professionellen Modus wählen, 4. ISO-Wert auf kleinste Einstellung (ISO 32, nicht AUTO) stellen, 5. Einstellungen fixieren (damit beim Hantieren nichts verstellt wird), 6. Smartphone auf Stativ befestigen und gerade ausrichten (Horizontline und Libelle müssen gelb sein). In dunklen Umgebungen muss man einen Moment warten, bis sich das Bild stabilisiert hat. Dann Auslösen, am besten berührungslos ferngesteuert mit dem Lautstärkeschalter des Kopfhörers.

Beim Verwenden des Ultra-Weitwinkels ist am iPhone die Aufnahme des DNG-Formats leider nicht möglich. Hier schaltet das Smartphone um auf JPG. Wenn man jedoch den Exp-Regler vorsichtig auf -2,0 und +2,0 stellt und zwei weitere deckungsgleiche Aufnahmen macht, kann man damit nachträglich am PC eine manuelle HDR-Aufnahme erstellen, die meistens mehr Details in den hellsten und dunkelsten Bildteilen zutage fördert, als es das automatische HDR-Bild direkt aus der Kamera vermag.

Die modernen Pro-iPhones von Apple ab Version 12 gestatten das Erstellen von RAW-(DNG-)Aufnahmen auch mit der Original-Kamera-App. Außerdem gibt es eine Reihe weiterer Kamera-Apps, mit denen sich RAW-Fotos und HDR-Reihen produzieren lassen.

Steige ich nun also auf die Smartphone-Fotografie um?

Nein. Ich empfehle auch anderen, das Smartphone für ernstgemeinte Immobilienfotos nicht zu verwenden. Die Vorteile sind verlockend, die Qualität ist viel besser geworden, aber noch immer reicht sie nicht an das Niveau einer klassischen Fotoausrüstung heran. Grund dafür sind die herausfordernden Aufnahmebedingungen für die Immobilienfotografie.

Bei klassischen Kameras fällt aufgrund des viel größeren Sensors der Bedarf an computergestützten Eingriffen ungleich niedriger aus. Außerdem haben die meisten Wechselobjektive von sich aus eine viel bessere Abbildungsleistung und lassen durch ihre Frontlinse häufig vergleichsweise mehr Licht auf den Sensor fließen. Dadurch lassen sich ausgewogenere Basisaufnahmen produzieren.

Was plane ich statt dessen? Ich werde meine Ausrüstung demnächst auf ein spiegelloses System umstellen. Das spart Platz und Gewicht und gibt dem ohnehin schon guten Standard von Spiegelreflexfotos nochmal einen ordentlichen Qualitätsschub. Mögliche Kandidaten für die neue Ausrüstung:

Auch meine Ausrüstungsempfehlungen für Immobilienfotos ➜ werden nach und nach auf das neue System aktualisiert.

Das Smartphone ist und bleibt eine sehr gute Schnappschusskamera für den privaten Bereich und eignet sich im professionellen Einsatz für Berufsgruppen, die bestimmte Dinge unkompliziert dokumentieren müssen, wobei es auf die Bildqualität nicht so sehr ankommt. Die Immobilienvermarktung fällt definitiv nicht darunter.

Und zu guter Letzt taucht bei Immobilienmaklern immer wieder ein psychologisches Argument für eine „richtige Fotoausrüstung“ auf: „Wenn ich mit meinem Smartphone durch ein Objekt laufe und fotografiere, sagt der Verkäufer häufig: ‚Das hätte ich aber auch gekonnt‘. Tauche ich hingegen mit Kamera, großem Objektiv und Stativ auf, sehen die meisten Hausherren sofort, dass hier ernsthaft daran gearbeitet wird, die Immobilie professionell zu vermarkten.“ Das mag man bewerten wie man möchte, stammt aber aus dem wahren Leben.

Interessante Links:

 


Ursprünglicher Beitrag vom 27. September 2016

Kann ich mit meinem Smartphone Immobilien fotografieren?Erst kürzlich stieg ich vom meinem alten iPhone 4 aus dem Jahr 2011 auf ein neues Modell aus dem Apfelkonzern um, weil mir das olle Eisen nach über 5 Jahren einfach zu langsam wurde. Zum Fotografieren hatte ich es nie wirklich im Einsatz, aber der Vergleich der Bildqualitäten der Fotos aus beiden Smartphone-Kameras hat mich glatt umgehauen. Schärfe und Brillanz sind enorm besser geworden, auch im Dunkeln machen die Aufnahmen – zumindest auf dem Smartphone-Display – eine ganz gute Figur. Es entstehen tolle Schnappschüsse. Ich bin begeistert.

Dennoch reicht es nicht für die Immobilienfotografie. Weshalb das so ist, habe ich bereits vor drei Jahren in einem Artikel beschrieben. Dessen Wortlaut finden Sie weiter unten. Hier oben lesen Sie quasi gerade ein Update.

Zu viele Pixel auf zu kleinem Raum

An den technischen Zusammenhängen hat sich nichts Wesentliches geändert. Die deutlich bessere Bildverarbeitung in beiden Systemen sorgt aber nach der eigentlichen Aufnahme für durchweg brillantere Bilder. Allerdings gibt es beim Smartphone aufgrund der kleineren und somit dichter liegenden Pixel nach wie vor Nachteile beim Bildrauschen und bei der ausgewogenen Belichtung von ganz hellen und ganz dunklen Bildbereichen im gleichen Foto, wie sie in Immobilienfotos häufig auftreten.

Ziemlich selbsterklärender Vergleich der Sensorgrößen und der daraus resultierender Pixeldichten und Pixelgrößen:

Klein, leicht und wacklig

Naturgemäß ist es schwierig, ein leichtes Smartphone freihändig genau waagerecht und senkrecht auszurichten. Um ein gutes Immobilienfoto ohne stürzende Linien zu erzeugen, ist die passende Aufnahmehöhe für die freihändige Fotografie einfach zu unbequem. Das Smartphone ist außerdem zu klein und hat zu wenig Gewicht, um seine Position genau auszutarieren. Man muss sich also verschiedener Helfer bedienen (beispielsweise Stativ mit Mobil-Halterung), um hier zuverlässig zu arbeiten. Das wäre ohnehin erforderlich, wenn die Bilder vor Verwacklung geschützt werden sollen.

Smartphone-Brennweite keineswegs ideal

Der feste Bildwinkel beim iPhone entspricht rund 29 mm Brennweite einer Vollformatkamera. Auch bei anderen Top-Smartphones von Samsung, HTC, LG oder Sony liegt er im Bereich von 25 bis 33 mm. Das ist für die Schnappschussfotografie ein schöner Mittelwert. Für die Porträtfotografie ist dieser Wert hingegen zu gering (deshalb sehen viele Selfies verzerrt aus, als kämen sie aus dem Monsterkabinett). Immobilien hingegen benötigen mehr Weitwinkel, also noch geringere Brennweiten, da die allermeisten Räume zu klein sind, um sie ganzheitlich zu erfassen. Meine Bilddatenbank spuckt gerade aus, dass 65 Prozent meiner Immobilienfotos mit Brennweiten von 24 mm und kleiner entstehen. Auch hier kann man für Smartphone-Aufnahmen mit externen Helfern arbeiten. Aufsätze wie beispielsweise der bekannte Olloclip ermöglichen mehr Weitwinkel, verzerren das Bild aber unschön.

Kürzlich meinte einer meiner Workshop-Teilnehmer, dass man dieses Manko doch auch durch die geniale Panorama-Funktion der Smartphonekamera ausgleichen könne. Hier entsteht jedoch das Problem, dass die horizontalen Kanten an Baukörper und Einrichtung unweigerlich gebogen werden, was in einem noch unnatürlicheren Look mündet.

Vergleich Smartphone-DSLR Out Of Cam (OOC)

Vergleich zwischen Smartphone-Aufnahme (links) und DSLR-Aufnahme (rechts) direkt aus der Kamera. Der Brennweitenunterschied wird deutlich.

Vergleich Smartphone-DSLR nach Edit

Vergleich zwischen Smartphone-Aufnahme (links) und DSLR-Aufnahme (rechts) nach der Bildbearbeitung. Die überlegene Belichtungsleistung des größeren Sensors wird deutlich. Rechts sind deutlich mehr Details in den hellsten und dunkelsten Bildteilen zu erkennen. Qualitätsunterschiede im Detail weiter unten im nächsten Bild.

HDR-Funktion reicht nicht

Nach wie vor ist das Smartphone der Bild-Dynamik einer richtigen Kamera unterlegen. Was das bedeutet? Ein großer Kamerasensor kann Details in den dunkelsten und hellsten Bildpartien viel besser im gleichen Bild darstellen, während bei einem Smartphone dieser Bereich wesentlich kleiner ist. Es gibt zwar die bekannte HDR-Automatik, die im Alltag sehr gut funktioniert. Doch sind bei der Immobilienfotografie die Helligkeitsunterschiede zwischen eindringendem Fensterlicht und Schattenbereichen neben Möbeln so groß, dass das Smartphone unweigerlich kaptitulieren muss. Auch hier hat das Smartphone deutlich aufgeholt, doch auch die große Digitaltechnik hat riesige Fortschritte gemacht. Selbst der Profi macht an dieser Stelle übrigens mit seiner Qualitätskamera mehrere manuelle Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen und montiert diese anschließend am Computer zu einem HDR-Bild.

Kamerablitz bleibt nutzlos

Außerdem ist eine digitale Spiegelreflexkamera noch immer überlegen, wenn es um den Anschluss und die Fernsteuerung externer Lichtquellen (Blitzlicht, – anlage) geht. Smartphones haben inzwischen farbbalancierte grelle Taschenlampen LEDs, die Nahszenen aufhellen, für einen ganzen Raum funktioniert das allerdings nicht.

Smartphone-JPG zu glattgebügelt

Die Bildqualität eines komprimierten Smartphone-Fotos ist darüber hinaus nicht vergleichbar mit dem Rohbild aus der Spiegelreflexkamera. Durch die Kompression gehen Details verloren, was auf dem Smartphone-Monitor oder kleiner Darstellung im Internet womöglich nicht auffällt. Aber insbesondere bei nachträglicher Bearbeitung und Vergrößerung tritt der Unterschied dieser glattgebügelten Bildpassagen deutlich zutage.

Vergleich Smartphone-Kamera und Spiegelreflexkamera

In der 1:1-Vergrößerung (100%, 1 Bildpixel entspricht 1 Bildschirmpixel) sieht man den Qualitätsunterschied deutlich. (Wenn Sie diese Seite auf einem kleinen Bildschirm betrachten, bitte auf das Bild klicken)

Winzige billige Objektive führen zu Bildfehlern

Außerdem beobachtet man an Smartphone-Fotos beim genaueren Hinsehen Bildfehler, die vom Objektiv herrühren. Objektive an Smartphones sind nur wenige Millimeter groß (und tief). Dass diese das einfallende Licht weniger gut verarbeiten als große Objektive an einer Spiegelreflexkamera mit mehreren Zentimetern Durchmesser und Länge, erscheint einleuchtend. So fallen Smartphone-Aufnahmen negativ durch unerwartete Farbsäume an Kontrastkanten (so genannte chromatische Abberationen), starke Verzeichnungen an den Bildrändern sowie verschlechterte Schärfe und Brillanz in den Ecken auf. Diese Bildfehler gibt es auch bei einfachen Objektiven (so genannte Kit-Objektive) bei großen Kameras. Diese sind aber für die Immobilienfotografie aufgrund der mangelnden Brennweite sowieso kaum geeignet. Deshalb lautet meine Empfehlung: Spiegelreflex-Kamera ohne Anfänger-Objektiv kaufen und gleich in ein vernünftiges Glas investieren.

Viele dieser Fehler lassen sich im Nachhinein durch die Kameraautomatik oder in der Bildbearbeitung mildern. Für jede Korrektur opfert man aber immer etwas allgemeine Bildqualität, -größe und Arbeitszeit. Deshalb am besten gleich richtig fotografieren und die nachträgliche Fehlerbeseitigung auf ein Minimum beschränken.

Vielleicht noch ein selbsterklärendes Argument: Aktuell werden im Internet Preise für das Kameramodul eines iPhone 6s von rund 40 Euro aufgerufen. Allein ein einfaches leistungsorientiertes Immofoto-Objektiv für eine Spiegelreflexkamera beginnt bei etwa dem 10fachen. (Der Profi legt hingegen auch schon mal deutlich vierstellige Euros für eine gute Linse hin.)

Jetzt wieder tief durchatmen. Ausnahmslos alle Immobilienprofis, die im Rahmen meiner Workshops der Ausrüstungsempfehlung gefolgt sind, haben bestätigt, dass sich jeder investierte Euro gelohnt hat.

Fazit

Smartphone-Kameras werden immer besser, digitale Fotokameras jedoch auch. Es gibt nach wie vor Einschränkungen, die iPhone & Co. für die Immobilienfotografie nutzlos machen. Man kann sie zwar über Umwege und zusätzliche Ausrüstung umgehen, erreicht aber nie die Qualität von Immobilienfotos aus einer Spiegelreflexkamera und ist womöglich mit mehr Gepäck unterwegs (dann kann man auch gleich eine vernünftige Kameraausrüstung kaufen). Insofern lautet die Antwort auf die Frage im Titel dieses Beitrags: Nein.

Verschiedene Smartphone-Anbieter haben verschieden leistungsfähige Kameramodule verbaut. Insofern ist die Erfahrung mit meinem neuen iPhone (dessen Kamera einen recht ordentlichen Ruf genießt) subjektiv. Ob irgendein Smartphone aktueller Bauart jemals für Immobilienfotos geeignet sein wird, kann ich nicht beantworten. Fest steht aber: Technologie und Bildqualitäten werden sich kontinuierlich verbessern.

Vielleicht warte ich jetzt wieder 5 Jahre auf ein neues Smartphone … ;-)

 


Ursprünglicher Beitrag vom 4. August 2013

Das kommt darauf an. Smartphones mit Kameras sind so konstruiert, dass sie bei unterschiedlichsten Aufnahmebedingungen passable Ergebnisse liefern. Sie sind leicht, klein, funktionieren vollautomatisch. Diese Eigenschaften machen Smartphonekameras zum idealen Begleiter in fast jeder Situation. Für Schnappschüsse und Urlaubsfotos sind sie geeignet. Und bei Bedarf lassen sich die Aufnahmen auch gleich am Smartphone-Bildschirm bearbeiten, teilen und versenden.

Für spezielle Anwendungen hingegen muss man immer Konzessionen an bestimmte Eigenschaften dieser Allround-Kameras machen. Immobilienfotografie ist eine solche Spezialdisziplin. Sie erfordert neben fotografischem Knowhow auch eine ausgewählte und leistungsfähige Ausrüstung. Grund dafür sind die speziellen Aufnahmebedingungen, insbesondere die schwankende Lichtqualität in den Motiven.

Bessere Technik in DSLR

Pixelgrößen im Vergleich

Der Smartphone-Sensor hat zwar weniger Pixel, doch sind sie auch kleiner, liegen enger bei einander und können sich deshalb leichter gegenseitig beeinflussen, was sich negativ auf die Bildqualität auswirkt.

Hier ein Beispiel für die technische Überlegenheit einer DSLR: Der Sensor eines aktuellen iPhone (4,54 x 3,42 mm) ist rund 55 mal kleiner als der einer hochwertigen Digitalkamera mit Vollformatsensor (36 x 24 mm). Die daraus resultierende Pixeldichte beim iPhone mit 8 Megapixeln liegt bei rund 500.000 Pixel/mm² während bei der DSLR mit 24 Megapixeln dieser Wert nur etwa 30.000 Pixel/mm² beträgt. Je dichter die Pixel bei einander liegen, um so schlechter ist das Bildergebnis, zum Beispiel weil sich die Pixel auf derart  engem Raum gegenseitig elektrisch beeinflussen. Insbesondere bei der Auflösung feinster Details mit wenig Kontrast, wie sie bei der Immobilienfotografie in praktisch jedem Foto in Schattenbereichen vorkommen, wirkt sich der Nachteil der Smartphonekonstruktion aus. Dieser lässt sich auch durch nachträgliche Bildbearbeitung nicht wirksam reparieren.

Die praktikablen Gründe

  • Die genaue Einrichtung der Aufnahmeposition auf einem Stativ ist beim Smartphone schwierig.
  • Es gibt nur genau eine Brennweite (abgesehen vom digitalen Zoom, der die Bildqualität verschlechtert).
  • Die separate Einstellung von Aufnahmewerten, insbesondere für die Schärfentiefe und den Belichtungsausgleich ist bei der Vollautomatik des Smartphones nicht möglich.
  • Der Anschluss externer Blitzlichter ist beim Smartphone ausgeschlossen (über die eingebauten Lampen reden wir hier überhaupt nicht).

Berechtigung für das Smartphone

In der Immobilienfotografie haben Smartphonekameras dennoch einen Platz. Hier zwei Beispiele.

  1. Bei strahlendem Sonnenschein entstehen mit dem Smartphone durchaus passable Außenaufnahmen.
  2. Ich nutze das Smartphone beispielsweise bei der Begehung größerer Objekte, um schnell und unkompliziert zu erfassen, welche Einstellungen und Motive in Frage kommen. Der Anspruch an diese Aufnahmen ist nicht hoch. Sie bilden meine Shotlist, die ich anschließend mit der Profitechnik abarbeiten. So vergesse ich keinen wichtigen Blickwinkel. Diese Aufnahmen bekommt eigentlich niemand zu sehen. Ich mache eine Ausnahme und zeige hier mal eine beliebige Auswahl aus meinem „grafischen Notizblock“:
    iPhone-Shots aus der Hüfte dienen als Merkliste für die späteren Motive

    iPhone-Shots aus der Hüfte dienen als Merkliste für die späteren Motive

    Zum Vergleich die Endergebnisse aus der Spiegelreflexkamera:

    Die gleichen Motive, mit Spiegelreflexkamera und Stativ fotografiert.

    Die gleichen Motive, mit Spiegelreflexkamera und Stativ fotografiert.

 
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