Auch wenn ich immer wieder predige, dass mit einem Mobilgerät aus rein technischen Gründen schlechtere Immobilienfotos entstehen, gibt es die eine oder andere Smartphone App, die trotzdem sinnvoll eingesetzt werden kann.
Hier geht es in erster Linie darum, nach wichtigen Funktionen zu suchen, die normale Betriebssystem-Apps nicht bieten. Ebenso gibt es kleine Helferlein, die das Fotografenleben etwas leichter machen.
Ich berücksichtige dabei die beiden großen Betriebssysteme iOS und Android. Inwiefern diese Anwendungen auch auf älteren Telefonen und Betriebssystemen laufen, ist natürlich schwer zu sagen. Hier muss jeder selbst sein Glück versuchen. Zudem gibt es manche Smartphone App auch in einer tablet-tauglichen Version.
Funktionsumfang, Verfügbarkeit und Preise stammen aus dem Mai 2020. Zu jeder App gibt es einen Link in die beiden großen App-Stores (sofern vorhanden). Bei Download oder Kauf wird mir durch die Anbieter kein Vorteil gewährt.
Adobe Lightroom – Foto-Editor
Adobe Lightroom kennt man als Computer-Programm der Profis für die Bildarchivierung und Bildbearbeitung. Ich setze es täglich für meine Immobilienfotos ein und gebe auch Workshops zum Thema Bildbearbeitung für Immobilienfotos, in denen Lightroom eine zentrale Rolle spielt.
In einer abgespeckten, aber dennoch sehr mächtigen Version kann die App Adobe Lightroom – Foto-Editor viele grundlegende Schritte für die globale Bildbearbeitung leisten. Die Oberfläche ist etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man bislang hautpsächlich mit Lightroom Classic am Computer oder auf dem Laptop gearbeitet hat. Der Clou jedoch: Lightroom kommt mit einer eigenen Kamera-App. Diese kann mehr als die Vollautomatik der Standard Apps. Insbesondere bei wenig Licht in Innenräumen lassen sich so viel bessere Aufnahmen machen (Stichwort: kleinstmöglicher ISO-Wert). Aber, wie gesagt, ich würde immer eine „richtige Kamera“ vorziehen.
Weitere Funktionen mit dieser Smartphone App möglich
Wer jedoch das Adobe Foto-Abo (zur Zeit 11,89 EUR/Monat) mit dem großen Lightroom Classic und dem Profi-Programm Photoshop für seinen Büro- oder Laptop-Computer abonniert hat, für den wird in der mobilen Version ein erweiterter Funktionsumfang freigeschaltet. Dazu gehören:
- Reparatur-Pinsel
- Werkzeuge für lokale Korrekturen
- Geometrische Fehlerbeseitigung
- Bearbeitung von RAW-Fotos
Damit sind dann auch feine Korrekturen am vorhandenen Bild möglich, mit denen man dem „erwachsenen“ Lightroom für Mac oder PC deutlich näher kommt.
Fazit
Lightroom auf dem Mobilgerät ist mehr als ein Foto-Editor. Für die Immobilienfotografie bietet es grundlegenden Funktionen, während die erweitere Version sämtliche Werkzeuge bereithält. Ich empfehle, es auf Geräten mit ausreichend großem Bildschirm, wie beispielsweise Tablets, zu benutzen, damit die Bedienregler gefühlvoller mit dem Finger angesteuert werden können.
TPE – The Photographer’s Ephemeris
Das ist, zugegebenermaßen, ein komischer Name, und auch die Übersetzung „Ephemeriden für den Fotografen“ hilft den meisten nicht weiter. In der Programmbeschreibung zu dieser Smartphone App heißt es recht lapidar: „Es geht um das Licht“. In vielen Beiträgen auf dieser Website hatte ich bereits geschrieben, dass Licht zwar für die Fotografie essentiell ist, dass es aber auch schädlich sein kann.
Ephemeriden sind Angaben zu astronomischen Objekten für ein bestimmtes Datum. Diese App sagt uns also, wo Sonne und Mond an einem bestimmten Tag (und sogar zu einer bestimmten Uhrzeit) stehen. Zudem sind diese Informationen für jeden Punkt auf der Erde und bei Bedarf in sehr großem Maßstab über die App The Photographer’s Ephemeris abrufbar.
Typische Szenarien für diese Smartphone App
Für die Immobilienfotografie hat mir diese App immer wieder gut geholfen.
- Beim Fotografieren einer Fassade möchte man sie natürlich nicht von ihrer Schattenseite zeigen. Also wählt man am besten eine Tageszeit, in der die Fassade auf der Sonnenseite steht, selbst wenn die Sonne nicht mit voller Kraft durch die Wolken strahlen kann. Auch der Winkel, in dem die Sonne strahlt, kann wichtig sein. Seitenlicht wirkt immer plastischer, und bringt Strukturen an der Fassade besser zur Geltung. Die App sagt genau, ob und wann die Fassade richtig beleuchtet ist und wie hoch die Sonne zu diesem Zeitpunkt steht. So kann man ein Fotoshoot besser planen und die Außenaufnahmen gegebenenfalls gezielt an den Anfang oder das Ende des Fototermins setzen.
- Ich weiß, dass Makler am liebsten sonnenbeschienene Innenräume zeigen. Fotografen hingegen hassen diese krassen Lichtgegensätze wegen der ausgebrannt weißen Lichtflecken auf den Fußböden und der trotzdem im relativen Dunkel verbleibenden weiter innen liegenden Raumteile. Es gilt also, einen Kompromiss zu finden, der zeigt, dass der Raum eine schöne Tageslichtstimmung hat. Der Trick: Seitenlicht, das nicht durch die Fenster strahlt, aber dennoch direkt außen vor dem Fenster liegende Außenbereiche beleuchtet. Dafür steht häufig nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung. Wie lange mit diesem Licht gearbeitet werden kann, sagt die App – auf Wunsch minutengenau.
Fazit
Im Prinzip ist die App selbsterklärend: man stellt das Datum ein, sucht auf der eingeblendeten Karte die Anschrift des Objektes und kann dann per Schieberegler die Tageszeit einstellen. Gleichzeitig bewegen sich rund um das Zentrum Linien, die den jeweiligen Sonnenstand darstellen.
Diese App ist nicht kostenlos.
Field Tools
Bei Immobilienfotos, insbesondere bei ganzheitlichen Aufnahmen, geht es immer darum, ein Motiv von vorn bis hinten scharf darzustellen. Dieser Bereich wird vom Fotografen Schärfentiefe oder Tiefenschärfe genannt.
Zunächst stellt eine Kamera auf einen definierten Punkt scharf. Unter bestimmten Bedingungen wird jedoch auch der Bereich vor und hinter diesem Fokuspunkt scharf abgebildet. Seine Ausprägung ist von drei Parametern abhängig, nämlich von der eingestellten Objektivblende, von der verwendeten Brennweite und von der Entfernung des Fokuspunktes von der Kamera.
Wie groß dieser Bereich genau ist, kann man bei guten Kameras durch Betrachten des Sucherbildes feststellen. Andere Fotografen fertigen eine Reihe von Testbildern an und tasten sich so Schritt für Schritt an den idealen Fokusbereich. Erfahrene Fotografen haben das jedoch häufig im Blut.
Die absolut schnörkellose App Field Tools bietet mit drei kleinen Schritten dieses Ergebnis grau auf weiß.
Einfache Anwendung dieser Smartphone App
Mit der App kann man die Schärfentiefe sehr genau ermitteln.
- Als erstes gibt man am besten seine Kamera-Objektiv-Kombination an und hinterlegt die Werte als Profil in der App. Bei der Angabe der Kamera erwartet die App die Benennung des Unschärfekreises (Circle of Confusion), die vom jeweiligen Sensor abhängig ist. Das hört sich schwierig an, aber die gängigsten Werte sind marken- und kameraabhängig hinterlegt und mit einem Fingertip ausgewählt.
- Und im zweiten Schritt gibt man lediglich die drei Parameter Brennweite (Focal length), Blende (Aperture) und Entfernung (Distance to subject) per Schieberegler ein und erhält im oberen Bereich sofort das Ergebnis angezeigt. Einfacher geht es kaum.
Außerdem kann man sich mit der App die so genannte Hyperfocaldistanz (Entfernung, ab der bis unendlich alles schart abgebildet wird) anzeigen lassen. Diese Information kann wichtig sein, wenn auch Landschaftsaufnahmen zur Bilderstrecke zählen sollen.
Fazit
Die App ist zwar nur auf englisch erhältlich, aber im Wesentlichen vollständig selbsterklärend.
Für Android gibt es alternativ eine ähnliche Smartphone App:
Haben Sie andere Vorlieben für Foto Apps, mit die man effizient und zielorientiert in der Immobilienfotografie einsetzen kann? Dann senden Sie Ihren Vorschlag an info@primephoto.de.