Erste Hilfe: Kamerasensor schmutzig bei Immobilienfotos

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 24. Februar 2020 - in: Ausrüstung | Tutorials

Erste Hilfe: Wenn der Kamerasensor schmutzig istManchen Fotografen befällt ein ungutes Gefühl, wenn er plötzlich unerklärliche dunkle Flecken im Bild sieht. Dann ist häufig der Kamerasensor schmutzig. Dennoch gilt: KEINE PANIK!

Für diese Bildfehler sind Immobilienfotos besonders anfällig, weil in vielen Motiven einheitlich getönte Flächen (Wände, Himmel) vorhanden sind, auf denen diese Störungen stärker auffallen. Für diesen Ernstfall gibt es aber eine oder mehrere Lösungen, die weiter unten vorgestellt werden.

Dieser Beitrag erklärt auch

  • was die Ursachen für Schmutz auf dem Sensor sein können,
  • welche Erscheinungsformen häufig vorkommen,
  • wie man die eigene Kamera auf einen verschmutzten Sensor testet und
  • wie man sich mit der Bildretusche hilft, wenn die Verschmutzung erst in den fertigen Bildern erkannt wurde.

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So wird der Kamerasensor schmutzig

Betroffen von diesem Phänomen sind in erster Linie Kameras mit Wechselobjektiven (Spiegelreflex- oder spiegellose Systemkameras). Hingegen weisen Kameras mit fest verbauten Objektiven (Kompakte oder Smartphones) diesen Makel seltener auf. Wenn doch, dann weil am Gehäuse oder am Objektiv Undichtigkeiten vorhanden sind, durch die Staub und andere Partikel ins Innere gelangen können.

Wenn an Kameras aber die Möglichkeit geboten wird, das Objektiv zu wechseln, dann können unliebsame Partikel durch den offenen Objektivanschluss ins Kamerainnere gelangen. Dann verwirbelt die kamerainterne Mechanik des Klappspiegels oder des Verschlusses diese winzigen Teilchen, so dass sich anschließend einige von ihnen auf dem Sensor ablagern.

Auch bei sehr einfachen und preiswerten Zoomobjektiven, die nicht abgedichtet sind, kann Schmutz ins Kamerainnere gelangen. Insbesondere bei den so genannten Superzooms (beispielsweise 18-200 mm), die durch den starken Hub im Objektivinneren viel Außenluft ansaugen besteht diese Gefahr.

Das Kamerainnere muss sauber gehalten werden. Mit einem Blasebalg kann man Partikel entfernen.

Das Kamerainnere muss sauber gehalten werden. Mit einem Blasebalg kann man Partikel entfernen.

Tipp: So verringern Sie die Gefahr, dass der Kamerasensor schmutzig wird

  1. Der Objektivwechsel sollte nur an geschützten Orten stattfinden, die keine starke Luftverschmutzung (Staub, Ruß, Wasserpartikel) aufweisen.
  2. Nach dem Abnehmen des Objektivs ist die Kameröffnung immer nach unten zu halten, damit kein neuer Staub ins Kamerainnere gelangen kann.
  3. Wenn etwas Zeit ist, kann man den Innenraum vorsichtig mit einem speziellen Blasebalg ausblasen, um mögliche Staubpartikel zu entfernen. Spätestens nach einem längeren Fotoshoot sollte man diesen Schritt ohnehin vornehmen.
  4. Das neue Objektiv ist erst unmittelbar vor dem Wechsel von seinem rückwärtigen Schutzdeckel zu befreien.
  5. Es ist gleichzeitig darauf zu achten, dass die kameraseitige Linse des Objektivs staubfrei ist. Auch hier kann man mit dem Blasebalg arbeiten.

So erkennt man den Sensordreck

Die Störpartikel sind häufig mikroskopisch klein und daher nicht für das Auge sichtbar. Erst die normale Vergrößerung auf einem Bildschirm bringt sie zum Vorschein.

Neben Staub und Sand können auch winzige Hautschuppen, Fussel oder feinste Haare in der Kamera abgelagert sein. Es kam auch schon vor, dass fabrikneue Kameramodelle Probleme hatten mit Abrieb und Schmiernebel von den mechanischen Bauteilen, die sich mit der Zeit auf dem Sensor abgelagert hatten. Betroffene konnten hier die Kamera natürlich kostenfrei reparieren und reinigen lassen.

Wenn sich Partikel auf dem Sensor niederlassen, werfen sie einen Schatten, der das einfallende Licht für die dahinter liegenden Pixel (lichtempfindliche Elemente) blockiert. Also erscheinen diese Bereiche im Bild als dunkle Flecken. Das bedeutet auch, dass man solche Mängel in erster Linie in hellen Flächen sieht, die wenig andere Strukturen und Muster zeigen. Bei Immobilienfotos ist dies meist der Fall, wenn im Bild helle Wände oder blauer Himmel zu sehen sind.

Ist der Kamerasensor schmutzig, gibt es dunkle Flecken, die man in hellen und gleichfarbigen Flächen sieht: 
Links und rechts werfen Staubpartikel kleine Schatten. 
An der gegenüberliegenden Wand hat sich ein dicker Fusel auf dem Sensor breit gemacht.
In der Vergrößerung sieht man die Verschmutzung deutlich.

Je nachdem wie weit die Blende am Objektiv geschlossen wurde, ist dieser Effekt unterschiedlich stark ausgeprägt. Das bedeutet, dass bei offener Blende (kleine Blendenzahl) nur größere Partikel erscheinen, während bei stark geschlossener Blende (hohe Blendenzahl) auch kleinste Partikel zu sehen sind. In letztem Fall werden die Schmutzteile zudem deutlich schärfer abgebildet.

So testet man, ob der Kamerasensor schmutzig ist

Für einen Test kann man natürlich vorhandene Aufnahmen benutzen. Da diese Bilder jedoch meist auch Bereiche mit Mustern und Strukturen aufweisen, sind diese Bereiche vom einfachen Sichttest ausgeschlossen. Besser ist es jedoch, wenn der Sensor insgesamt überprüft wird. Dazu sind nur wenige Schritte erforderlich:

  1. Suchen Sie sich eine sehr helle einfarbige strukturlose Oberfläche als Motiv und platzieren Sie Ihre Kamera direkt davor.
  2. Zoomen Sie Ihr Objektiv auf die größte Brennweite.
  3. Stellen Sie die Kamera auf den Belichtungsmodus A oder Av.
  4. Wählen Sie als Blende an der Kamera die größtmögliche Zahl.
  5. Schalten Sie den Autofokus aus und stellen Sie den Fokus manuell auf unendlich (∞) ein.
  6. Halten Sie die Kamera mit der Objektivlinse dicht (25 cm) vor die gewählte Oberfläche, lösen Sie aus und bewegen Sie die Kamera während der Aufnahme.
  7. Das Ergebnis ist ein helles und unscharfes Bild vom Motiv, auf dem sich etwaige Verschmutzungen des Sensors jedoch abzeichnen. Allerdings benötigen Sie dafür eine starke Vergrößerung. Daher sollten Sie dieses Testbild am Computer in Augenschein nehmen.

So reinigen Sie den Sensor in Ihrer Kamera

Ist der Kamerasensor schmutzig, kann er gereinigt werden.

Vorab eine WARNUNG: Der Kamerasensor ist ein sehr empfindliches Bauteil. Beeinträchtigungen können die Kamera unbrauchbar machen. Daher ist bei jeder Arbeit daran größte Vorsicht geboten. Berühren Sie den Sensor in keinem Fall mit Gegenständen (Werkzeuge, Tücher, Ohrenstäbchen, Zellstoff oder nackter Finger), weil hiermit immer mehr Ablagerungen hinzugefügt oder Zerstörungen riskiert werden.

Wenn Sie keine Erfahrung damit haben, dann befolgen Sie die folgenden Schritte NICHT und lassen Sie einen Profi den Sensor reinigen.

Selbstreinigung

Moderne Kameras bieten an, dass sich die Sensoren von selbst reinigen. Dazu kann man eine Menüfunktion einstellen, mit der die Kamera den Sensor entweder einmalig oder bei jedem Ein- und Ausschalten in kurze Mikroschwingungen versetzt, so dass lose Partikel abfallen können. Ich empfehle diese Funktion immer eingeschaltet zu lassen. Dann haben einige Schmutzteilchen zwar verlassen, befinden sich aber immer noch im Kamerainneren. Festklebende Partikel verbleiben jedoch weiterhin auf dem Sensor.

Trockenreinigung

Der nächste Versuch sollte immer eine Trockenreinigung sein. Sie erfolgt immer in zwei Schritten.

  1. Zunächst demontieren Sie das Objektiv, halten die Kamera nach unten und blasen das innere mit einem geeigneten Blasebalg aus. So entfernen Sie Schmutzpartikel, die sich im frei zugänglichen Teil befinden.
  2. Dann gibt es bei den meisten Kameras eine Menüfunktion, mit der man den Sensor für die Reinigung freilegen kann, indem der Spiegel (falls vorhanden) hochgeklappt und der Verschlussvorhang geöffnet wird. Dazu ist die Kamera mit der Objektivöffnung weiternhin nach unten zu halten. Danach wird der Blasebalg vorsichtig in das Kamerainnere geführt, ohne irgendwelche Teile und keinesfalls den Sensor zu berühren. Einige Luftstöße können etwas fester anhaftende Partikel vom Sensor lösen, die dann einfach aus der Kamera fallen.

Nassreinigung

Erst wenn die vorherigen Verfahren nicht ausreichend helfen, kann man zur Nassreinigung übergehen. Hierfür gibt es spezielle Spatel (Swabs), die staubfrei verpackt und mit einer besonderen nicht fusselnden Oberfläche versehen sind. Diese müssen zur jeweiligen Sensorgröße passen. Zum Reinigungs-Set gehört auch eine alkoholhaltige Reinigungsflüssigkeit. Nachdem einige Tropfen der Flüssigkeit auf dem Spatel aufgebracht wurden, ist der Sensor mit dem Spatel vorsichtig in eine Richtung abzuziehen, um danach mit der Rückseite in die andere Richtung zu reinigen. Durch den Alkohol verdunstet die Flüssigkeit schnell.

Manchmal sind mehrere Reinigungsgänge erforderlich. Jedesmal wird die Verwendung eines neuen Spatels empfohlen, um keinen alten Schmutz erneut auf dem Sensor zu verteilen.

Profi-Reinigung

Im Fotofachhandel oder in den Markenvertragswerkstätten kann man den Sensor auch professionell reinigen lassen. Diese kostet dann erfahrungsgemäß zwischen 50 und 80 EUR.

TIPP für Sparfüchse: Schauen Sie ob und wann der Fotohändler Ihres Vertrauens  (meist nur in großen Städten) einen Tag der Offenen Tür oder eine Hausmesse veranstaltet. Häufig sind dann auch die großen Kamerahersteller vor Ort und bieten einen kostenlosen Check’n’Clean-Service an. Sie geben die Kamera ab und können sie sauber und überprüft nach meist einer halben Stunde wieder entgegennehmen. (Ihre Gegenleistung besteht darin, sich in dieser Zeit im Geschäft umzuschauen, um gegebenenfalls neues Zusatzequipment zu kaufen.)

So retten Sie Fotos, bei denen der Kamerasensor schmutzig war

Meistens bemerkt man den Sensordreck zu spät und ärgert sich über unschöne Flecken auf den Bildern. In der Retusche lassen sich diese Mankos jedoch auf einfache Weise beheben, weil die zu ersetzenden Bildteile häufig an anderen Stellen des Bildes ebenfalls vorhanden sind und von dort kopiert werden können. Ich führe diese gern im Programm Adobe Lightroom Classic aus, das ich auch in meinen Bildbearbeitungs-Workshops für Immobilienprofis einsetze.  Es kopiert eben nicht nur gesunde Bildteile über die Fehler, sondern berücksichtigt auch bestimmte Muster und Strukturen des Umfelds, so dass ein Übergang zwischen Original und Reparaturstelle für den unwissenden Betrachter meist nicht mehr erkennbar ist.

Einige Verschmutzungen erkennt man mit dem bloßen Auge bei ausreichender Vergrößerung.
Die spezielle Bereichs-Ansicht in Adobe Lightroom Classic  zeigt aber noch viel mehr potenzielle Schmutzpartikel.

So geht’s

  1. Im Entwickeln-Modul von Lightroom vergrößern Sie die Bildansicht in der Navigatorpalette auf 1:1 (1 Pixel des Bildschirms entspricht 1 Pixel des Fotos) vergrößert. So lassen sich die Fehlerstellen sehr gut beurteilen.
  2. Aktivieren Sie im Entwickeln-Modul das Bereichsreparaturwerkzeug.
  3. Klicken Sie auf die Funktion Bereiche anzeigen. Jetzt wird das Bild in einem Modus angezeigt, der Flächen schwarz und Kanten weiß darstellt. Das hilft, auch bei farbigen Flächen dunkle Flecken zu erkennen. Die Sensibilität lässt sich mit dem daneben befindlichen Regler einstellen.
  4. Finden Sie in einheitlich gefärbten Flächen Fehler. Sie machen sich als kleine unscharfe helle Formen mit dunklem Inhalt bemerkbar. Es werden auch Flecken sichtbar, die in der Positiv-Ansicht gar nicht aufgefallen waren.
  5. Stellen Sie die Größe des Bereichsreparaturwerkzeugs etwas größer als die Fehlerstelle ein (geht häufig sehr bequem durch das Mausrad) und klicken Sie auf den Fehler. Es wird ein benachbarter fehlerloser Bereich gesucht und kopiert.
  6. Wiederholen Sie diesen Schritt für alle weiteren Fehler.

 
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