Ersetzt künstliche Intelligenz die Immobilienfotografie?

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 20. Oktober 2025 - in: Fragen und Antworten

Ersetzt künstliche Intelligenz die Immobilienfotografie?Stellen Sie sich vor: Sie geben einer KI den Auftrag, ein Traum-Apartment zu fotografieren – und Sekunden später liefert sie makellose Bilder, genaue Lichtsetzung, perfekt möbliert, jedes Detail sitzt. Klingt nach Science-Fiction? Willkommen in der Gegenwart!

Doch bevor Sie als Immobilienmakler jubeln und Ihre Kamera endgültig einmotten, lassen Sie mich erklären, warum künstliche Intelligenz (KI) zwar vieles kann – aber eines nicht: den Blick für Raum, Licht und Atmosphäre ersetzen. Denn vergessen Sie bitte nicht: Ihre Fotos sollen nicht nur hübsch dokumentieren – sie sollen wahrhaftig und gleichzeitig emotional animieren.

Und darüber hinaus – ich kann es nicht oft genug predigen – sind sie der primäre Schlüsselreiz in Ihrer Eigenwerbung. Oder mit anderen drastischen Worten: So schwach und leblos, wie Ihre Fotos daherkommen, so schätzt ein Interessent auch Ihre sonstige Dienstleistung ein. Nur mit starken Fotos präsentieren Sie von Beginn an die Stärke Ihres Service.

Die Verlockung der KI in der Immobilienfotografie

KI-Tools wie ChatGPT Vision, Midjourney oder Nanobanana zaubern aus wenigen Stichworten erstaunlich realistische Szenen. Sie retuschieren Himmel, ersetzen Möbel, hellen Schatten auf und simulieren sogar natürliches Licht. Klingt nach dem perfekten Assistenten, oder?

Für Maklerinnen und Makler, die täglich mit neuen Objekten jonglieren, ist das eine enorme Zeitersparnis. KI kann:

  • Beleuchtung verändern,
  • störende Elemente wie Mülltonnen oder Kabel entfernen,
  • Virtuelle Stagings in Sekundenschnelle erzeugen,
  • und sogar ganze Räume generieren, die es in der Realität gar nicht gibt (wie in dem zugegeben etwas sehr futuristischen Beitragsbild am Anfang dieses Artikels).

Doch genau da liegt die Gefahr.

Realität vs. Illusion – wo KI an ihre Grenzen stößt

Die größte Stärke der Immobilienfotografie ist ihre Glaubwürdigkeit. Käuferinnen und Käufer möchten sehen, wie das Objekt wirklich aussieht – nicht, wie es eine Maschine interpretiert. KI kann zwar Stimmungen erzeugen, aber keine Wahrhaftigkeit.

Ich habe viele KI-generierte Immobilienbilder gesehen: makellos, steril, manchmal geradezu zu perfekt. Doch bei genauerem Hinsehen entlarven sich Fehler von selbst: falsch gesetzte Schatten, seltsame Reflexionen, unnatürlich wirkende Möbel. Und wenn potenzielle Käufer merken, dass etwas nicht stimmt (selbst wenn sich nicht gleich erkennen, wo der Fehler liegt), verliert das gesamte Exposé an Vertrauen.
KI kann lügen – eine Kamera nicht.

Diese feine Grenze zwischen Optimierung und Manipulation ist entscheidend. Ein professioneller Fotograf weiß genau, wann er eingreifen darf, um ein Bild zu verbessern – und wann er die Realität respektieren muss. Jeder professionell arbeitende Immobilienprofi weiß das auch.

Wie KI den Workflow verändert – nicht ersetzt

Ich nutze KI selbst – aber gezielt. Moderne Tools in Adobe Lightroom Classic oder Photoshop setzen längst auf intelligente Algorithmen: Der Himmel-Austausch (bitte immer nur sehr dezent!), die Maskierung von Objekten oder das Erkennen von Objektkanten – all das sind KI-gestützte Prozesse. Sie sparen Zeit, ohne den handwerklichen Kern zu verdrängen.

KI unterstützt mich bei der Farbkorrektur und beim Retuschieren kleiner Makel. Aber das Gefühl für den richtigen Moment, die Perspektive, das Zusammenspiel von Tageslicht und Raumtiefe – das bleibt menschlich.

Was bedeutet das für Sie als Immobilienmakler?

KI ist ein Werkzeug, kein Ersatz. Sie hilft, Prozesse effizienter zu gestalten, etwa durch automatisches Nachbearbeiten oder virtuelles Einrichten. Doch die Verantwortung, authentische Bilder zu zeigen, bleibt bei Ihnen.

Gerade jetzt, wo KI-Generierungen in Sekunden täuschend echte Szenen erschaffen, wird Authentizität zur neuen Währung. Ihre Kundinnen und Kunden merken, ob ein Bild echt ist  – spätestens, wenn sie selbst vor Ort den Originalschauplatz kennenlernen. Und sie reagieren sensibel, wenn sie sich getäuscht fühlen.

Wann KI sinnvoll ist – und wann nicht

KI ist ideal für:

  • das Entfernen kleiner Störungen,
  • den Korrektur der Himmelsstimmung,
  • und das Erstellen virtueller Stagings, wenn dies klar gekennzeichnet ist.

Doch sie ist gefährlich, wenn:

  • Räume realitätsfremd dargestellt werden,
  • Dimensionen verändert werden,
  • oder Details, Farben, Formen, Bauteile „erfunden“ werden, die es gar nicht gibt.

Hier gilt: Ehrlichkeit siegt. Professionelle Immobilienfotografie zeigt Ihr Objekt von seiner besten Seite – aber immer auf Grundlage der Wirklichkeit.

Sinnvolle KI-Modelle für die Immobilienfotografie

Nicht alle KI-Werkzeuge, die durch das Netz geistern, sind für die Verbesserung von Immobilienfotos geeignet. So kann das vielfach eingesetzte ChatGPT aus Textanweisungen Bilder erzeugen, ist aber – Stand heute – bei weitem nicht so gut trainiert wie andere KI-Modelle.

Nachfolgend eine kleine Übersicht sinnvoller KI-Tools. Einige sind in bestehende Software-Pakete eingebaut, andere arbeiten als eigenständige (Internet-)Anwendungen und weiter lassen sich als Plug-Ins in Profi-Werkzeuge integrieren.

KI-Modell
Einsatz
Photoshop
Generatives Füllen
Generatives Entfernen
Neurale Filter (Bildverbesserung)
Lightroom Classic
AI Entrauschen
Generatives Entfernen
Adaptive Presets (Automatisierung)
Google Gemini (Nano Banana)
Virtual Homestaging
Lichtkorrektur
Topaz Gigapixel
Upscaling (mehr Auflösung)

Die Zukunft: Mensch + Maschine = Perfektion

Die Zukunft liegt nicht im Entweder-oder, sondern im Sowohl-als-auch. KI wird uns als Fotografen nicht ersetzen, sondern unsere Arbeit veredeln. Wer heute lernt, KI gezielt einzusetzen, kann mehr Zeit in stimmungsvolles Bildmaterial investieren – und weniger in repetitive und ermüdende manuelle Nachbearbeitung.

Ich zeige meinen Workshop-Teilnehmern regelmäßig, wie sie mithilfe von Lightroom und Photoshop einfache KI-Werkzeuge nutzen, um schneller, präziser und trotzdem authentisch zu arbeiten. Das Ergebnis: Bilder, die wirken, ohne zu täuschen.

Fazit: Vertrauen gewinnt – nicht Technik

KI wird bleiben. Aber sie ersetzt nicht den professionellen Blick. Immobilienfotografie ist kein technischer Prozess, sondern ein Handwerk mit Empathie. Ein gutes Foto zeigt nicht nur Räume, sondern Lebensgefühl. Und das kann keine Maschine imitieren – noch nicht.

Nutzen Sie KI als Unterstützung, aber verlassen Sie sich auf Expertise, Erfahrung und echte Fotografie. Ihre Kundinnen und Kunden werden es Ihnen danken – mit Vertrauen, schnelleren Abschlüssen und stärkerer Marktwahrnehmung.


👉 Ihr nächster Schritt

In Vorbereitung ist ein ein Workshop zum Thema KI für Immobilienfotos. Wenn Sie sich dafür interessieren, dann werden Sie informiert, sobald der Workshop serienreif ist, wenn Sie sich hier vormerken ➜

Und wenn Sie zuvor die fotografischen Basics lernen möchten, damit Sie Immobilienfotos anschließend mit KI-Tools effizienter und professioneller gestalten können, besuchen Sie einen meiner Workshops:

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