Die Sensorgröße spielt eine zentrale Rolle in der Fotografie, da sie maßgeblich die Bildqualität, den Bildausschnitt und die Kompatibilität mit verschiedenen Objektiven beeinflusst.
Ich schreibe diesen Artikel, weil zu meinem letzten Fotoworkshop für Immobilienprofis eine Teilnehmerin kam, die eine Top-Kamera dabei hatte, an der aber ein Objektiv für eine andere Kameraklasse angeschlossen war. Durch dieses Missverständnis verschenkte sie viel Bildpotenzial.
In diesem Beitrag werfe ich also einen Blick auf die unterschiedlichen Sensorformate, ihre Vor- und Nachteile und was passiert, wenn Sensorgrößen mit verschiedenen Objektiven kombiniert werden.
Was ist mit Sensorgröße gemeint?
Der Bildsensor ist das Herzstück einer Digitalkamera. Seine rechteckige Fläche nimmt das Licht auf, das durch das Objektiv fällt, und wandelt es in ein digitales Bild um. Die Sensorgröße gibt an, wie groß diese Fläche ist (Länge x Breite in mm), die Licht einfangen kann. Grundsätzlich gilt: Je größer der Sensor, um so größer können die einzelnen lichtempfindlichen Elemente (Pixel) sein. Größere Pixel können mehr Licht erfassen, was zu einer besseren Bildqualität führt – vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen, wie wir sie aus der Immobilienfotografie kennen.
Die wichtigsten Klassen für die Sensorgröße
Es gibt verschiedene Sensorformate im Bereich der Fotografie, die sich in Größe und Leistung stark unterscheiden.
Vollformat und APS-C sind die am häufigsten verwendeten Sensorgrößen in der Immobilienfotografie.
Nachfolgend finden Sie die gängigsten Sensorgrößen/-klassen – die Abbildungen verdeutlichen in etwa die Größenverhältnisse. Die eigentliche Sensorfläche ist jeweils das grünlich-violette Rechteck in der Mitte.
Vollformat-Sensor
Der Vollformatsensor hat die gleiche Größe wie ein klassisches Kleinbildnegativ aus der analogen Fotografie mit Film (36 mm x 24 mm). Er wird veraltet auch als 35-mm-Sensor bezeichnet, wobei sich diese Angabe auf die damalige Gesamtbreite der Filmstreifen bezieht.
Der Vollformatsensor bietet eine hervorragende Bildqualität, insbesondere bei wenig Licht, und ermöglicht eine geringe Schärfentiefe, was ihn ideal für Porträts und Landschaftsaufnahmen macht. Kameras mit Sensorgröße im Vollformat gehören zur Oberklasse und sind das Werkzeug professioneller Immobilienfotografen.
APS-C-Sensor
Der APS-C-Sensor ist kleiner als der Vollformatsensor (etwa 24 mm x 16 mm oder etwas weniger) und ist in vielen spiegellosen und Spiegelreflex-Kameras zu finden. Das Verhältnis zwischen APS-C-Sensor und Vollformatsensor beträgt etwa 1 : 1,5.
Diese Sensorgröße ist im Amateur- und semiprofessionellen Bereich verbreitet und bietet eine gute Balance zwischen Bildqualität, Kosten und Gerätegröße. Eine Kamera mit APS-C-Sensor gehört zur Mittelklasse und ist aufgrund des Preis-Leistungsverhältnisses für nichtprofessionelle Fotografen, die Immobilienbilder erstellen, häufig erste Wahl.
Etwas Angeberwissen für Sie: APS-C steht für „Advanced Photo System Classic“, einem Filmformat aus der analogen Ära mit einer Negativfläche von 25,1 mm x 16,7 mm.
Micro-Four-Thirds-Sensor (MFT)
Der Micro-Four-Thirds-Sensor ist noch kleiner (ca. 17,3 mm x 13 mm) und wird häufig in kompakten spiegellosen Systemkameras einiger Hersteller verwendet.
Durch die kleinere Sensorgröße können Kameras und Objektive noch einmal kompakter gebaut werden. Das macht sie ideal für die mobile Fotografie. Allerdings sind die einzelnen Pixel auf diesen Sensoren derart klein, dass die krassen Lichtbedingungen von Immobilienfotos nur Spitzen-Kameras mit MFT-Sensor zufriedenstellend bewältigen.
Smartphone-Sensor
Die kompakte Bauweise von Smartphones verlangt, dass die Kamerasensoren noch viel kleiner sind. Um Einschränkungen bei der Bildqualität entgegenzuwirken, werden viele Bildmankos durch computergestützte Sofortbildbearbeitung entschärft. Bei Immobilienfotos funktioniert das aufgrund des schwierigen Lichtes mit teils erheblichen Einschränkungen.
Der abgebildete Sensor gehört zu einem aktuellen iPhone 16 Pro und hat eine Fläche von etwa 9,7 mm x 7,3 mm.
Mittelformat-Sensor
Mittelformatsensoren sind größer als Vollformatsensoren (bis 83 mm x 56 mm) und bieten die beste Bildqualität, besonders für professionelle Aufnahmen wie in der High-End-Architekturfotografie. Sie ermöglichen extrem hohe Auflösungen und detailreiche Bilder, sind jedoch deutlich teurer, und die Kameras sind oft wesentlich größer und schwerer.
Der Bildkreis und seine Bedeutung für die Sensorgröße
Der Bildkreis ist das runde Lichtfeld, das durch das Objektiv erzeugt wird und auf den Sensor in der Kamera projiziert wird. Objektive sind so konstruiert, dass ihr Bildkreis bestimmte Sensorgrößen vollständig abdeckt.
Für die bestmögliche Bildqualität von Immobilienfotos sollte das Objektiv immer zur Sensorfläche passen.
Was passiert, wenn Objektiv und Sensorgröße von einander abweichen?
Innerhalb einer Kameramarke haben viele Kameras mit unterschiedlich großen Sensoren identische Objektivanschlüsse. Somit können auch „nicht passende“ Objektive verwendet werden. In diesen Fällen korrespondiert der erzeugte Bildkreis also nicht mit der Sensorgröße. Das trifft in erster Linie auf Kombinationen von Vollformat und APS-C zu. Somit sind die beiden folgenden Konstellationen denkbar.
APS-C-Kamera mit Vollformat-Objektiv
Vollformat-Objektive erzeugen einen größeren Bildkreis als notwendig für APS-C-Sensoren. Das bedeutet, dass diese Sensoren nur den mittleren Bereich des Bildkreises nutzen. Aufgrund des so genannten Crop-Faktors (ca. 1,5) erscheint der Bildausschnitt jedoch vergrößert.
In der Immobilienfotografie ist diese Konstellation meist von Nachteil, weil Sie nicht den gewünschten Weitwinkel für bildfüllende Raumaufnahmen erzielen können.
Vollformat-Kamera mit APS-C-Objektiv
APS-C-Objektive erzeugen einen Bildkreis, der einen Vollformatsensor nicht vollständig ausleuchtet. Das führt zu schwarzen Randbereichen. Einige Kameras bieten einen „Crop-Modus“, indem sie den Vollformatsensor nur teilweise nutzen und die nicht verwendbaren schwarzen Sensorbereiche im Bild automatisch wegschneiden, um ein noch brauchbares Bild zu erzielen. Das reduziert allerdings die Auflösung, weil nur die Sensormitte verwendet wird.
In der Immobilienfotografie ist diese Konstellation ebenfalls von Nachteil, weil Sie einiges Potenzial Ihrer großartigen Kamera verschenken, da Sie nur einen Bildausschnitt aus der Sensormitte fotografieren (wie auch die eingangs erwähnte Maklerin aus meinem Immobilienfoto-Workshop). Dieser Bildverlust beträgt mindestens 55 Prozent (siehe unten).
Exkurs: Fachbegriff Crop-Faktor
Der Crop-Faktor (englisch „to crop“ bedeutet „abschneiden“) bezeichnet die resultierende Bildgröße bei der Wahl eines kleineren Bildausschnittes im Verhältnis zur vorhandenen Gesamtbildgröße. Das trifft sowohl die nachträgliche Bearbeitung eines Bildes am Computer als auch den entstehenden Bildausschnitt bei der Wahl eines Objektivs, dessen Bildkreis kleiner ist, als die zur Verfügung stehende Sensorgröße. Wenn Sie also ein APS-C-Objektiv an einer Vollformatkamera betreiben, nutzen Sie nur den inneren Bereich der Sensorfläche. Der Rest wird quasi „abgeschnitten“.
Crop-Faktor und Sensorgröße in Zahlen
Bei Nikon und Sony beträgt dieser Faktor 1,5 und bei Canon 1,6. Wenn Ihre 24-Megapixel-Vollformatkamera von Nikon beispielsweise auf der Sensorfläche 6000 x 4000 Pixel bereithält, dann verwenden Sie mit einem APS-C-Objektiv lediglich ca. 4000 x 2667 Pixel aus der Sensormitte und erzeugen nur noch ein Bild mit ca. 10,7 Megapixeln. Sie verschenken also rund 55 Prozent der Sensorfläche. (Bei einer Canon-Kamera mit gleicher Ausstattung bleiben rund 9,4 Megapixel übrig, was einem Verlust von 61 Prozent entspricht.)
Möglichst viele Bildinformationen erfassen
Das Gegenargument: „Für die Veröffentlichung im Internet brauche ich ja sowieso nur ein kleines Bild“, ist zwar verständlich, aber die Erfahrung lehrt, dass es immer besser ist, mit soviel Bildinformation wie möglich vom Fototermin zurückzukehren, um dann in Ruhe am Computer über das endgültige Bild zu entscheiden. Jede gute Retuschesoftware erzeugt Top-Ergebnisse, kann wichtige Bilddetails bewahren und kann womöglich verloren geglaubte Bildinformation retten. Dafür sind eben möglichst viele Bildinformationen des Roh-Bildes aus der Kamera die Voraussetzung.
Crop-Faktor und Brennweitenangabe
Gleiche Brennweiten an einem Objektiv erzeugen verschieden große Bildausschnitte bei unterschiedlich großen Sensoren. Sie brauchen also verschiedene Brennweiten, um an Kamerasensoren mit unterschiedlicher Größe den gleichen Bildausschnitt zu erzielen. Wenn Sie eine Weitwinkelaufnahme mit einem Vollformatsystem bei einer Brennweite von 24 mm erstellen, dann benötigen Sie für den gleichen Bildausschnitt am APS-C-System (Nikon) ein Objektiv mit 16 mm Brennweite – hier greift der Crop-Faktor 1,5.
Um eine Vergleichbarkeit der Bildausschnitte herzustellen, verwendet man als Bezugsgröße häufig die Brennweite des Vollformats. Auch hier kommt der Crop-Faktor zum Einsatz. In technischen Beschreibungen finden Sie dazu passend häufig eine Angabe, die in etwa lautet: „16 mm APS-C äquiv. 24 mm KB“. Diese Information kann beim Objektivkauf entscheidend sein. (KB steht für Kleinbild – die historische Bezeichnung für das Vollformat aus der analogen Fotografie.)
Fazit: Die richtige Kombination aus Objektiv und Sensorgröße ist entscheidend
Die Wahl der richtigen Kombination aus Sensorgröße und Objektiv hängt stark von den individuellen fotografischen Anforderungen ab. Kameras mit größeren Sensoren bieten bessere Bildqualität sind aber auch teurer und schwerer. Kleinere Sensoren wie APS-C bieten eine gute Balance zwischen Preis, Größe und Leistung. Sie bringen jedoch leichte Einschränkungen bei der Bildqualität und dem Sichtfeld. Diese Einschränkungen sind für Einsteiger und nichtprofessionelle Fotografen akzeptabel und können gegebenenfalls in der Nachbearbeitung der Bilder am Computer minimiert werden.
Beim Kauf von Objektiven sollten Sie immer darauf achten, dass der Bildkreis des Objektivs zum Sensor der Kamera passt. So können Sie das volle Potenzial der Kamera ausschöpfen und unerwünschte Bildfehler vermeiden.