Kann ich hier für meine Website Immobilienfotos kaufen?

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 15. September 2021 - in: Fragen und Antworten | In eigener Sache

Kann ich hier fremde Immobilienfotos kaufen?Gestern erreichte mich die freundliche Frage eines Immobilien-Start-ups aus Berlin, ob sie bei mir Immobilienfotos kaufen könnten. Wie passend, denn einen Artikel zu diesem Thema wollte ich just in dieser Woche hier veröffentlichen.

Ähnliche Anfragen kommen regelmäßig von  Immobilienmaklern, Ferienhausvermietern oder Hausverwaltungen. Oft steht dahinter die Idee, dass sie mit diesen Aufnahmen für die eigenen Dienstleistungen werben möchten. Manche Markteinsteiger haben zu Anfang noch keine vernünftigen Referenzen. Sie möchten aber mit einer ansprechenden Präsentation – beispielsweise auf ihrer Internet-Präsenz – zeigen, mit welchem Anspruch sie zukünftig antreten.

 

In den allermeisten Fällen muss ich diese Anfragen ablehnen. Oder würden Sie es privat etwa gut finden, wenn die Aufnahmen Ihres kürzlich gekauften Chalets in den Schweizer Alpen plötzlich auf der Website eines Ferienhausanbieters aus dem Harz als „Beispielbild“ auftauchten?

Wichtiger Hinweis: Dieser Beitrag befasst sich unter anderem mit rechtlichen Fragen. Da ich kein Jurist bin, sind alle im Folgenden gemachten Angaben auf ihre rechtliche Haltbarkeit zu überprüfen. Im Zweifel ist ein ausgebildeter Jurist hinzuzuziehen.

Ausschnitt aus einer Nutzungsvereinbarung

Ausschnitt aus einer Nutzungsvereinbarung

In aller Regel sind die von mir erstellten Aufnahmen mit einer Nutzungsvereinbarung verbunden. Darin gewähre ich als Urheber der Fotos dem Auftraggeber das Recht, die Bilder für die Vermarktung der betreffenden Immobilie zu nutzen. Ich selbst kann diese Aufnahmen für meine Eigenwerbung verwenden. Darüber hinaus gehende Nutzungszwecke – also auch die Verwendung durch Dritte – sind ausgeschlossen.

Schließlich geht es bei Immobilienfotos neben dem Urheberrecht des Fotografen unter anderem meist auch um:

  • die Abbildung von Privatsphäre fremder Menschen (Wohnungen),
  • möglicherweise geistiges Eigentum (Innen-/Architektenleistung mit großer Schöpfungstiefe)
  • oder auch Sicherheitsaspekte,

die es zu schützen gilt. Auch wenn es kommerziell verlockend zu sein scheint, werde ich deshalb meinen Fundus für Dritte nicht ohne Weiteres öffnen.

Als Urheber zählt übrigens derjenige, der den Auslöser der Kamera bedient und dadurch ein Foto macht.

Immobilienfotos kaufen – so kann es gehen

Es gibt aber mehrere Möglichkeiten, dennoch mit meinen Fotos legal zu werben.

  1. Wenn Interesse an bestimmten Fotos besteht, dann kann ich mit dem Eigentümer der betreffenden Immobilie Kontakt aufnehmen und die erweiterte Verwertung der Aufnahmen anfragen. Dafür berechne ich je nach Aufwand eine Servicepauschale. Allerdings sind die Eigentümer extrem selten bereit, diese Aufnahmen für die Verwendung durch Dritte freizugeben. Wenn zudem Nutzungsforderungen sowie meine Lizenzkosten ins Spiel kommen, nehmen viele Anfragende Abstand von diesem Vorhaben.
  2. Hin und wieder mache ich Außenaufnahmen von Immobilien, bei denen ich mich auf öffentlichem Land befinde. Im Rahmen der Panoramafreiheit unterliegen diese Fotos – mit einigen Ausnahmen – nur dem Urheberrecht. Ansprüche Dritter sind also meist ausgeschlossen. Wir werden also eine weitere Nutzungsvereinbarung schließen, und ich werde einen Lizenzbetrag erheben.
  3. Der sicherste Weg ist natürlich die Beauftragung des Fotografen für Top-Aufnahmen von einem realen Objekt, das durch den Auftraggeber beispielsweise vermarktet werden soll. Wenn hier gleichzeitig mit dem / den Eigentümer/n abgesprochen ist, dass und wie diese Bilder weiter verwendet werden dürfen, dann steht dem Vorhaben nichts im Wege. Häufig ist das der preiswertere und gleichzeitig rechtlich solidere Weg.

Bliebe letztlich noch die Variante, sich in so genannten Stock-Bibliotheken zu bedienen. Hier kann man Fotos von allen möglichen Motiven kaufen, die verschiedenen Lizenzierungsstufen unterliegen. Allerdings hat man solche Fotos nicht exklusiv und läuft mit diesen Bildern immer Gefahr, dass die gleichen Aufnahmen auch beim direkten Wettbewerber auftauchen.

 

 
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