So einfach entfernen Sie Menschen und bewegte Objekte auf Ihren Immobilienfotos

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 13. Februar 2018 - in: Ausrüstung | Tutorials

Sntfernen Sie Menschen und bewegte Objekte auf Ihren ImmobilienfotosWenn Sie an einem belebten Ort die Außenansicht einer Immobilie fotografieren möchten, laufen Ihnen unweigerlich Menschen durchs Bild. Auch rollende oder schwimmende Fahrzeuge werden mit verewigt. Bewegte Objekte bringen zwei Probleme mit sich.

  1. Diese Objekte stören möglicherweise Ihre beabsichtigte statische Bildaussage (beispielsweise: „Fassade des Hauses xy“).
  2. Bei Menschen im Bild können deren Persönlichkeitsrechte beeinträchtigt sein.

Man könnte diese Störenfriede in der Bildnachbearbeitung Stück für Stück wegstempeln. Doch es gibt eine einfache Lösung schon während der Aufnahme. Anfang dieses Monats habe ich bei einem Architekturfoto-Workshop in Venedig die alte Technik der Langzeitbelichtung unter harten Bedingungen wiederbelebt. Wie sie funktioniert, lesen Sie hier.

Am Ende des Beitrags finden Sie wieder einige Ausrüstungsempfehlungen.

Langzeitaufnahme lässt bewegte Objekte verblassen

Beim normalen Fotografieren im Außenbereich bei Tageslicht erreichen Sie häufig eine relativ kurze Belichtungszeit von 1/125 Sekunde und kürzer. Menschen, die beispielsweise durch das Bild laufen, erscheinen relativ scharf, so dass sie erkennbar und sogar identifizierbar sind.

Schließen Sie jetzt die Blende an der Kamera und lassen damit weniger Licht auf den Sensor, dann müssen Sie für eine ausreichende Lichtmenge, im Gegenzug die Zeit der Belichtung erhöhen. Bei Tageslicht kommen Sie dann auf Werte von vielleicht 1/8 Sekunde oder etwas länger. Im Ergebnis sind die bewegten Objekte häufig zwar nicht mehr identifizierbar, erscheinen jedoch immer noch schemenhaft, also unscharf erkennbar im Bild.

Das mag einen tollen künstlerischen Effekt ergeben, ist jedoch für die dokumentarische Seite der Immobilienfotografie störend.

Bei langer Belichtungszeit werden Objekte in Bewegung unscharf abgebildet.

Bei langer Belichtungszeit werden Objekte in Bewegung unscharf abgebildet.

Wenn Sie diesen Effekt nun immer weiter verstärken, dann erscheinen bewegte Objekte immer weniger sichtbar. Sie bewegen sich während der Belichtung durch das Bild und hinterlassen keine scharfen Konturen mehr. Statische Stukturen wie beispielsweise von Bauwerken dominieren die Belichtung.

Allerdings müssen Sie dafür bei der Lichtmenge stärker gegensteuern, denn je länger eine Belichtung dauert, um so mehr Licht gelangt auf den Kamerasensor. Wenn die technischen Möglichkeiten der Kamera ausgereizt sind, also die Blende nicht weiter geschlossen und der ISO-Wert nicht weiter gesenkt werden kann, hilft nur noch, das einfallende Licht durch einen Filter abzuschwächen.

Der Kamera wird quasi die Sonnenbrille aufgesetzt.

In Venedig herrschte an dem Workshop-Wochenende das bekannte Karnevals-Chaos. Sehr viele Menschen bevölkerten die Stadt. Selbst das Fotografieren sonst wenig belebter Plätze lieferte folglich unruhige Szenen. Erst mit dieser Technik kam der gewünschte statische Eindruck zustande.


Ausschnitt aus einem Workshop-Foto aus Venedig
rechts: Die normale Belichtung mit 1/100 s Dauer zeigt Menschen im Motiv.
links: Die Langzeitbleichtung mit ND-Filter mit 3 Minuten Dauer lässt die Touristen verschwinden.

Neutraldichte-Filter machen sehr lange Belichtungen möglich

Für die Fotografie wurden zu diesem Zweck Filter entwickelt, die in einem neutralen Grau getönt sind. Diese beeinflussen zwar die Helligkeit, erhalten aber aufgrund des Grautons die ursprüngliche Farbigkeit der Aufnahme.

Es gibt solche Neutraldichte-Filter in verschiedenen Stärken. Einige ND-Filter sind so dunkel, dass Sie mit dem bloßen Auge beim Hindurchblicken keine Details erkennen werden – sie sehen wie schwarzes Glas aus. Mit diesen Filtern sind Belichtungen von bis zu mehreren Minuten möglich. Dabei können Sie sogar die Blende am Objektiv wieder öffnen, um eine bessere Abbildungsqualität zu erzielen.

Etwas verwirrend ist die Angabe der Filterstärke. Es gibt drei verschiedene Schreib- und Berechnungsarten, die aber am Ende alle zum gleichen Ergebnis führen. Glücklicherweise haben die meisten Hersteller ihre Filter mit allen drei Varianten beschriftet. Hier ein Beispiel für den gleichen Filter, ohne näher auf die fotografischen und mathematischen Zusammenhänge einzugehen:

  • ND 3.0 – Stärke der Verdunklung des Filterglases
  • ND 1000x – Verlängerungsfaktor (hier 1000fach, ca. 210)
  • 10 Stops – Anzahl der erforderlichen Lichtwerte (vergleichbar mit Blendenstufen), um die Verdunklung auszugleichen

5 Tipps zur Vorbereitung Ihrer Langzeitaufnahme

Damit Sie schnell zu guten Ergebnissen kommen, sind im Vorfeld fünf Dinge zu bedenken.

  1. Stellen Sie die Kamera zum Fotografieren nach dieser Methode absolut verwacklungssicher auf ein Stativ.
  2. Verwenden Sie einen Fernauslöser, um die Kamera verwacklungsfrei auszulösen.
  3. Auch wenn es widersprüchlich klingt: Schalten Sie an Kamera und / oder Objektiv die Bildstabilisierung aus. Ansonsten versuchen bewegliche Elemente im System hartnäckig, Verwacklungen auszugleichen, die es gar nicht gibt und erzeugen dabei ungewollte Unschärfen.
  4. Bei starker Lichtstrahlung von hinten das müssen Sie das Okular abdecken, um zu verhindern, dass über diesen Weg Licht in die Kamera gelangt.
  5. Brechen Sie nur mit frisch geladenen Akkus zum Fotoshoot auf. Die langen Belichtungszeiten und die intensive Monitornutzung sorgen für einen hohen Energiebedarf.
Making of Langzeitbelichtung

Making of der oben stehenden Vergleichsbilder in Venedig: Die Kamera steht auf einem Stativ, ist mit der Wasserwaage genau ausgerichtet und vor dem Objektiv ist ein ND-Einschubfilter montiert. Ausgelöst wurde die Kamera berührungslos mit einem Infrarot-Auslöser.

Die richtige Arbeitsweise sichert beste Ergebnisse

Das Problem bei dieser Art zu fotografieren, ist, dass Sie das Ergebnis am Kameramonitor häufig erst nach einigen Minuten betrachten können, wenn die Aufnahme beendet ist. Hatten Sie sich bei der Berechnung der Belichtungszeit oder beim genauen Scharfstellen vertan, beginnen Sie wieder von vorn. Deshalb ist sinnvoll, sich den Ablauf der einzelnen Schritte einzuprägen und bei jeder Aufnahme genau zu befolgen.

Ich empfehle folgende Methode

  1. Kamera exakt auf das Motiv ausrichten
  2. Kamera genau scharfstellen – entweder mit dem Autofokus und diesen anschließend abschalten, besser jedoch manuell mit einer Schärfebeurteilung am Bildschirm bei starker Vergrößerung
  3. Blende einstellen und im Belichtungsmodus A oder Av die Belichtungszeit merken
  4. Vorsichtig die Filter montieren, ohne am Objektiv den Fokus zu verstellen
  5. Belichtungsmodus an der Kamera auf manuell und als Zeitwert „bulb“ einstellen
  6. aus der gemerkten Belichtungszeit und dem Filter-Verlängerungsfaktor die nun benötigte Belichtungszeit ermitteln (Belichtungszeitrechner inclusiver Timer gibt es als App für das Smartphone)
  7. mit einem Fernauslöser die Belichtung starten und bei Ablauf des Timers wieder beenden

Die Einstellung „bulb“ gestattet, den Verschluss der Kamera über einen genau definierten Zeitraum offenzuhalten. Beim Druck auf den Auslöser öffnet er sich, beim Loslassen schließt er sich. Manche Kameras wie beispielsweise viele Nikon-Modelle bieten auch einen „Time“-Modus, der das Öffnen und Schließen jeweils beim Druck auf den Auslöser ermöglicht.

Fazit

Auf den ersten Blick mag sich dieses Verfahren kompliziert anhören, doch der Erfolg heiligt dieses Mittel. Insbesondere im Vergleich zur nachträglichen Retusche am Computer sparen Sie eine Menge Zeit. Mit etwas Übung haben Sie alle Vorbereitungen innerhalb einer halben Minute absolviert.

Wie lange Sie tatsächlich belichten sollten, um Menschen und Fahrzeuge von den Fotos zu tilgen, hängt unter anderem von der Geschwindigkeit ab, mit der die Objekte sich bewegen. Im touristischen Milieu von Venedig ist man ab etwa drei Minuten erfolgreich. Länger steht kaum ein Mensch auf der Stelle – es sei denn, es ist ein anderer Fotograf. :-)

Empfehlungen für die erforderliche Ausrüstung

Neben der von mir empfohlenen Basisausrüstung benötigen Sie lediglich einen Fernauslöser und die zu Ihrem Objektiv passenden ND-Filter. Bei letzteren sollten Sie jedoch nicht die allerbilligsten Angebote annehmen, denn oft machen diese Zugeständnisse an Gleichmäßigkeit und Farbtreue.

In den letzten Jahren haben Filtersysteme der Marke HAIDA einen guten Ruf unter Fotografen erworben. Da gibt es Schraubfilter für das Frontgewinde am Objektiv oder größere Steckfiltersysteme für Objektive, die kein Filtergewinde haben.

Zwei wichtige Hinweise

  • Für die Schraubvariante empfehle ich, den Filterdurchmesser passend zu Ihrem größten Objektiv zu wählen und kleinere Objektive mit preiswerten Step-Up-Ringen auszustatten, so dass auch der große Filter passend angesetzt werden kann.
  • Kaufen Sie ein Filterset mit verschiedenen Graustufen, um flexibel zu sein. Gehen Sie dabei ruhig in den dunkleren Bereich. Ich habe festgestellt, dass am Tage und bei Sonnenschein ein 10fach-Filter noch zu viel Licht durchlässt und ein 15fach-Filter die bessere Wahl ist.

Nachfolgend einige Zubehörlinks zu Informationen auf Amazon.

Weiterführende Artikel

 
   |