Vor einigen Jahren gab es an dieser Stelle mal eine Umfrage, um zu ergründen mit welcher Kamera Immobilienmakler arbeiten. Dabei ging es hauptsächlich um den Kameratyp. Angeführt wurden die Ergebnisse von Kompaktkameras und Smartphones, die Minderheit setzte Spiegelreflexkameras und spiegellose Systemkameras ein. Natürlich war diese Umfrage nicht repräsentativ, denn sie basierte auf freiwilliger Teilnahme. (inzwischen sind die Ergebnisse nicht mehr abrufbar, weil das Umfragetool die strengeren Datenschutzbestimmungen nicht einhielt)
Nun habe ich ein deutlich besseres Werkzeug, mit dem sich viel zuverlässiger ermitteln lässt, welche Kamera Immobilienmakler verwenden.
So erfahre ich, welche Kamera Immobilienmakler nutzen
In meinen Workshops zum Thema Immobilienfotografie gibt es immer auch einen praktischen Teil. Hier nutzen die Teilnehmer ihre eigene Ausrüstung. Die Meisten fotografieren bisher mit der Automatikeinstellung oder im so genannten „P“-Modus („P“ steht nicht für „Profi“!). In beiden Fällen entscheidet die Kamera, welche Einstellungen verwendet sollen. Das ist für die Immobilienfotografie nicht optimal, weil die Kamera beispielsweise wegen der krassen Lichtverhältnisse unpassende Einstellungen wählt.
Damit die Teilnehmer schnell die passenden Grundeinstellungen an ihrer Kamera finden erhält jeder ein so genanntes Cheatsheet mit den ensprechenden Menübefehlen für genau seine eigene Kamera. Dafür senden sie mir schon bei der Buchung eine kurze Information über den verwendeten Fotoapparat. Im Laufe der Zeit habe ich somit locker über 100 Kameras verschiedenster Hersteller kennengelernt (kann mir aber bei weiten nicht für jeden Exoten merken, wo was im Menü zu finden ist).
Weshalb ich diesen Aufwand betreibe?
- Mit den Cheatsheets verkürzen wir die Zeit für die erstmalige Einstellung der Kamera während des Workshops. So bleibt mehr Zeit zum Fotografieren.
- Die Teilnehmer nehmen dieses Datenblatt mit heim und haben immer einen Anhaltspunkt, um die Kamera schnell wieder auf die Grundeinstellung zurückzusetzen.
Im Laufe der Zeit kam somit eine verlässliche Datenbasis aus mehreren Hundert Kameranennungen zusammen. Das sind die Apparate, mit denen Immobilienmakler bessere Fotos machen möchten. Auch diese Zusammenstellung ist gewiss nicht repräsentativ, denn schließlich sind die Workshop-Teilnehmer vorgeprägt und wissen, dass man für bessere Immobilienfotos auch eine passende Ausrüstung braucht. Ignoranten und unwissende Smartphone-Fotografen tauchen hier also nicht auf.
Welche Ergebnisse bringt die Analyse?
- Fast drei Viertel der teilnehmenden Immobilienprofis fotografieren mit digitalen Spiegelreflex-Kameras (DSLR). Wobei sich über 97 Prozent der Makler für Kameras der Marktführer Nikon und Canon entschieden haben.
- Die in Fotografenkreisen viel gepriesenen Kameras der Sony-α7-Serie nehmen mit 1 Prozent einen verschwindend geringen Anteil ein. Das mag am hohen Preis liegen.
- Weit über die Hälfte der Makler (59 Prozent) verwendet preiswertere Amateurkameras (Canon xxxD / xxxxD oder Nikon Dxx / Dxxxx).
- Der Anteil der professionellen und semiprofessionellen Kameras (Canon xD / xxD oder Nikon Dx / Dxxx) ist mit insgesamt 12 Prozent erwartungsgemäß gering. Viele dieser Modelle sind teure Vollformatkameras mit großem Sensor und entsprechend kostspieligen Objektiven. Dafür ist hier die erreichbare Bildqualität bei modernen Geräten durchaus am oberen Limit.
- Ein relativ großer Anteil der Immobilienprofis (14 Prozent) quält sich mit Kompaktkameras herum. Diese sind zwar klein und passen in manche Hosentasche, dafür sind Bildqualität sowie Kontrastverhalten sehr viel schlechter, und der fehlende Weitwinkel ermöglicht kaum formatfüllende Abbildungen eines einzigen Raumes.
- Der wachsende Sektor der spiegellosen Systemkameras (MLS) liegt ebenfalls bei 12 Prozent. Hier ist in Zukunft ein Zuwachs zu erwarten, denn die großen Hersteller Canon und Nikon stellen in der kommenden Woche ihre ersten Modelle in die Regale des Fachhandels.
Wie entscheiden sich Makler für ihr Kameramodell?
Manche Teilnehmer befrage ich, wie sie denn an ihre Kamera gekommen seien.
Die wenigsten hatten sich zuvor im Internet informiert. Manche hatten es versucht, dann aber kapituliert, weil im Netz so viele unterschiedliche Meinungen zu finden sind. Vielfach bereiten technisch überfrachtete Testberichte dem Laien großes Unbehagen.
- Meistens geht die Antwort in Richtung: „Der Mann im Mediamarkt hat gesagt, dass diese Kamera das Richtige für mich sei.“ In vielen Fällen kommen aber ungünstige Empfehlungen der jeweiligen Kamera-Objektiv-Kombination heraus, weil die Mitarbeiter im Elektronikmarkt die besonderen Bedingungen für die Immobilienfotografie verkennen.
- Einige haben sich im Fotofachhandel beraten lassen. Hier passen die Empfehlungen schon deutlich besser zu den Anforderungen.
- Etwa jeder dritte hat sich auf meiner Website informiert und sich an meinen Empfehlungen für die sinnvolle Basisausrüstung orientiert. Einige kannten meine Website schon, andere haben bei der Workshopbuchung hier herumgestöbert.
- Wenige wollten ihre bestehende Ausrüstung ergänzen und haben sogar im Vorfeld direkt Kontakt zu mir aufgenommen, um meine Meinung zu ihrem Vorhaben zu erfahren.
Welche Erfahrung machen die Teilnehmer mit ihrer Ausrüstung im Workshop?
Die meisten Makler sind im Laufe des Workshops erstaunt, mit welchen einfachen Tricks und Einstellungen bessere und konsistente Fotos aus ihren Kameras kommen. Sie freuen sich über die Gedankenstütze, die meine Cheatsheets für die richtige Kameraeinstellung liefern.
Das Erstaunliche: Für die Präsentation von Immobilienfotos im Internet reicht es aus, wenn sie mit gutem Amateurwerkzeug fotografieren. Das betrifft in erster Linie die Kamera. Wichtig ist nur, dass der Fotoapparat nicht zu alt ist. Neue Kameras im Spiegelreflexbereich und im spiegellosen Sektor können locker mitspielen. Alles was älter als sechs bis sieben Jahre ist, macht es dem Fotografen unnötig schwer.
Allerdings: Möchte man die Aufnahmen später großformatig auch für den Druck oder die Werbung nutzen, darf es gern schon in die semiprofessionelle Schiene (Canon Dx, Nikon Dxxx, Sony a7x) gehen.
Für das Objektiv soll es jedoch in jedem Fall schon etwas Besseres sein, denn insbesondere einen guten Weitwinkel und geringe Randfehler können reine Amateurlinsen nicht bieten. Insbesondere die preiswerten so genannten Kit-Objektive, die gern mit den Kameras verkauft werden, erweisen sich als ungeeignet.
Viele Teilnehmer, die bislang hauptsächlich mit kompakten Kameras oder ihrem Smartphone fotografiert haben, bemerken im Workshop, wie viel besser Aufnahmen mit stärkeren Kameras gelingen.
Insofern ist mein Workshop nicht nur eine Weiterbildung für das fotografische Handwerk, sondern auch eine Horizonterweiterung in Sachen Fotoausrüstung.