Kürzlich gab es an dieser Stelle einen Artikel über Kameramarken und ihre Eignung für Immobilienfotos. Jetzt folgt ein Blick in die Realität: Wie fällt die Kamerawahl der Immobilienmakler tatsächlich aus? Zu meinen Fotoworkshops für Immobilienprofis bringen die Teilnehmer natürlich ihre eigene Ausrüstung mit. Einige sind gut ausgestattet, einige fragen mich vorab nach Empfehlungen und sehr wenige sind sich unsicher und fotografieren im Workshop erstmal mit meiner Demo-Ausrüstung. Die meisten jedoch bringen mit, was sie haben, was ihnen empfohlen wurde oder was sie in ihrem Büroschrank eingelagert haben.
Weil jeder Teilnehmer passend zu seiner spezifischen Kamera ein Einstellungsblatt für die praktischen Übungen im Workshop erhält, habe ich einen recht guten Überblick, mit welchen Fotoapparaten engagierte Immobilienmakler ihre Objekte fotografieren möchten.
Die gleiche Erhebung hatte ich bereits 2018 gemacht, so dass wir auch vergleichen können, wie sich die Kamerawahl der Makler verändert hat.
Segmente für die Analyse der Kamerawahl
Spiegelreflexkameras
Die meisten Makler in der Erhebung fotografieren mit Spiegelreflex-Kameras (DSLR – Digital Single Lens Reflex) der Marken Nikon und Canon. Innerhalb dieser Marken kann man anhand der Typenbezeichnung gut feststellen, aus welchem Sektor die jeweiligen Kameras stammen (Einsteiger, Hobbyist, Profi). Grundsätzlich gilt: Je weniger Ziffern die Typenbezeichnung aufweist, um so professioneller ist die Ausrüstung (Ausnahme: alte Nikon-DSLR-Kameras). Je höher die Zahlen ausfallen um so moderner sind die DSLR-Kameras.
Spiegellose Systemkameras
Zunächst gibt es eine Kamerareihe, die bereits vor 2018 in den Fachmedien und im Netz sehr positiv begleitet wurde. Das sind die spiegellosen Systemkameras (DSLM – Digital Single Lens Mirrorless) aus der Alpha-7-Serie der Marke Sony. Sony war damit der erste Hersteller, der den Massenmarkt mit qualitativ hochwertigen und vergleichsweise teuren Vollformat-Kameras beglückt hatte. In technologischer Hinsicht hat diese Marke damit Pionierarbeit geleistet, während die anderen beiden großen Marken sich erst ab November 2018 mit ersten Modellen in dieser Kameraklasse etablierten. Inzwischen ist der technologische Vorsprung von Sony verschwunden. Die einzelnen Marken versuchen seit diesem Jahr, sich gegenseitig mit immer neuen Modellen zu dominieren. Hinzu kommen in der Kategorie DSLM die Apparate anderer Hersteller wie Fujifilm, Olympus und Panasonic.
Kompaktkameras und Exoten
Außerdem erscheinen manche Makler in den Workshops nach wie vor mit Kompaktkameras.
Vereinzelte Exotenkameras (Sony- und Pentax-DSLR, Mittelformat, Filmkamera) finden keinen Eingang in diese Statistik, da sie mit unter 1 % nicht relevant für die Aussage sind.
Auswertung der Statistik „Kamerawahl“
- Knapp 60 Prozent der Immobilienprofis fotografieren mit digitalen Spiegelreflex-Kameras (DSLR).
- Fast die Hälfte der Makler (47 Prozent) verwendet preiswertere Amateur-DSLR (Canon xxxD oder Nikon Dxx / Dxxxx).
- Der Anteil der professionellen und semiprofessionellen DSLR (Canon xD / xxD oder Nikon Dx / Dxxx) ist mit insgesamt 14 Prozent erwartungsgemäß gering. Viele dieser Modelle sind teure Vollformatkameras mit großem Sensor und entsprechend kostspieligen Objektiven. Allerdings erzielen die Immobilienprofis damit auch qualitativ bessere Aufnahmen.
- Mit spiegellosen Kameras der einst führenden Sony-α7-Serie (DSLM) arbeiten 3 Prozent der Teilnehmer.
- Der Sektor der anderen spiegellosen Systemkameras (DSLM) liegt bei fast einem Fünftel. Die zuvor prognostizierte Zunahme durch den Markteintritt der beiden großen Kameramarken zeigt hier Effekte. Insbesondere, weil diese Kameraklasse bessere Bildqualität bei kleineren Maßen und Gewichten verspricht.
- Für ebenfalls 19 Prozent entfiel die Kamerawahl auf Kompaktkameras. Hier ist jedoch ein Trend zu den neuen Edel-Kompakten festzustellen, die gegebenenfalls auch als Statussymbol herhalten. Für einen vergleichsweise hohen Preis erzielen sie eine Top-Bildqualität, haben jedoch zwei entscheidende Mankos: 1. bei den speziellen Lichtbedingungen für Immobilienfotos kommen die kleinen Bildsensoren an ihre Grenzen, 2. die fest verbauten Objektive bringen nicht genug Weitwinkel für die formatfüllende Abbildungen eines einzigen Raumes mit.
Vergleich der Kamerawahl 2016-2018 und 2019-2021
- Bei der Markenvorliebe für Spiegelreflexkameras (DSLR) gab es eine Verschiebung zu Gunsten von Nikon. Lag der Nikon-Anteil bis 2018 noch bei etwa der Hälfte von Canon, so konnte er bis 2012 den Wettbewerber um ein Drittel überflügeln. Hier hat sich offenbar die Erkenntnis herumgesprochen, dass man insbesondere im unteren Kamerasegment für Einsteiger mit Canon-Kameras etwas schlechtere Ergebnisse bei Immobilienfotos erzielt. Das liegt insbesondere an den krassen Lichtbedingungen bei Innenaufnahmen von Immobilien, bei denen Bilddynamik und Bildrauschen durch Nikon traditionell besser bewältigt werden.
- Der Anteil der Spiegellosen Systemkameras (DSLM) hat sich verdoppelt. Hier sind in diesem Segment oft Makler am Werk, die sich erst kürzlich eine neue Kamera gekauft und dann auch gleich in ein eher zukunftssicheres System investiert haben. Für etwas mehr Geld haben sie sich Qualität und Bequemlichkeit beim Fotografieren eingekauft.
- Ähnlich gedacht könnten Makler haben, die sich bei ihrer Kamerawahl für eine Kompaktkamera entschieden haben. In diesem Segment liegt der Zuwachs bei knapp einem Viertel. Allerdings hatten sie offensichtlich nicht die zuvor genannten Einschränkungen dieser Kameraklasse für Immobilienfotos berücksichtigt.
Fazit
Immobilienprofis, die ihre Objekte selbst fotografieren wollen oder müssen und sich für eine bessere Bildqualität entschieden haben (nur diese besuchen meine Workshops), votieren auch bei der Kamerawahl zunehmend für mehr Qualität. Das betrifft vor allem die Markenwahl als auch die Wahl des Kamerasystems. Dennoch gibt es einige, die mit ihrer Kamerawahl nicht gut beraten sind.