Schlechte Immobilienfotos nicht zeigen

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 23. Mai 2022 - in: Marketing | Tutorials

Schlechte Immobilienfotos nicht zeigenSie denken vielleicht, dass Profis nur Spitzenfotos schießen und ihr Motiv nie verfehlen. Doch damit liegen Sie falsch. Denn schlechte Immobilienfotos werden einfach nicht gezeigt.

Die Wahrheit ist, dass auch ich nicht immer sofort treffe, aber die Welt bekommt diese Fehlschüsse nicht zu sehen. (Okay, meine Fehlerquote ist natürlich deutlich geringer, als es bei Gelegenheitsfotografen der Fall ist.)

Es gibt Motive, da gelingt das perfekte Foto sofort bei der ersten Kamera-Auslösung. Und es gibt Motive, die bringen einen an den Rand der Verzweiflung. So passiert es schonmal, dass ich mit 30 Aufnahmen von einem Fotoshoot zurückkehre und es davon jedoch nur 15 Bilder ins Finale schaffen.

Gründe, für schlechte Immobilienfotos

Die Qualität der Fotos hängt von verschiedenen Faktoren ab.

1. Fehlendes Wissen und ungeeignetes Equipment

Als Fotolaie braucht man zumindest grundlegende Fotografie-Kenntnisse und natürlich eine passende Ausrüstung. Der Fotoprofi sollte von Natur aus die richtigen Pfeile im Köcher haben, um schnell gute Treffer zu erzielen. Seine Spezialisierung auf Immobilienfotografie ist dabei natürlich von Vorteil.

Links: Unmotivierter Schnellschuss mit Bildfehlern (Schärfe, Helligkeit, Kontrast, Blickrichtung, Ausrichtung u.v.m.),
Rechts: geliefertes Immobilienfoto (incl. Deko 2 min Aufwand)

2. Unzureichende Ruhe

Auch spielt die persönliche Befindlichkeit eine große Rolle. Ausgeruht und stressfrei lässt es sich konzentrierter arbeiten, was sich sofort auf die Ausschussrate auswirkt. Wer empfindlich ist, sollte jede Aufregung (Ärger, Kaffee etc.) und Ablenkung (Gespräche mit dem Eigentümer, Telefonate etc.) vermeiden.

Entspannung gegen schlechte Immobilienfotos

Entspannung vor dem Fotografieren: Wenn man schon bei der Ankunft merkt, dass man im Stress ist oder sich angespannt fühlt, ist es gut, einen Moment innezuhalten. Ich bin beileibe kein esotherikaffiner Mensch, aber Folgendes hilft mir: Ich denke kurz an eine schöne Fotoszene, die ich erlebt habe und bin nach einer halben Minute wieder fit. So gelingt es, effzizenter zu fotografieren und schlechte Immobilienfotos zu vermeiden.

3. Planloses Vorgehen

Schlecht ist es auch, wenn man vorher keinen Plan hat, welche Motive denn tatsächlich geeignet sind. Für Makler ist das relativ einfach zu lösen, denn sie kennen das jeweilige Objekt bereits. Wenn ich ein Objekt fotografieren soll, dann mache ich zunächst immer einen kleinen Rundgang. Bei komplexeren Immobilien erstelle ich auch gern eine Shotlist mit dem Smartphone. Diese kann ich anschließend mit der professionellen Ausrüstung durchfotografieren. Damit ist auch garantiert, dass ich keinen wichtigen Blickwinkel vergesse.

Links: einfach drauflosgeknippst, Rechts: Blickwinkel um 2,50 Meter nach rechts verlegt,
Raumgefühl und Sichtachse hergestellt,
Stuhl und Laptop aus dem Bild geräumt (2 min Aufwand)

4. Mangelnde Geduld

Und dann gibt es Motive, bei denen kommt es auf Einzelheiten an. Da denkt man zunächst, dass ein gutes Foto entstanden ist und stellt noch vor Ort am Kamerabildschirm fest, dass es noch nicht optimal ist. Kleine Korrekturen machen ein besseres Bild (Stühle rücken, Kissen ordnen, Gardinen richten, Licht ein-/ausschalten etc.). Manchmal kommt es dabei zu mehreren Durchläufen. Mit der richtigen Kameraausrüstung und dem passenden Knowhow lässt sich jede Folgeaufnahme aber sehr effizient erstellen.

Und letztlich liegt es häufig am Motiv. Zweifellos gibt es unattraktive Szenarien, insbesondere in bewohnten Immobilien. Hier obliegt es der emotionalen Intelligenz des Immobilienprofis, die Bewohner zu bewegen, zumindest eine Art Grundordnung herzustellen.

Wie viele Bilder soll man zeigen?

Die Idee, von einer Einfamilien-Immobilie 30 und mehr Fotos zu veröffentlichen, ist absurd. So viele zeigenswerte Motive gibt es für Objekte dieser Größe in der Regel nicht. Da käme es gewiss zu vielen Dopplungen. Das Argument: „Kost‘ ja nix, ist doch digital“, zieht an der Stelle nicht. Denn alle Fotos, die ein Kunde sehen soll, müssen bearbeitet werden. Und das frisst unnötig Zeit.

Viel wichtiger ist aber die Tatsache, dass der spätere Betrachter einer Fotostrecke nicht gelangweilt werden darf. Dafür ist neben abwechslungsreichen Motiven (Übersichtsaufnahmen, Detailbilder, Blickwinkel) auch die Anzahl der Bilder entscheidend. Für eine knackige Präsentation sollten 10 bis 15 Fotos ausreichen. Bei großen Immobilien können Sie die Zahl gern nach oben skalieren, jedoch nie mehr als 25 Fotos zeigen, weil dann das Interesse der Betrachter in Ablehnung umschlägt. Sie sind einfach überfordert.

Fotostrecke

Einfache Fotostrecke: Diese 10 Fotos beschreiben die Wohnung in diesem Haus ausreichend gut.

Daher sollte von jedem Motiv auch nur ein Immobilienfoto, gegebenenfalls ergänzt durch eine interessante Detailaufnahme, gezeigt werden.

Das hat außerdem zur Folge, dass nur die besten Fotos gezeigt werden dürfen. Qualität schlägt Quantität um Längen. Und niemals vergessen: Immobilienfotos sind die Visitenkarte jedes Maklers. Sie fallen potenziellen Interessenten als erstes auf und prägen somit den Ruf des Immobilienprofis noch bevor er sich richtig vorstellen konnte.

Es gibt Dienstleister, die liefern für oben genanntes Objekt 100 und mehr Bilder und rühmen sich dann mit einem geringen Preis pro Bild. Das mag auf dem Angebotspapier lukrativ erscheinen. Um diesen Preis zu halten, ist kalkulatorisch nur eine minimale Bildkorrektur am Computer (wenn überhaupt) inbegriffen. Am Ende lassen sie den Maker allein mit der Auswahl der wirklich geeigneten Motive und der finalen Bildbearbeitung. Wer als Nichtprofi hat die Zeit und das Auge, um aus den Bildern die geeigneten Fotos auszuwählen und sie in der Nachbearbeitung aufzupolieren? Aufwand und Nutzen sind hier genau abzuwägen.

Schlechte Immobilienfotos sollen nicht gezeigt werden

Immobilienfotos, die klassische Bildfehler aufweisen, dürfen keinesfalls den Weg in die finale Präsentation (Online, Exposé, Diaschau etc.) schaffen, denn damit degradiert jeder Immobilienprofi seinen mühsam aufgebauten guten Ruf. Er hat keine Chance, seine mangelhaften Bilder zu rechtfertigen. Die üblichen Fehler sind:

  • Ein striktes K.-o.-Kriterium ist die fehlende oder falsch sitzende Bildschärfe sowie verwackelte Aufnahmen.
  • Fotos, die falsch belichtet sind (zu hell, zu dunkel), stören eine harmonische Bilderstrecke.
  • Unsichere Bildwinkel und schiefe Bilder sind nicht der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Aufnahmen, die Ihren strengen Qualitätscheck nicht bestanden haben, müssen dennoch nicht weggeworfen werden. In meinen Fotoworkshops für Immobilien-Profis bezeichne ich diese misslungenen Immobilienfotos gern als „Schubladenbilder“. Wenn Sie mit einem Kunden bereits in Kontakt sind, können diese Aufnahmen bei Bedarf aus der digitalen Schublade geholt werden, beispielsweise um Nachfragen zu Details zu beantworten. Dann haben Sie aber immer die Möglichkeit dem Kunden persönlich zu erklären, dass das betreffende Bild nicht ganz scharf, zu dunkel, schlecht fotografiert etc. ist. So nimmt Ihr öffentliches Image keinen Schaden.

Besser ist es natürlich, wenn Sie zuvor perfekt fotografiert haben.

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