Storytelling in der Immobilienfotografie

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 22. Oktober 2025 - in: Tutorials

Storytelling in der ImmobilienfotografieEs mag sich zunächst schmalzig anhören, aber: Als Immobilienfotograf erzähle ich mit meinen Bildern von Zeit zu Zeit Geschichten – nicht die Lebensgeschichte einer Immobilie, aber genug, damit sich jemand darin zu Hause fühlt. Hier erfahren Sie, warum Storytelling in der Immobilienfotografie mehr ist als ein schönes Buzz-Word (Schlagwort), welche Chancen und Risiken es birgt und wie Sie mit drei konkreten Motiven direkt loslegen können, vervollständigt mit einer kleinen Liste einfacher Requisiten.

Seit einigen Monaten geistert dieses Schlagwort „Storytelling“ verstärkt durch die Community und verspricht, sich 2026 als Trend bei der Immobilienpräsentation durchzusetzen. Einige Makler setzen diese Technik bereits erfolgreich ein, die meisten dokumentieren hingegen weiterhin stoisch ihre Objekte. Es lohnt sich also, einen Blick darauf zu werfen.

Was bedeutet „Storytelling“ überhaupt?

Storytelling heißt nichts anderes, als eine Geschichte zu erzählen. In der Immobilienfotografie heißt das: Statt einfach nur Wände, Fenster und Möbel zu dokumentieren, schaffen wir eine Bild-Erzählung, die Emotionen weckt, ein Lebensgefühl transportiert und den Betrachter dazu bringt, zu denken: „Ja, hier könnte ich leben.“ Dabei geht es um Immersion (noch so ein furchtbares Buzz-Word), also das Eintauchen in eine visuelle Erzählung, bei der man sich als Bewohner sieht.

Das heißt nicht, dass wir logisch falsche Räume zeigen oder übertreiben. Ganz im Gegenteil: Ehrlichkeit bleibt die Grundlage, aber wir setzen Stilmittel ein: gutes Licht, passende Perspektive, inszenierte Alltagsszenen – kurz: wir erzählen eine Geschichte rund um die Immobilie.

Die Chancen: Weshalb Storytelling Ihre Immobilienfotos aufwertet

  • Emotionale Verbindung:
    Ein Bild mit Geschichte bleibt länger im Gedächtnis als ein reines Vier-Wände-Foto.
  • Visuelle Differenzierung:
    In Märkten mit vielen Angeboten hebt das erzählerische Bild Ihre Immobilie hervor.
  • Mehr Klicks & Leads:
    Emotionalisierte Fotos erzeugen Aufmerksamkeit und damit mehr Interessenten.
  • Stärkeren Imagetransfer:
    Ihre Marke als Makler wirkt kreativer, hochwertiger und professioneller.
  • Erleichterte Visualisierung:
    Der Käufer kann sich leichter vorstellen, wie er dort lebt – das reduziert Widerstände.

Die Fallstricke: Was kann schiefgehen?

  • Überinszenierung:
    Wenn Bilder zu sehr nach „Filmset“ aussehen, verlieren sie Glaubwürdigkeit – Interessenten fühlen sich später möglicherweise getäuscht.
  • Falsche Erwartungen:
    Wenn man ein Objekt emotional überhöht darstellt, die Realität aber anders aussieht, entsteht Frust.
  • Inkonsistente Erzählung:
    Wenn Bildstil, Reihenfolge oder Qualität variieren, wirkt das Gesamtwerk unprofessionell.
  • Technisches Versagen:
    Gute Geschichte hin oder her – wenn das Foto schlecht belichtet oder unscharf ist, kippt die Wirkung sofort.
  • Zielgruppendefizit:
    Eine Geschichte, die nicht zur Zielgruppe passt, erzeugt keine Verbindung – Storytelling muss relevant sein.

Drei Beispiele für emotionales Storytelling – inkl. Fotomotiv-Vorschlag

Grundsätzliches zur Bildgestaltung: Verwenden Sie als Einstellungsgröße nicht die Totale (Ultraweitwinkel), sondern nur soviel Bildinhalt, dass man den Standort erkennen kann. Spielen Sie mit der Tiefenschärfe – lassen Sie für die Story Nebensächliches in Unschärfe verschwimmen. Drei Klassiker, die immer funktionieren:

Sonnenuntergangs-Terrasse

Storytelling: Außenaufnahme der Terrasse bei goldenem Licht, Liegestuhl, Weinflasche halb geleert, Blick auf den Garten. Aussage: "Hier endet der Tag entspannt." Fotomotiv – Außenaufnahme der Terrasse bei goldenem Licht, Liegestuhl, Weinflasche halb geleert, Blick auf den Garten.

Zielstory: „Hier endet Ihr Tag entspannt.“

Home-Office mit Aussicht

Storytelling: Schreibtisch am Fenster mit Laptop, Außensicht auf Garten oder die Dächer einer Stadt, eine Pflanze im Hintergrund. Aussage: „Arbeiten und entspannen – an einem Platz.“Fotomotiv – Schreibtisch am Fenster mit Laptop, Außensicht auf Garten oder die Dächer einer Stadt, eine Pflanze im Hintergrund.

Zielstory: „Arbeiten und entspannen – an einem Platz.“

Ein Abend mit Freunden

Storytelling: Spartanisch eingedeckter Esstisch, Rotwein, nur wenig Deko, Kerzen angezündet, Küche unscharf im Hintergrund. Aussage: „Gleich kommen sie - und wir machen uns eine schöne Zeit.“Fotomotiv – Spartanisch eingedeckter Esstisch, Rotwein, nur wenig Deko, Kerzen angezündet, Küche unscharf im Hintergrund.

Zielstory: „Gleich kommen sie – und wir machen uns eine schöne Zeit.“

Bei allen Motiven gilt: Nicht übertreiben, aber genügend Details einbauen, damit die Geschichte anspringt – Licht, Stimmung, kleine Requisiten. Und ganz wichtig: Möglichst authentisch bleiben, damit das Versprechen später gehalten werden kann.

So setzen Sie Storytelling gekonnt um

Als  Immobilien­vermarkter ist Ihre Aufgabe nicht nur: „Ich mache Fotos“. Ihre Aufgabe ist: „Ich erzähle eine Geschichte mit Bildern, die lassen den Betrachter sagen: ‚Ja – hier könnte mein Leben stattfinden.‘“

Ein paar bewährte Tricks:

  • Bauen Sie Stories in die Fotostrecke ein – immer direkt nachdem Sie ein Highlight gezeigt haben.
  • Nutzen Sie goldenes Licht am Morgen oder Abend – die Stimmung kommt automatisch.
  • Arbeiten Sie mit Bildreihenfolge: Außen zuerst, dann Innenräume, dann Details – das schafft einen visuellen Fluss.
  • Setzen Sie kleine Requisiten ein – z. B. ein Buch, eine Tasse, ein offenes Fenster – aber bleiben Sie subtil.
  • Achten Sie auf Authentizität: keine über‐retuschierten Wunder‐Wohnungen, sondern echte Räume mit Potential.
  • Vermeiden Sie technische Fehler: Schiefe Horizonte, falsche Belichtung oder unruhige Bildaufteilung brechen die Geschichte sofort.

Ideenwerkstatt – Diese Requisiten haben sich bewährt

Selbstverständlich geht es nicht nur darum, emotionale Szenen zu schaffen, ihre Wirkung muss mit geeigneten Utensilien verstärkt werden. Die jeweils drei beliebtesten  für einzelne Szenarien habe ich zusammengestellt.

🏠 Wohnbereich / Wohnzimmer

Ziel: Wärme, Geborgenheit, Alltag – „Hier kann man ankommen.“

  1. Offenes Buch oder Magazin auf Couchtisch oder Sessel
  2. Unauffällige Pflanzen mit natürlichem Lichtspiel
  3. Lichterkette oder Tischlampe mit warmem Licht

🍽️ Essbereich

Ziel: Gemeinschaft und Genuss – „Hier wird gegessen, gelacht, erzählt.“

  1. Minimal gedeckter Tisch (Teller, Serviette, Wasserkrug)
  2. Brotkorb oder Brett mit angeschnittenem Brot
  3. Karaffe mit Wasser und Zitronenscheiben

👩‍🍳 Küche

Ziel: Aktivität und Alltag – „Hier wird gelebt, gekocht, gearbeitet.“

  1. Schneidebrett mit ein paar vorbereiteten Zutaten (Zitrone, Kräuter, Brot)
  2. Offene Kochbuchseite oder Tablet mit Rezeptanzeige
  3. Kinderzeichnung am Kühlschrank („Für Mama“)

🛏️ Schlafzimmer

Ziel: Ruhe, Entspannung, Geborgenheit – „Hier kann man abschalten.“

  • Leicht aufgeschlagenes Buch oder Brille auf dem Nachttisch
  • Weiche Decke oder Plaid über Bettkante
  • Dezent dekoriertes Tablett mit Frühstücksdetails (Croissant, Kaffee)

🚿 Bad

Ziel: Frische, Klarheit, Wellness – „Hier startet man in den Tag.“

  1. Gerollte oder sauber zusammengelegte (keine Außenkante sichtbar) Handtücher
  2. Kleine Pflanze (Farn oder Sukkulente)
  3. Seifenspender oder Holztablett mit markenfreien Pflegeartikeln

🌿 Außenbereich / Balkon / Garten / Terrasse

Ziel: Freizeit, Entspannung, Genuss – „Hier lebt man draußen.“

  1. Kaffeetasse oder Weinglas auf Tischchen
  2. Blühende Pflanze oder frische Kräuter im Topf
  3. Kerzen oder Laternen

Warum Storytelling gerade jetzt wichtig sein kann

In Zeiten, in denen Interessenten zahlreiche digitale Listings pro Tag sehen, entscheiden sie in Sekunden, ob sie weiterlesen oder wegklicken. Ein Fotoset mit Storytelling wirkt wie ein kleiner Kurzfilm – es hält Aufmerksamkeit, es weckt Emotionen und es lädt zur Kontaktaufnahme ein.

Wenn Sie also Ihre Immobilienfotos auf das nächste Level bringen wollen, sollten Sie Storytelling nicht als Luxus-Feature sehen, sondern als notwendige Komponente Ihrer visuellen Vermarktung.


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