6 Trends in der Imobilienfotografie 2025

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 3. Februar 2025 - in: Marketing

6 Trends in der Imobilienfotografie 2025Die altbackene Präsentation von Immobilienfotos ist ein merkwürdiges Ergebnis meiner alljährlichen Analyse zur Bildqualität auf Online-Portalen – immer die gleichen Blickwinkel, immer die vertrauten Motive. Klar, es geht vordergründig um Dokumentation, wenn Sie aber hierbei den Marketinganspruch vernachlässigen, kann sich das nachteilig auf den Vertriebserfolg auswirken. Vielleicht gibt es aber neue Trends, die Abhilfe schaffen.

  1. Ich-Perspektive
  2. KI-gestützte Bildbearbeitung
  3. Adobe-Kritik
  4. Fotoausrüstung
  5. Videos vs. virtuelle Rundgänge
  6. Außenfotos zur Blauen Stunde

Wenn Sie sich von der Masse abheben wollen, können diese 6 Trends für das Jahr 2025 für Sie interessant sein. Impulsgeber ist wie immer der amerikanische Immobilienmarkt, wo sich diese Trends teilweise schon im vergangenen Jahr durchgesetzt haben. Andere Tendenzen habe ich seit einiger Zeit schon selbst in Deutschland und Österreich beobachtet – jetzt scheinen sie sich zu verstetigen.

Trends 1: Ich-Perspektive

Seit 2024 ist die erlebnisorientierte Erzählweise einer Fotostrecke fester Bestandteil einer wachsenden Zahl von Immobilienangeboten. Marketingfachleute reden hier hochtrabend vom „Story Driven Content“. Dabei geht es darum, eine Perspektive einzunehmen, die möglichst nah an die des Betrachters kommt. Sie dient neben der Information auch der Unterhaltung.

Eine herkömmliche Fotostrecke für Immobilienfotos besteht vorrangig aus Aufnahmen, die einen ganzen Raum dokumentieren, meist aus einer Ecke oder parallel zu einer gegenüberliegenden Wand fotografiert. Ähnlich langweilig verhält es sich bei Außenaufnahmen. Fazit: Mit solchen Fotosammlungen ermüden Sie den Betrachter beim Durchklicken, statt permanent seine Neugier zu wecken.

Einfacher psychologischer Trick

Was, wenn Sie einzelne Fotos von den Highlights einer Immobilie einstreuen, die so aufgenommen sind, wie der Betrachter sie mit seinen eigenen Augen sehen würde? Die rein dokumentarische Perspektive wird dabei punktuell durch die Ich-Perspektive ersetzt. Er wird über diese Ich-Perspektive gedanklich stolpern, genauer hinsehen, unterbewusst anerkennen, dass dies ein besonderes Foto ist und die folgenden Bilder wieder mit „frischen Augen“ wahrnehmen.

Bei Immobilienfotos können das besonders beeindruckende Blickwinkel sein, wie beispielsweise:

  • der erste Blick beim Betreten eines eindrucksvollen Raumes
  • eine schöne Aussicht über Möbel hinweg aus dem Fenster
  • der verträumte Blick auf ein brennendes Kaminfeuer

links: Normaler (langweiliger) Blick aus der Über-Eck-Perspektive
rechts: Ergänzendes (emotionales) Bild aus der Ich-Perspektive

Wichtig hierbei ist, dass Sie die üblichen Regeln für Immobilienfotos (gerade Ausrichtung, genaue Belichtung, exakte Farben etc.) nicht unnötig brechen. Einzig anders ist der Blickwinkel. Hier wechseln Sie sinnvollerweise auf eine Objektiv-Brennweite, die in etwa der menschlichen Wahrnehmung entspricht. Das sind je nach Sensorgröße zwischen 30 und 50 mm. Denken Sie daran, dass Sie womöglich gleichzeitig den Aufnahmeabstand vergrößern müssen.

Diese Ich-Perspektive (Marketing-Slang: First Person View – FPV) hat ihren Ursprung in der Modellfahrzeugszene und im Action-Gaming, wo der Betrachter durch eine kleine Kamera oder durch die Bildführung die Position des Action-Helden einnimmt. Das Erlebnis lässt sich aus dieser Ich-Perspektive intensiver wahrnehmen.

Die Ich-Perspektive hat einen zweiten Vorteil: Diese Aufnahmen können Sie in den meisten Fällen einfach ins Hochformat konvertieren. Damit sind sie dann gleichzeitig auch für die Präsentation als Story auf Social Media zu verwerten.

Trends 2: KI-gestützte Bildbearbeitung

Ganz wichtig: Hier geht es nicht darum, dass Sie Bildinhalte fälschen, andere bildliche Kontexte herstellen oder nicht vorhandene Qualitäten vorgaukeln, indem Sie neue Inhalte generieren. Ziel ist es vielmehr, dass Sie kleine Bildmankos schnell reparieren, die Sie beim Fototermin vor Ort aus verschiedenen Gründen noch nicht korrigieren konnten. Ich denke da beispielsweise an kleine Makel in Sachen Ordnung und Sauberkeit.

Photoshop und Lightroom Classic bieten KI-Entfernungstools, die in einigen Fällen schnell und unkompliziert Abhilfe schaffen können.

Obwohl ich ganz klar Fan der korrekten Fotografie vor Ort bin, gibt es immer wieder Motive, bei denen sich Mankos nicht vor dem Auslösen beseitigen lassen. Mit Grausen erinnere ich mich an hässliche Baustellen-Schuhabdrücke in Bädern, weil ein Monteur nach der Grundreinigung doch noch irgendwas zur richten hatte. Oder an Graffitis auf Fassaden, die zum Zeitpunkt der Fotoaufnahmen noch nicht beseitigt waren. Oder Kabelgewirr rund um ein Mediacenter. Wenn Sie solche Mankos in der Vergangenheit nachträglich beseitigen wollten, kostete das viel Zeit. Mit aktuellen Werkzeugen können Sie den Aufwand senken.

links: Bildausschnitt mit Kabelgewirr unter dem Media-Center
rechts: KI-bearbeitete Problemstelle
Ohne KI wäre der Zeitaufwand für die Bildbearbeitung betriebswirtschaftlich fragwürdig.
Mit KI-Tools können manche Probleme effizienter behoben werden.

Aber Obacht: Die neuen Techniken dürfen Sie nicht dazu verleiten, unbedacht drauflos zu knipsen und sich ausschließlich auf die Bildbearbeitung zu verlassen. Denn es ist immer noch weniger aufwändig, wenn Sie das Motiv vor Ort so gut wie möglich inszenieren. Außerdem ist die KI nicht in allen Fällen so schlau, Ihre Absichten perfekt umzusetzen.

Trends 3: Adobe-Kritik

Auch hier eine kleine Vorbemerkung: Ich verwende seit Jahrzehnten Adobe-Produkte für die Medienerstellung und bin sehr zufrieden damit. Doch werde ich von Adobe nicht bezahlt – weder für meine Empfehlung noch für die folgenden Worte.

Adobe hat kürzlich für einen Teil seiner Fotobearbeitungs-Pakete nach über 10 Jahren erstmals die Preise für Neukunden erhöht. Das hat mächtig Wellen geschlagen und die Kritiker auf die Barrikaden steigen lassen. (Anonyme) Meckerei gehört offensichtlich zum guten Ton. Aber ist das ein Grund, zu wechseln?

Es gibt Konkurrenzprodukte, die in der Bildbearbeitung mehr oder weniger ebenbürtig zu Adobe Lightroom Classic sind (Luminar, Capture One, DXO Photo Lab, ON1 Photo RAW, Affinity Photo). Einige habe ich ausprobiert, konnte mich aber nicht wirklich für eine Alternative erwärmen. Entweder sind sie teurer oder sie bieten einen derart großen Funktionsumfang, dass es unübersichtlich wird oder sie wollen einfach nicht in meinen Workflow passen.

Grund für Bashing-Trend: Preistafel für das Adobe-Foto-Abo Stand 16.01.2025

Preistafel für das Adobe-Foto-Abo (Stand 03.02.2025). Trotz Preiserhöhung und neuer Zusammensetzung der Pakete eigentlich kein Grund, gegen Adobe zu wettern, denn die Produkte sind es imho allemal wert. Tipp: Wählen Sie bei Lightroom (1TB) auf der Folgeseite „Jährlich mit Vorauszahlung“, dann beträgt der Monatspreis nur noch 11,83 EUR.

Das aktuelle Adobe-Bashing zielt in erster Linie auf die Preiserhöhung. Dabei lassen sich die Versionen vor und nach der Anpassung nicht wirklich gut vergleichen, da Adobe auch die Zusammensetzung der Pakete verändert hat. Im teuersten Fall bezahlen Sie stand heute knapp 24 EUR monatlich für drei große Programme in Vollversion: Lightroom Classic, die mobilere Lightroom-Version und den mächtigen Photoshop. Hinzu kommt ein gigantischer Cloudspeicher von 1 Terrabyte. Ich halte das nach wie vor für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Sparfüchse verzichten für etwa die Hälfte des Preises (im Jahresabo) auf Photoshop. Für den Anfang reicht Lightroom Classic allemal.

Ich schließe mich dem Trend zum Adobe-Bashing nicht an.

Trends 4: Fotoausrüstung

Aktuelle Kameras und Objektive der mittleren und oberen Leistungsklassen sind inzwischen für die meisten Fotogenres sehr ausgereift. Für die Immobilienfotografie warte ich immer noch auf einen merklichen Sprung in Sachen Dynamikumfang (mehr Details in den hellsten und dunkelsten Bildteilen) und Bildrauschen. Das hat ganz eindeutig mit den speziellen Aufnahmebedingungen in Immobilien zu tun.

Der einzige Trend: Die Hersteller arbeiten derzeit aber lieber an höheren Datenraten für Videofunktionen und Action-Fotos.

Kamera-Trends, von denen einige nicht tot zu kriegen sind

  • Megapixelrennen
    Ein Maximum an Megapixeln ist für die Immobilienfotografie irrelevant. Rund 20 -30 Megapixel reichen für den Sweetspot zwischen Datenmenge, Detailreichtum und Bildqualität aus.
  • Hochauflösende Videos
    Für Videoaufnahmen reichen 4K völlig aus. Diese beinhalten ausreichend viele Reserven (beispielsweise für digitale Zoom/Schwenk-Effekte), zumal die meisten Videos ja ohnehin nur mit einem Viertel der Auflösung bei 1080p auf Social Media oder der Website angeschaut werden.
  • Vollformatkameras
    Große Sensoren mit so genannten Kleinbild-Abmessungen (Vollformat) haben Vor- und Nachteile. Vorteilhaft ist die bessere Lichtausbeute, weil die einzelnen Pixel größer sind (profan gesagt). Dieser Vorteil resultiert in mehr Details in den hellsten und dunkelsten Bildteilen und einem geringeren Bildrauschen. Nachteilig wirkt sich dieses Format auf den Preis von Kamera und Zubehör aus. Das kleinere APS-C-Format kann für den Einstieg durchaus akzeptabel sein.
  • Spiegelreflex versus Spiegellose
    Durch den Praxisvergleich sehr vieler Modelle und Marken, die Teilnehmer zu meinen Fotoworkshops für Immobilienprofis mitbringen, komme ich zu dem Urteil, dass es sich inzwischen durchaus lohnt, wenn Sie von einer alten Spiegelreflexkamera auf die neue spiegellose Technik wechseln. Das hat sich übrigens ab sofort auch auf meine aktuelle Ausrüstungsempfehlung für fotografierende Immobilienprofis ausgewirkt.
  • Nikon versus Canon versus Sony versus den ganzen Rest
    Bei den aktuellen Modellen nehmen sich die drei großen Marken in Sachen Bildqualität, Bedienung und Transportfreundlichkeit so gut wie nichts. Der anhaltende Trend, dass sich Fanboys und -girls gegenseitig im Netz die Köpfe einschlagen, ist unnötiger Energieverbrauch.

Trends 5: Videos lösen schrittweise virtuelle Rundgänge ab

Ein Grund für die Übernahme der 3D-Touren durch Video ist die größere Verwertbarkeit von Video. Insbesondere die eingangs erörterte erlebnisorientierte Erzählweise und ihre parallele Verwendung auf Social Media sorgt dafür. Videos können direkt geteilt werden, Rundgänge nicht. Damit sorgen Videos neben einer unterhaltsameren Informationsgebung auch für mehr Reichweite und im besten Falle für eine hohe Viralität.

Ein zweiter Grund ist die immer bessere Ausstattung der Kameras mit Videofunktionen. Selbst Smartphones in Verbindung mit einem preiswerten Gimbal (Schwebestativ) erzeugen eindrucksvolle Bewegtbilder. Damit können Sie diese einfacher und schneller produzieren als einen virtuellen Rundgang.

Und letztlich ist es die Bequemlichkeit auf der Nutzerseite: Auf „Play“ klicken – zurücklehnen – genießen.

Virtual Tour vs. Immobilienvideo

Die Abnahme der Anzahl virtueller Rundgänge konnte ich schon über die letzten drei Jahre im Rahmen meiner jährlichen Analyse der Bildqualität auf Immobilienportalen beobachten.

Trends 6: Außenfotos zur Blauen Stunde

Kurze Erklärung: Die Blaue Stunde ist die Zeit zwischen Sonnenuntergang und Dunkelheit am Abend oder das Gegenstück am Morgen. In dieser Zeit können Sie eine Immobilie im kühlen Restlicht unterbelichtet fotografieren. Die gleichzeitig eingeschaltete warme Raum- und Außenbeleuchtung erzeugt einen wohltuenden Farbkontrast, der aus den meisten Ihrer Motive einen echten Hingucker macht.

Solche Fotos erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Allerdings erfordern diese Bilder von Ihnen mehr Fotokenntnisse und eine gezielte Vorbereitung vor Ort.

Außenaufnahme einer Villa zur Blauen Stunde

Außenaufnahme einer Villa zur Blauen Stunde

Aus Marketingsicht kann ich Ihnen solche Dämmerungsaufnahmen sehr empfehlen – für die reine Dokumentation sind sie jedoch entbehrlich.

Auch hier greifen wieder die Mechanismen von Story Driven Content und First Person View insbesondere im Zusammenhang mit Social Media – denn diese Fotos werden zum Blickfang, sorgen für Klicks, Empfehlungen und Reichweite.

Fazit

Auch wenn es nicht allen Protagonisten schmeckt: Social Media spielt eine immer größere Rolle im Marketingmix für Immobilien.

Die erste Generation, die mit sozialen Medien erwachsen geworden ist, kommt langsam in das Alter, in dem sie sich für Immobilien interessiert und sich diese auch leisten wollen. Sie können diese wichtige Zielgruppe aber nicht mit einer beliebigen Fotoablage auf Facebook begeistern. Sie erwartet Qualitätsinhalte, die informativ und unterhaltsam sind.

Damit Sie auf diese Aufgabe vorbereitet sind, lohnt es sich, dass Sie die vorgenannten Trends genauer unter die Lupe nehmen.

 
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