Detailfotos von Immobilien richtig aufnehmen

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 28. Februar 2022 - in: Ausrüstung | Tutorials

Detailfotos von Immobilien richtig aufnehmenViele Immobilienprofis fotografieren ihre Objekte sehr schematisch: Kamera schräg in den Raum hinein gehalten – Klick. Kamera gerade in den Raum gehalten – Klick. Genauso im nächsten Zimmer. Eine derart monotone Bilderstrecke verliert an Spannung mit jedem weiteren Bild, weil beim Betrachter die Aufmerksamkeit sinkt.

Um den Spannungsbogen zu erhalten, gibt es verschiedene fotografische Tricks.

Der Einfachste: Streuen Sie gezielt Detailfotos ein. Folglich erreichen Sie drei Ziele auf einen Streich:

  • die Eintönigkeit wird aufgehoben,
  • wichtige Information wird vermittelt und
  • die Immobilie wird mit überraschenden Ansichten präsentiert.

Eindrucksvolle Detailfotos

Wenn man Räume ganzheitlich im Foto zeigen möchte, so geht das meistens nur mit einem Weitwinkelobjektiv. Dieses kann einen großen Bildwinkel abbilden. Jedoch hat es den Nachteil, dass sich die interessanten Bilddetails den Platz auf dem Foto mit vielen anderen Eindrücken teilen müssen. Daher dienen zusätzliche formatfüllende Detailfotos als sehr schöne Ergänzung.

Eine interessante Immobilie hat ganz verschiedene Ausstattungsmerkmale, die meist im Exposétext als Verkaufsargument verarbeitet werden. Weshalb sollten solche Highlights einer Immobilie nicht auch Teil der Fotodokumentation werden?

Als Motive für Detailaufnahmen fallen mir auf Anhieb ein:

  • extravagante oder historische Türklinken / Drückergarnituren
  • pompöse Stuckdecken
  • Kamin (mit Feuer!)
  • hochwertige Waschtischarmaturen
  • exklusive Küchengeräteausstattung

Weniger geeignet sind reine Emo-Fotos, die nur Gefühle ansprechen und keine tatsächliche Information zum Objekt liefern. Verzichten Sie also besser auf solche Klassiker wie die scharfe Blume vor unscharfem Hintergrund, die formatfüllende brennende Kerze oder das treu blickende Haustier.

3 Tipps für perfekte Detailaufnahmen

Um gute Detailfotos zu erzielen, kommen zwei einfache Aufnahmetechniken und eine preiswerte Ausrüstungsergänzung (unten finden Sie einige Produktlinks zu Amazon) zum Einsatz.

Tipp 1 – Aufnahmeentfernung

Tipp für Detailfotos - Entfernung verkürzenSie müssen dichter heran.

Dazu stellen Sie den Zoom des Objektivs zunächst auf eine größere Brennweite. Bewegen Sie sich außerdem mit der Kamera so dicht an das Detailmotiv, bis es fast das ganze Bild ausfüllt (und sich gleichzeitig noch scharfstellen lässt).

Fotografen bezeichnen das Dichterherangehen scherzhaft als „Turnschuh-Zoom“.

Tipp 2 – Lichtsetzung

Tipp für Detailfotos - Seitenlicht bringt Strukturen hervor (hier das Gewebe des Kissenbezugs)Achten Sie auf das Licht.

In jedem Fall benötigen Sie etwas seitliches Licht, um mögliche Strukturen durch feine Schatten zu zeigen.

Bei durchscheinenden Objekten können Sie es auch mit Gegenlicht versuchen. Ist dies zu krass, dann muss es mit frontalem Licht ausgeglichen werden.

Nutzen Sie dazu die vorhandenen Lichtquellen im Raum oder einen indirekten Blitz (niemals direkt auf das Motiv blitzen).

Tipp 3 – Schärfe und Unschärfe

Das BokehEinen spannenden Detail-Look für kleinere Objekte erzeugen Sie durch das Spiel mit Schärfe und Unschärfe. Dafür legen Sie den Fokus auf das Objekt und lassen Vorder- und Hintergrund verschwimmen.

Der Fachbegriff für diese gezielte Unschärfe lautet Bokeh (kommt aus dem Japanischen).

Am besten erreichen Sie diesen Effekt mit einem lichtstarken Objektiv, das einerseits eine große Blendenöffnung (kleine Blendenzahl – 2.8 und kleiner) hat, die Sie auch benutzen sollten, und dessen Brennweite andererseits mindestens im leichten Teleobjektiv-Bereich (50mm und mehr) liegt.

Preiswertes Objektiv für gute Detailfotos

Eine solche Optik muss nicht teuer sein. Hier kann man auch auf ein Objektiv ohne Zoom zurückgreifen, dass nur mit einer festen Brennweite ausgestattet ist. Aus diesem Grund sind von den drei großen Herstellern die preiswerten Objektive mit 50 mm Brennweite und 1.8er Blende sehr beliebt. Aufgrund ihrer einfachen Bauweise, sind sie häufig klein und leicht, verrichten aber dennoch großartige Arbeit. Fotografen nennen diese Linsen scherzhaft „Nifty Fifty“ (auf berlinisch etwa „Flotter Fuffzjer“) oder „Plastic Phantastic“ (weil die Objektivgehäuse zu Gunsten des Preises meist aus Kunststoff sind).

Durch die weit geöffnete Blende, die höhere Brennweite und den verringerten Aufnahmeabstand entsteht ein verkürzter Schärfentiefe-Bereich – der Vorder- und Hintergrund bleiben also unscharf, während das Detail scharf abgebildet wird. Diese so genannte Freistellung ist für eindrucksvolle Detailfotos sehr beliebt.

Der Straßenpreis für diese universelle Optik – es ist eigentlich ein so genanntes Normal-Objektiv – liegt derzeit um 200 EUR für Nikon--, Canon-– und Sony--Kameras. Zudem passt das Objektiv auch an deren Kameras mit kleinerem Sensor in der Größe APS-C oder DX, wie sie von vielen Immobilienprofis benutzt werden. Deshalb ist dieses Objektiv ein Muss für jede Fototasche.

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