Vier Gründe – Bei Immobilienfotos immer ein Stativ verwenden

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 25. Januar 2022 - in: Ausrüstung

4 Gründe - Bei Immobilienfotos ein Stativ verwendenNatürlich möchte jeder mobile Fotograf gern mit leichtem und kleinem Gepäck unterwegs sein. Auch wer Immobilien fotografiert, ändert seinen Standort oft und hat deshalb den gleichen Wunsch. Trotzdem gibt es einige gute Gründe, weshalb man beim Fotografieren ein Stativ verwenden soll.

Immobilienfotos haben einige Qualitätsanforderungen, die aufgrund der besonderen Aufnahmebedingungen nicht einfach einzuhalten sind. Trotzdem wollen wir möglichst scharfe Aufnahmen. Sie sollen von vorn bis hinten fokussiert sein und außerdem über einen detailreichen und sauberen Bildstil verfügen. Hier spielen die drei Belichtungsfaktoren Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert eine wichtige Rolle, machen aber Freihandfotografen ohne Stativ das Leben eher schwer. Denn bei Innenaufnahmen haben wir oft wenig Licht.

Außerdem ist eine stabile und reproduzierbare Kameraposition von unschätzbarem Vorteil. Ein Stativ ist fast immer frei im Raum platzierbar. Es ermöglicht somit eine ideale Kameraaufstellung, von der man im Bedarfsfall Aufnahmen sofort wiederholen kann.

Um all das zu erreichen, ist ein Stativ eine große Hilfe. Welche Stative ich empfehle, finden Sie in meinen Ausrüstungstipps für Immobilienprofis.

Vermeidung von verwackelten Aufnahmen

Für verwackelte Aufnahmen gibt es verschiedene Ursachen. Bei Immobilienfotos ist der häufigste Grund, dass die Kamera während der Aufnahme unbeabsichtigt bewegt wurde. Fotografieren Sie frei aus der Hand, müssen Sie sich eine bestimmte Technik aneignen, um diesen Aufnahmefehler zu vermeiden.

Allerdings sind dem eigenen Geschick auch hier deutliche Grenzen gesetzt. Diese werden von der Brennweite, einer eventuellen Bildstabilisierung in der Kamera und dem Niveau der eigenen Erregung (Kaffee, Hetze, Nervosität) bestimmt. Erfahrene Fotografen können an einer Kamera mit normaler Brennweite scharfe Freihand-Bilder von längstens 1/15 Sekunde machen. Bei längeren Belichtungszeiten erzeugen auch sie verwackelte Fotos.

Mit einem Stativ gelingen Aufnahmen ohne Verwacklung

Mit einem Stativ gelingen Aufnahmen ohne Verwacklung. Die Kamera hat eine Belichtungszeit von 2 Sekunden gemessen. So lange kann ein Mensch die Kamera nicht stillhalten (Bild rechts). Vom Stativ (Bild links) entstehen hingegen unverwackelte Fotos.

Bei Innenaufnahmen ist es häufig so dunkel, dass die Kamera deutlich längere Belichtungszeiten misst. Daher gelingen wackelfreie Aufnahmen nur unter Kompromissen, für die Sie im Gegenzug Abstriche an der Bildqualität hinnehmen müssten. Dazu mehr in den beiden folgenden Abschnitten.

Das Fotografieren vom Stativ ermöglicht es, alle diese Faktoren für starke Immobilienfotos zu optimieren.

Bekämpfung des Bildrauschens

Auf den ersten Blick mag dieses Ziel nicht unbedingt ein Hinweis darauf sein, dass Sie ein Stativ verwenden sollen. Betrachtet man jedoch die gängigen Kameraeinstellungen, dann fällt auf, dass bei den dunklen Aufnahmebedingungen für Immobilienfotos gern der ISO-Wert automatisch nach oben geregelt wird. Damit kann der Kamerasensor mit dem wenigen vorhandenen Licht stärker arbeiten.

Die hohe ISO-Einstellung hat jedoch die unangenehme Folge, dass die einzelnen Pixel des Sensors weniger genau agieren. Infolgedessen tritt in gleichfarbigen und dunklen Bereichen (Innenwände und Schatten) ein erkennbares Rauschmuster auf.

Wenn Sie zudem eine intensive Bildbearbeitung der Tonwerte am Computer vornehmen, verstärkt sich dieses Rauschen immens.

Starkes Bildrauschen durch automatisch gesetzten hohen ISO-Wert

Starkes Bildrauschen durch automatisch gesetzten hohen ISO-Wert (Bild rechts). Wenn Sie diese Einstellung manuell auf einen sehr geringen Wert setzen, verschwindet das Rauschen (Bild links). Gleichzeitig steigt aber gegebenenfalls die Belichtungszeit und die Gefahr der Verwacklung. Die wiederum wird vermieden, wenn Sie ein Stativ verwenden.

Fotografieren Sie jedoch vom Stativ, können Sie die ISO-Einstellung getrost auf einen niedrigen Wert einstellen. Den Lichtmangel gleichen Sie statt dessen durch korrespondierende Einstellungen (Blende, Belichtungszeit) aus (auch das geht zum Teil automatisch). So erzeugen Sie ein gut belichtetes Foto mit kaum wahrnehmbarem Rauschen. Da in den meisten Fällen die Belichtungszeit sehr lang ausfällt, ist es wichtig, die Kamera während der Aufnahme stabil zu halten. Was liegt also näher als ein Stativ zu verwenden?

Vergrößerung des Schärfebereiches

Um bei einer ganzheitlichen Raumaufnahme einen möglichst großen Schärfebereich (Schärfentiefe oder Tiefenschärfe – das können Sie sich aussuchen) zu erzielen, muss die Blende am Objektiv stärker geschlossen werden. Es gibt ein optisches Gesetz, nach dem der Schärfebereich steigt, wenn die Öffnung für den Lichteintritt verkleinert wird.

Kurzsichtige werden den alten Schwimmbad-Trick kennen: An der Wand hängt eine Uhr, die Sie aus der Entfernung ohne Brille nicht lesen können. Also krümmen Sie den Zeigefinger stark, so dass nur ein winziges Lichtloch entsteht. Wenn Sie dieses Loch nun direkt vor das unbebrillte Auge halten und die Uhr anvisieren, können Sie plötzlich die Uhrzeit in der Ferne ablesen. Sie haben quasi die Blende für Ihr Auge sehr stark verringert und damit die Schärfeleistung erhöht.

Das Gleiche machen Sie am besten mit dem Kamera-Objektiv. Sie schließen die Blende und verkleinern damit die Öffnung, durch die das Licht in die Kamera gelangt. Damit wird der Schärfebereich erheblich vergrößert. Für eine trotzdem gute Belichtung muss die derart reduzierte Lichtmenge im Gegenzug für eine verlängerte Zeit auf den Kamerasensor treffen.

Kleiner Schärfebereich durch weit geöffnete Blende

Kleiner Schärfebereich durch weit geöffnete Blende (Bild rechts). Die Schärfentiefe erhöht sich im Idealfall auf den gesamten Raum, wenn die Blendenöffnung geschlossen wird (Bild links). Für eine ausreichende Lichtmenge muss im Gegenzug die Belichtungszeit gesteigert werden. Diese erhöht erneut die Gefahr für Verwacklungen. Nicht jedoch, wenn vom Stativ fotografiert wird.

Je länger aber die Belichtungszeit ausfällt, um so größer die die Gefahr, dass die Kamera während der Aufnahme verwackelt. Wenn Sie nun ein Stativ verwenden, reduzieren Sie dieses Risiko erheblich.

Daher können Sie bei der Aufnahme vom Stativ die Blende getrost schließen und trotzdem unverwackelte Bilder produzieren.

Wiederholung von Aufnahmen

Haben Sie einmal den idealen Blickwinkel gefunden, die Kamera genau ausgerichtet und das Foto gemacht, gibt es immer wieder Situationen, in denen Sie die Kamera besser auf einem Stativ platzieren sollten. Auf Anhieb fallen mir da zwei Szenarien ein.

A. Motivkorrektur

Sie betrachten Ihre Aufnahme am Kameramonitor und stellen fest, dass es doch noch störende Elemente im Motiv gibt, die sich später am Computer nur mit Mühe und Zeitaufwand korrigieren ließen. Also nehmen Sie die Korrektur direkt am Motiv vor und machen das gleiche Foto noch einmal. Wenn Sie die Kamera zuvor auf dem Stativ montiert hatten, haben Sie keine Mühe, die bereits gefundene Kameraposition sofort zu reproduzieren.

Stativ verwenden: Wiederholung der Aufnahme jederzeit möglich.

Wenn Sie ein Stativ verwenden ist die Wiederholung einer Aufnahme jederzeit möglich. Diese Serie stammt aus einem Foto-Coaching für einen Makler. In Bild 1 stört die Position der Gefäße. Bei Folgebild 2 ist der PC im Bild. In Bild 3 stört noch diese riesige leere Fläche im Vordergrund. Erst Bild 4 ergibt eine harmonische Aufnahme der winzigen Küche.

B. Belichtungskorrektur

Sie sind sich nicht ganz sicher, ob die gemessene Belichtung in Ihrer Kamera wirklich ideal ist (Immobilienszenarien spielen dem Belichtungsmesser der Kamera manchmal einen Streich). Also stellen Sie die Kamera etwas heller oder dunkler ein und machen zur Sicherheit noch ein, zwei oder mehrere weitere Aufnahmen (Tipp: In jeder modernen Kamera gibt es eine Funktion, die eine solche Belichtungsreihe automatisch erstellt). Auch hier ist es extrem zeitsparend, wenn Sie die Kamera nicht jedes Mal erneut ausrichten müssen.

Außerdem können diese deckungsgleichen, aber unterschiedlich hellen Aufnahmen sehr gut dazu dienen, um in der Nachbearbeitung sehr einfach ein HDR-(Hochdynamik-)Bild zu machen, in dem auch die Details in den hellsten und dunkelsten Bildbereichen erscheinen.

Welchen Aufwand haben Sie, wenn Sie ein Stativ verwenden?

Investition

Zunächst gibt es einen finanziellen Aufwand. Der Kauf eines Stativs, passend für Gewicht und Maße einer kleinen Maklerausrüstung, schlägt mit rund 120 EUR zu Buche. Wer ein leichteres und stabileres Stativ verwenden möchte, der kann auch gern mehr als 200 EUR ausgeben.

Portabilität

Von manchen Immobilienprofis wird als Ablehnungsgrund genannt: „Ein Stativ ist sperrig und schwer. Es zu transportieren, ist lästig.“ Ja klar, je größer und schwerer ein Stativ ist, um so stabiler hält es die Kamera-Ausrüstung.

Allerdings reicht für die kleine Maklerausrüstung bereits ein gutes Reisestativ. Die Demo-Ausrüstung in meinen Foto-Workshops für Immobilien-Profis steht derzeit auf einem 950 Gramm leichten Karbon-Stativ, das zusammengelegt gerade mal 33 cm Länge und rund 9 cm Durchmesser misst. Bei Außenaufnahmen mit starkem Wind empfiehlt es sich, den eingebauten Lasthaken zu nutzen und das Stativ zwischen den Beinen zu beschweren (Fotorucksack, Maklerinnen-Handtasche, Einkaufsbeutel mit Mehltüten etc.).

Handhabung

Das Argument, dass der Aufbau eines Stativs und die Einrichtung der Kamera sehr viel Zeit fressen würden, lässt sich leicht entkräften:

  • In meinem Stativtest von 2019 habe ich für den kompletten Auf- und Abbau inklusive Kameramontage und -demontage knapp unter eine Minute benötigt.
  • Das korrekte Aufstellen eines Stativs benötigt pro Fotospot etwa fünf Sekunden. Sie können die Kamera auf dem Stativ montiert lassen, wenn Sie sich innerhalb eines Objektes bewegen und dabei entsprechende Vorsicht walten lassen.
  • Das Justieren der Kamera auf dem Stativ benötigt mit etwas Erfahrung rund drei Sekunden für jede Aufnahme.

Aufbau und Einrichtung der Kamera sind vermutlich die kleinsten Zeitressourcen beim Fotografieren von Immobilien.

Zum Abschluss noch ein Bonus-Grund

Wenn Sie ein Stativ verwenden, haben Sie die Hände frei und können sich intensiver mit dem eigentlichen Motiv befassen. Das wiederum kommt der Bildqualität und der Bildaussage zugute.

 
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