Jubiläum: 10 Jahre PrimePhoto Immobilienfotografie

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 15. Mai 2023 - in: Ausrüstung | In eigener Sache | Marketing | Tutorials

Jubiläum: 10 Jahre PrimePhoto ImmobilienfotografieBeinahe hätte ich diesen kleinen Meilenstein übersehen: Anfang April feierte PrimePhoto Immobilienfotografie das 10jährige Bestehen.

10 Jahre vergingen wie im Fluge – denn es hat sich in dieser Zeit viel getan. Das wichtigste Ergebnis für mich: Im deutschsprachigen Raum hat sich PrimePhoto zu einer ziemlich bekannten Größe im Immobilienmarketing entwickelt. Das wichtigste Ergebnis für alle anderen: Es sind mehr gute Immoblienfotos zu finden.

Lassen Sie uns einen kleinen Rückblick auf die Entwicklung von PrimePhoto und von verschiedenen Aspekten der Immobilienfotografie werfen.

Was bisher geschah

Wie Sie vielleicht wissen, betreibe ich seit 1996 Z MEDIA, meine eigene Agentur für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Fotografie war von Anbeginn ein wichtiger Bestandteil des Angebots, denn seit Mitte der 80er Jahre fotografiere ich kommerziell – hauptsächlich für die Presse sowie für Unternehmen, Organisationen und Agenturen. Was lag also näher, als diesen Service in meine eigene Agentur zu integrieren?

Z MEDIA - UnternehmenskommunikationIm Wesentlichen ging es dabei um all die Fotos, die kleine und mittelständische Unternehmen für ihre eigene Öffentlichkeitsarbeit benötigen: Bilder von Events, Porträts der Unternehmensführung, Produktfotos oder Aufnahmen von Produktionsanlagen. Außerdem standen Politiker, Schauspieler, Rockstars und Karnickelzüchter vor meiner Linse – eben das ganze Spektrum. Seit 2002 konzentrierte ich die fotografischen Aufgaben in meinem Fotostudio unter dem Namen PrimePhoto als Teil der Agentur.

Die schlechtesten Fotos waren ausschlaggebend

Zu Beginn der 2010er Dekade nahm die Anzahl der Fotoaufträge merklich ab. Das lag offensichtlich an den neuen Möglichkeiten der Digitalfotografie für jedermann und dem aufkommenden Smartphone-Hype. Sich dagegenzustemmen, hielt ich aus unternehmerischer Sicht für wenig sinnstiftend. Ich wollte aber weiter kommerziell fotografieren und suchte demzufolge nach einer Nische.

Um die Weihnachtszeit 2012 stellte ich mir also die Frage: „Wo gibt es die schlechtesten Fotos?“ Die Erleuchtung folgte auf dem Fuße: „Im Immobiliensektor!“

Also begann ich mit dem Datamining zum Thema Immobilienfotografie. Ich musste auch herausfinden, was gute Immobilienfotos ausmacht und zwar über Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert hinaus. Und schnell wurde ich fündig: In den USA spielte professionelle Immobilienfotografie zu diesem Zeitpunkt bereits eine entscheidende Rolle im Vertrieb von Wohneigentum. Mir war klar, dass sich US-Verhältnisse nicht auf den deutschen Markt übertragen ließen, dennoch dienten diese Erkenntnisse als hervorragende Inspiration und Antriebsmotor für den Aufbau des neuen Geschäftszweiges. Maßgeblich waren unter anderem die Informationen des damaligen Immobilienfotografen Scott Hargis.

Knapp 14 Wochen bis zum Start

Erste Version der PrimePhoto-Homepage

Erste Version der PrimePhoto-Homepage

Binnen gut drei Monaten machte ich den neuen Service quasi im Nebenjob startklar: Seit dem 3. April 2013 konzentriert sich PrimePhoto fast ausschließlich auf die Immobilienfotografie. Danach begann das große Klinkenputzen – digital, am Telefon und persönlich vor Ort. Die Resonanz war durchwachsen. Die meisten Makler waren mit ihren selbst geknipsten Aufnahmen zufrieden. Einige wenige hatten eigene Fotografen engagiert, diese kamen aber hauptsächlich aus den Genres Hochzeit, Babies, Rockkonzerte.

Die nagelneue Website von PrimePhoto aus dem Jahr 2013 ringt uns heute ein schamhaftes Schmunzeln ab – aber sie entsprach dem damaligen Zeitgeist: schlichtes Box-Design, viele Erklärungen, sparsamer Fotoeinsatz. Alles war noch auf sehr wenig Speicherplatz für schnellste Ladezeiten getrimmt. Doch die ersten Aufträge rollten über diese Plattform schon bald herein. Bis heute hat sich diese Website natürlich stark verändert und ist zum Dreh- und Angelpunkt für die Aktivitäten von PrimePhoto Immobilienfotografie geworden.

Referenzfotos waren das A und O

Fabrikantenvilla am Wasser

Erster Meilenstein war der Kontakt zu meinem alten Arbeitskollegen und Freund Alex Steinke, der inzwischen sein eigenes Immobilienbüro betrieb. Er fuhr mit mir im August 2013 in den Berliner Süden, wo er eine Fabrikantenvilla am See vermarktete. Er hatte mich beauftragt, das Anwesen zu fotografieren.

So kam ich an die ersten repräsentativen Referenzfotos, die ich übrigens bis heute als Demonstrationsmaterial verwende. Ihr Einsatz auf meiner Homepage bescherte mir schon bald einige sehr attraktive Aufträge in der Berliner City.

Stärkung durch inspirierende Kontakte

FstoppersIm Herbst 2014 kam es zu einem Kollegentreffen der besonderen Art. Ich hatte die Chance, mit zwei der bis heute weltweit bekanntesten Fotografie-Youtuber einen Tag lang durch Berlin zu ziehen. Lee Morris und Patrick Hall von den Fstoppers aus Charleston, South Carolina machten auf ihrem Europa-Roadtrip auch in der Hauptstadt halt. Der amüsante Tag mit den beiden sympathischen Koryphäen hatte einen angenehmen Folgeeffekt: Ich erhielt Einblick in die Welt des zu dieser Zeit im Netz sehr bekannten Architekturfotografen Mike Kelley, mit dem sie geschäftlich und privat eng verbunden sind. Beide Kontakte bedeuteten erneut Inspiration und Lerneffekte, die mein eigenes Geschäft weiter belebten.

Immobilienmakler und Fotograf André Zahedi

Immobilienmakler und Fotograf André Zahedi

Ein halbes Jahr später lernte ich einen weiteren Menschen kennen, der bis heute ein sehr wichtiger Kontakt für PrimePhoto ist: der Immobilienmakler und Fotograf André Zahedi aus Darmstadt. André war mir schon zuvor aufgefallen, weil sein Portfolio sich vom Durchschnittsangebot durch außergewöhnliche ästhetische und Bildqualität abhob. Wir trafen uns damals am Berliner Gendarmenmarkt, und es entspann sich eine sehr freundschaftliche Geschäftsbeziehung. Andrés Input ist für mein eigenes Marketing bisweilen sehr wichtig, und ich glaube, auch meine Hinweise sind ihm eine gute Stütze im Geschäft.

Nächste Station: Foto-Workshops für Immobilien-Profis

Workshop Grundlagen der ImmobilienfotografieNatürlich hatte ich inzwischen bemerkt, dass nicht alle Immobilienprofis bereit waren, Geld für meine Fotos von ihren Objekten auszugeben – sie fotografierten meist selbst mehr schlecht als recht. Einige stellten sich bei der Fotografie zwar nicht übel an, zeigten aber immer Luft nach oben. Also überlegte ich, wie ich jenen, die unbedingt selbst fotografieren möchten, zu besseren Bildern verhelfen könnte. Ein Foto-Workshop musste her – und zwar einer, der sich ausschließlich auf die Bedürfnisse von Immobilienprofis konzentrierte und gleichzeitig Anfänger und Fortgeschrittene zufriedenstellte.

Im November 2015 hatte ich erstmals die Chance, einer Gruppe junger Maklerinnen und Makler aus einer Immobilienagentur vom Berliner Kurfürstendamm die Grundlagen der Immoblienfotografie in Theorie und Praxis zu vermitteln. Das Event war ein voller Erfolg.

Aber es gab auch Anfragen von einzelnen Immoblienprofis, die Individual-Coachings buchen wollten. So fuhr ich im Februar 2016 zu einem Einzelmakler an den Niederrhein und lehrte ihn über die fotografischen Grundlagen hinaus auch die Inhalte des neuen Aufbauworkshops Bildbearbeitung für Immobilienfotos.

Damit hatte ich ein vollständiges Workshoppaket erfolgreich erprobt, mit dem ich fortan intensiv die Maklerschulung angehen konnte.

Im Sommer 2016 begann ich dann in Berlin mit meinen Gruppenworkshops für Immobilienprofis aus verschiedenen Maklerfirmen. Als Location mietete ich eine renovierte Remise auf einem Altbau-Hinterhof im Bezirk Steglitz, die eigentlich die Büros einer Werbeagentur beheimatete. Hier fand ich, was bei allen zukünftigen Workshops eine wichtige Rolle spielen sollte: ein ruhiges Ambiente mit wohnungsähnlichem Grundriss und fotografischen Herausforderungen – wie im realen Maklerleben. Diese Eigenschaft ist bei meinen Workshop-Locations bis heute essentiell für die praktischen Fotoübungen der Makler mit ihrem eigenen Equipment.

Mittlerweile sind diese Workshops zu einer regelmäßigen Institution an festen Standorten auch in Köln, München, Hamburg, dem Rhein-Main-Gebiet und in Wien geworden. Immobilienmakler fahren gern auch längere Strecken, um an diesen Workshops teilzunehmen.

Eines lasse ich mir nicht nehmen: Vor jeder der inzwischen über 150 Workshopveranstaltungen werden die Inhalte immer auf Aktualität überprüft und sofort für das bevorstehende Event angepasst. Die heutigen Workshops unterscheiden sich deshalb teils deutlich von der Ursprungsversion, obwohl es nach wie vor um exakt das gleiche Thema geht.

Millionenvilla war Auftakt für einen Paradigmenwechsel

Luxusvilla auf Teneriffa

Luxusvilla auf Teneriffa

Es gab dazwischen viele kleinere Aufträge für Immobilienfotos, aber in der Vorweihnachtszeit 2016 markierte ein spezielles Objekt einen wichtigen Wendepunkt: Ich durfte eine Luxusvilla auf Teneriffa fotografieren. Drei Tage lang stand mir das riesige Objekt zur Verfügung. Das war das vorgezogene Weihnachtsfest für den Immobilienfotografen in mir. Es entstanden Fotos von wunderbaren Motiven, die mich bis heute begleiten.

Irgendwann im Jahr 2017 entwickelte sich mein Portfolio folglich immer mehr weg von der klassischen Fotografie kleiner leerer und Wohnungen und hin zu großen Objekten aus dem gehobenen Segment. Heute beauftragen mich vornehmlich Makler für Fotos von Immobilien vom oberen Ende des Preisspektrums. Die „kleinen Fische“ sind mir gelegentlich eine willkommene Fingerübung und Teststrecke für neue Techniken und Equipment.

Alles auf STOP!

Dann kam Corona. Alle hatten Angst. Keine Kontakte bedeuteten keine Fotoaufträge und keine Workshops. Vielfach kamen Anfragen, ob ich die Workshops denn nicht online geben könne. Die Erfahrungen der vergangenen Zeit führten zu einem klaren „Nein.“ Denn Fotolaien, die theoretisches Wissen praktisch umsetzen sollen (darum geht es ja in den Workshops) darf man beim praktischen Teil nicht allein lassen.

Also entwickelte ich ein anderes Online-Format: Hierbei ging es für die Makler um Fotokritik ihres bestehenden Portfolios per Skype, Zoom oder Teams. Viele Immobilienprofis nahmen dieses Angebot an und die danach ausgesprochenen Hinweise sich hoffentlich zu Herzen. Mit dem Ende von Corona war die Nachfrage nach solchen Unter-vier-Augen-Sessions nicht vorüber – auch heute holen sich Immoblienprofis über diesen Service Rat bei mir.

Und dann gab es in dieser Zeit  verschiedene Online-Formate, an denen ich aktiv oder im Hintergrund beteiligt war. Dazu gehörten Best-Practice-Präsentationen live on-Air zum Thema Immobilienfotografie für onOffice und Sprengnetter. Oder die Co-Produktion der online verbreiteten Live-Gala „DGHR Stars“, auf der die Deutsche Gesellschaft für Home Staging und Redesign in jedem Jahr die besten Arbeiten ihrer Mitglieder auszeichnet. Homestaging wird übrigens ein immer wichtigerer Bestandteil für die adäquate Fotografie schöner Immobilien.

Mit den ersten Fotoaufträgen und Workshops ging es dann im Frühjahr und Sommer 2021 weiter. Ich weiß, dass es nicht üblich ist, öffentliche Stellen zu loben, aber das Gesundheitsamt in Köln war bei der Vorbereitung des ersten Workshops unter abklingenden Corona-Bedingungen eine große Hilfe mit schneller, punktgenauer Kommunikation und den entscheidenden Hinweisen für eine gelungene Veranstaltung. Danke dafür.

Mit dem Ausklingen der Pandemie stellte sich auch im Geschäft von PrimePhoto Immobilienfotografie wieder der etablierte Standard ein.

Analyse: Gute Fotos sind Mangelware

Über die Aufgabe starker Immobilienfotos für den Vertrieb muss ich an dieser Stelle wohl nichts sagen. Dennoch ist es leider so, dass ein Großteil der Immobilienangebote ohne wirklich brauchbare Fotos daherkommt. Seit 2015 analysiere ich jedes Jahr einmal exemplarisch die High-End-Objekte meines Heimatmarktes Berlin auf Immobilienscout24 und untersuche dabei ausschließlich die Qualität der Fotos.

Anhand von acht Kriterien für gute Fotos fallen die jeweiligen Angebote in eine von vier Kategorien von „Profiaufnahmen“ bis „keine (verwertbaren) Aufnahmen“. Nach erschreckenden 10 Prozent für Angebote mit brauchbaren Aufnahmen im Jahr 2015, schwankte diese Zahl ab 2017 um die 20-Prozent-Marke und schoss im Jahr 2022 auf fast 30 Prozent nach oben. Das Bewusstsein für gute Aufnahmen ist also gewachsen. Ich will aber lieber nicht vermuten, wie es im großen Segment unterhalb des High-End-Bereiches aussieht.

Spannende Nebenerkenntnis: In meiner Analyse der Zahlen für den Wiener Markt (diese zeige ich den Maklern in meinen Workshops dort) lagen die Österreicher immer deutlich vor den deutschen Kollegen. Aber 2022 kehrte sich dieser Trend abrupt um. Ob er anhält, wird die kommende Untersuchung zeigen.

Ausrüstung: Kleiner und leichter für bessere Fotoergebnisse

Neben dem Spezialwissen über Immobilienfotografie braucht man auch das passende Equipment. Spätestens mit der Entwicklung meiner Workshops musste ich den interessierten Maklern auch sagen, mit welcher Ausrüstung gute Bildqualität erzielt wird. Also baute ich auf meiner Homepage die Ausrüstungsseite zu einer Empfehlungsseite für eine geeignete Basis-Ausstattung aus. Die Tips werden laufend aktualisiert. Viele Immobilienprofis holen sich dort Hinweise, welche neue Ausrüstung empfehlenswert ist oder wie sie ihr bestehendes Equipment sinnvoll ergänzen können. Smartphones zählen trotz ihrer inzwischen berauschenden Qualität (noch) nicht dazu, weil sie von den besonderen Lichtbedingungen der Immobilienfotografie meist überfordert sind.

Auch in dieser Empfehlungsliste gab es während der letzten 10 Jahre einen wichtige Wegmarke: Die Ablösung der Spiegelreflextechnik durch die neue Generation der spiegellosen Systemkameras bei den Marktführern Nikon und Canon (okay, Sony als dritter Big Player war schon länger auf diesem Pfad unterwegs). Dieses Equipment spart Platz, Gewicht und macht noch bessere Fotos. Wer neu kauft, wird sich meist für diese Generation entscheiden. Wer jedoch auf das Geld schauen muss oder seine alte Ausrüstung ergänzt, für den gibt es bei mir nach wie vor Empfehlungen für Spiegelreflexkameras.

Ausblick: Keine starke Visualisierung ohne Fotowissen

Die visuelle Darstellung von Immobilien hat inzwischen viele beliebte Alternativen zur klassischen Fotostrecke. Dazu gehören beispielsweise:

  • 360°-Rundgänge
  • Immobilienvideos
  • virtual Homestaging leerer Objekte
  • Drohnenaufnahmen als Stand- und Bewegtbild

Will man sie gut beherrschen, muss man Zeit und Geduld investieren. Eines ist aber immer sehr sinnvoll: gute fotografische Ausgangsprodukte. Kenntnisse über starke Fotos, wie diese entstehen, wer diese macht und in welchem der genannten Genres sie direkt verwendet werden können, sind in jedem Fall erforderlich. Insofern wird sich PrimePhoto weiterhin auf die Immobilienfotografie konzentrieren und vielleicht hier und da einen Ausflug in die verwandten Darstellungsformen unternehmen.

Fazit

Die vergangenen 10 Jahre PrimePhoto Immobilienfotografie waren extrem aufregend und inspirierend. Abgesehen von der Corona-Pause gab es eigentlich nur einen Trend – und der zeigte aufwärts. Ich werde alles tun, damit es auch in den kommenden Jahren dabei bleibt.

Die anfänglich zurückhaltenden Immoblienprofis haben in den letzten 10 Jahren zu einem beachtlichen Teil ein neues Bewusstsein für bessere Fotos von ihren Objekten entwickelt. Das mag insbesondere an der stärkeren Online-Verbreitung auch über die sozialen Medien liegen. Denn hier entscheidet das visuelle Erlebnis über Begeisterung oder Ablehnung für einen Makler und sein Angebot noch einmal stärker.

Dass mir allerdings irgendwann die Arbeit ausgeht, glaube ich nicht. Bei jedem Besuch in einer fremden Stadt, reicht mir ein einziger Blick in die Schaufensterauslagen mancher Immobilienfirmen

 
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