Immobilienfotos schlecht? Diese 5 Gründe können Schuld sein.

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 28. März 2019 - in: Fragen und Antworten

Für gute Immobilienfotos braucht man neben einer ordentlichen Kamera (ich rede hier ausdrücklich nicht von teurer und schwerer Profi-Ausrüstung) auch immer etwas Fotowissen. Im Vorfeld meiner Foto-Workshops meldet sich der eine oder andere Interessent per Telefon und ob sich der Aufwand den lohne. Dahinter verbirgt sich wohl auch so ein bisschen der Vorwurf, dass heute doch jeder mit seinem Handy bessere Immobilienfotos machen könnte. Das ist nicht ganz falsch. Allerdings sind dafür immer einige Voraussetzungen gleichzeitig nötig.

Es gibt (mindestens) fünf Fallstricke, die unbedarfte Fotografen beim Schießen guter Immobilienfotos ins Stolpern bringen. Welche das sind und wie man sie überwindet, erklärt dieser Beitrag.

Fallstrick 1: Das schlechte Objektiv

Handys und Kompaktkameras haben das gleiche Problem: Ihre Objektive sind für diesen Einsatz nur von mangelhafter optischer Qualität. Bei einfachen Geräten, machen die verbauten Glas- oder Kunststofflinsen dem Fotografen das Leben nicht gerade einfach. Hingegen haben Objektive für Kameras im mittleren und gehobenen Sektor deutlich bessere optische Eigenschaften, die einzelnen Linsen sind hochvergütet und sehr gut fehlerkorrigiert.

Außerdem gilt in diesem Bereich die Faustregel: je größer die Frontlinse, um so besser das Ergebnis. Weshalb? Weil durch die größere Frontöffnung mehr Licht eingefangen werden kann. Und mehr Licht sorgt für bessere Bilder. Das ist wie im wahren Leben: Je größer das Fenster, um so mehr kann man sehen.

Rechenbeispiel: Vergleichen Sie mal die winzige Objektivöffnung Ihres Smartphones (aktuelles iPhone: Ø 3 mm) mit der Frontlinse an einer Digitalkamera aus dem mittleren Segment (über Ø 30 mm). Die Fläche der größeren Linse ist 100 mal größer und damit als Lichtsammler deutlich effektiver – insbesondere im Zusammenwirken mit dem besseren Kamerasensor (nächster Abschnitt).

Fallstrick 2: Der kleine Kamerasensor

Auf dem Kamerasensor befinden sich lichtempfindliche Elemente, die so genannten Pixel. Diese haben die Aufgabe, das vom Objektiv in die Kamera / das Smartphone geleitete Licht in elektrische Signale mit Informationen über Helligkeit und Farbe umzuwandeln, um daraus eine Bilddatei anzufertigen. Wenn sich mehr und gleichzeitig kleinere Pixel auf der vorhandenen Sensorfläche drängeln müssen, dann arbeiten sie ungenauer unter kritischen Bedingungen (wenig Licht bei Innenaufnahmen, hoher ISO-Wert zum angeblichen Ausgleich). Das erzeugt das in Immobilienfotos ungeliebte Bildrauschen.

Außerdem sorgen die kleinen Pixel auf kleinen Sensoren dafür, dass der Spielraum für die Darstellung von Details in den hellsten und dunkelsten Bereiche gekappt wird. Daher sind sie für die krassen Helligkeitsunterschiede von Immobilienfotos nicht wirklich geeignet.

Auch hier ein Rechenbeispiel: Ein moderner Sensor im mittleren Kamerasegment hat eine Fläche von ca. 24 x 16 mm (das so genannte APS-C-Format), auf dem rund 24 Millionen Pixel angeordnet sind. Auf einem Quadratmillimeter befinden sich also rund 62.000 Pixel.  Dagegen hat der Sensor eines aktuellen iPhone Abmessungen von 4,8 x 3,6 mm, allerdings nur für 12 Millionen Pixel. Dennoch beträgt die Pixeldichte mit 694.000 px / mm² mehr als das 10fache.

Unter den schlechten Bedingungen für Immobilienfotos (geringe Helligkeit und hohe Kontraste) werden Farben und Helligkeiten von kleinen Sensoren mit vielen Pixeln also ungenauer wiedergegeben. Die Kamerasoftware versucht, diese Bildfehler herauszurechnen und über unterschiedlich große Bildbereiche glattzubügeln. Dabei gehen aber häufig Bilddetails verloren, die ein größerer Sensor hätte darstellen können.

Fallstrick 3: Die mangelnde Brennweite

Mit der Brennweite bestimmt man den Bildausschnitt, der vom Objektiv auf den Kamerasensor geworfen wird.

Tipp: Die Angaben dazu sind häufig reichlich verwirrend, weil gleiche Bildausschnitte für unterschiedlich große Sensoren nur mit verschieden großen Brennweiten erzielt werden. Um die Bildausschnitte vergleichen zu können, einigt man sich am besten auf ein Format und rechnet die ermittelten Brennweiten an unterschiedlichen Sensoren auf dieses Format um. Gängig ist hierbei die Verwendung des so genannten Vollformats (24 x 36 mm), weil es den früher üblichen Dias und Negativen auf Kleinbildfilm entspricht.

Einen durchschnittlichen Wohnraum mit einer Diagonale von 5 Metern bildet man bei normaler Raumgeometrie etwa bis zu einer Brennweite von 18 mm formatfüllend (3 Wände im Bild) ab. Jedoch haben Smartphones je nach Modell minimale Brennweiten von 25 bis 30 mm. So kann man mit Smartphonekameras nur einen Teil des Raumes zeigen (2 Wände – also eine Ecke). Das sieht immer unprofessionell geknipst aus.

Fallstrick 4: Null Fotowissen

Sie sehen schon, dass es nützlich sein kann, sich etwas Fotowissen zu verschaffen, um freundliche und einladende Immobilienfotos zu machen, die neben dem passenden Bildwinkel, gut ausgerichtet, farbtreu und exakt belichtet sind.

Die Teilnehmer an meinen Foto-Workshops sind durchweg dankbar. dass sie neben dem praktischen Rüstzeug auch Einblicke in die Fototheorie erhielten. Denn so wissen sie genau, weshalb welche Einstellungen an ihrer Kamera für bessere Immobilienfotos vorzunehmen sind. (Übrigens: Ich zeige, wie man die Kamera einmal einstellt und mit dieser Einstellung innen und außen immer gute Aufnahmen machen kann. Es gibt nur einen variablen Parameter für das Finetuning.)

Außerdem sind sie froh, dass sie nicht mehr mit unnützem Halbwissen in der Praxis arbeiten müssen.

Fallstrick 5: Die Selbsteinschätzung

Es gibt immer wieder Phasen, in denen verkaufen sich Immobilien ohne besonderen Aufwand. Das Problem besteht für einige vielmehr darin, neue Objekte zu akquirieren. Sieht man Immobilienfotos nur als Verkaufswerkzeug oder als Exposé-Schmuck, ist es scheinbar nachvollziehbar, dass in den zuvor genannten Phasen weniger Wert auf die Präsentation gelegt wird. Hinzu kommt, dass heutzutage fast jeder mit seinem Smartphone eine Kamera in der Jackentasche hat, die sich einfach bedienen lässt.

Also wird gern drauflosgeknippst.

Die daraus resultierende Anspruchslosigkeit an die eigenen Aufnahmen wirkt jedoch weiter, denn Immobilienfotos sind auch immer Werbeaufnahmen in eigener Sache. Mit guten Fotos zeigen Sie Ihrer Klientel, dass Sie ihre Objekte mit professioneller Sorgfalt präsentieren. Im Eigenmarketing gehören Immobilienfotos in die gleiche Kategorie wie beispielsweise ein aussagekräftiges Exposé, ein gewaschener Dienstwagen, geputzte Schuhe oder ein gebügeltes Hemd. Denn das sind die Dinge, die ein Kunde im persönlichen Kontakt häufig als erstes wahrnimmt. Nur dass bei Ihren Immobilienaufnahmen der Erstkontakt noch weit vor dem ersten persönlichen Treffen steht. Bereits hier unterscheidet der Interessent nach gut und schlecht.

Wichtig: Aufwand für bessere Immobilienfotos

Natürlich muss man den zuvor genannten Nutzen besserer Immobilienfotos gegen die erforderlichen finanziellen Aufwendungen stellen. Dabei ist von zwei Möglichkeiten auszugehen: 1. Sie beauftragen einen Fotografen mit den Immobilienaufnahmen, 2. Sie fotografieren selbst. Wenn wir das in Zahlen gießen, kommt folgendes heraus:

Immobilienprofi fotografiert selbst

Position
Kosten
Fotoausrüstung
(siehe Empfehlungen)
ca. 1500 EUR (einmalig)
Software / Hardware
(optional, denn Sie haben das meiste schon)
ca. 12 EUR (pro Monat)
Fortbildung Immobilienfotografie
(siehe Workshop)
ca. 300 EUR (einmalig)
Fortbildung Bildbearbeitung (optional)
(siehe Workshop)
ca. 480 EUR (einmalig)
Zeitaufwand
ca. 0,5 Std. fotografieren (je Objekt)
ca. 0,5 Std. Bildbearbeitung (je Objekt)
1 Tag Workshop Immobilienfotografie (einmalig)
1 Tag Workshop Bildbearbeitung (einmalig)

Immobilienprofi beauftragt einen Fotografen

Position
Kosten
Fotograf arbeitet weitgehend selbständig und liefert fertige Fotos
(siehe Immobilienfotografie)
ab 200 EUR (pro Objekt)
Software / Hardware
0 EUR
Fortbildung
0 EUR
Zeitaufand
0 Std.

Jeder Immobilienprofi muss selbst entscheiden, inwiefern sie oder er mit überschaubarem finanziellen und zeitlichen Aufwand einen Qualitätssprung in der eigenen Außendarstellung erreichen will.

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