10 Probleme bei Immobilienfotos – Teil 2: Bildrauschen

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 6. Februar 2023 - in: Tutorials

10 Probleme bei Immobilienfotos - Teil 2: BildrauschenBeim Betrachten von Immobilienfotos fallen häufig kleinere Bildstörungen auf. Insbesondere in dunklen und in gleichfarbigen Bereichen machen sie sich als grießiger Schleier über der Aufnahme bemerkbar. Fotografen bezeichnen diesen Effekt als Bildrauschen. Viele machen die speziellen Lichtbedingungen bei der Immobilienfotografie dafür verantwortlich. Schuld daran sind jedoch einerseits Einstellungen an der Kamera, aber auch äußere Einflüsse und eine unzulängliche Bildbearbeitung.

Temperatur erzeugt Bildrauschen

Vorweg vielleicht eine Anmerkung: Jedes digitale Foto ist mit einem Basis-Rauschen ausgestattet. Bei den richtigen Einstellungen und unter einfachen Aufnahmebedingungen fällt dies jedoch bei normaler Bildbetrachtung nicht auf.

Das Bildrauschen wird erzeugt, weil benachbarte Pixel auf dem Bildsensor leicht voneinander abweichende Helligkeitsinformationen in die Kamera übermitteln. Je höher die Arbeitstemperatur des Bildsensors ist, um so stärker fällt diese Abweichung aus. Ab einer bestimmten Stufe ist das Bildrauschen dann auch für das ungeübte Auge im Bild unweigerlich sichtbar.

Die Temperaturerhöhung kann verschiedene Gründe haben.

  • Die häufigste Ursache ist eine hoch eingestellte Lichtempfindlichkeit (ISO-Wert) des Kamerasensors. Je höher der ISO-Wert, um so stärker arbeiten die elektrisch angesteuerten Sensorbausteine. Je stärker sie arbeiten, um so mehr erwärmen sie sich und funktionieren in der Folge nicht mehr so genau.
    Bildrauschen - ISO-Werte im Vergleich
  • Der zweithäufigste Grund ist eine geringe Sensorgröße. Bei zwei Sensoren mit gleicher Pixelanzahl (Auflösung), die jedoch unterschiedliche Abmessungen haben, müssen sich auf dem kleineren Sensor die kleineren Pixel stärker drängeln. Sie müssen die gleiche Arbeit auf kleinerer Fläche leisten, erwärmen sich deshalb stärker und werden ungenauer.
    Sensorgrößen im Vergleich
  • Durch sehr lange Belichtungszeiten wird der Kamerasensor über eine lange Zeit elektrisch angesteuert. Es ergibt sich der gleiche Effekt wie zuvor.
  • Selbst sehr warme Umgebungsbedingungen können dafür sorgen, dass Ihre Kamera über Gebühr rauscht. Ursache ist dabei in unseren Breitengraden weniger die Raumtemperatur, häufiger jedoch, dass die Kamera im Sommer zuvor längere Zeit ungeschützt im Auto lag und sich stark erhitzen konnte.

Und dann gibt es noch zwei externe Gründe für ein starkes Bildrauschen.

  • Alte Kameras sind deutlich rauschanfälliger als die neuen Modelle. Der Unterschied zwischen einem aktuellen Modell und einer elf Jahre alten Digitalkamera kann frappierend ausfallen. (im High-End-Sektor gibt es natürlich Ausnahmen)
    Bildrauschen im Kameravergleich
  • Wenn in der Bildbearbeitung sehr intensiv an den Reglern für die Tonwerte (Helligkeit, Kontrast, Weißpunkt, Schwarzpunkt, Tiefen, Lichter etc.) sowie am Schärferegler gedreht wird, dann wird das latente Bildrauschen womöglich verstärkt.

Lösungen

Die Lösung für das Rausch-Problem ergibt sich schon aus den vorgenannten Problembeschreibungen.

  1. Verwenden Sie beim Fotografieren einen niedrigen ISO-Wert (ideal ISO 100). Stellen Sie die ISO-Automatik ab oder begrenzen Sie diese im Kameramenü auf einen kleinen Wert.
    ISO-Einstellung an der Nikon Z 50
  2. Benutzen Sie am besten eine moderne Kamera mit einem größeren Sensor (ideal APS-C- oder Vollformat). Meine Empfehlungen für die Basisausrüstung sind dabei ein guter Anhaltspunkt.
  3. Achten Sie stets auf eine nicht zu warme Lagerung der Kamera. Eine gut gepolsterte Tasche kann auch vorübergehend isolierend wirken.
  4. Nehmen Sie die Bildbearbeitung mit Bedacht vor. Betrachten Sie die Details in Ihren Bildern testweise in der 1:1 Vergrößerung (1 Pixel des Fotos entspricht 1 Pixel des Bildschirms, auch 100% Vergrößerung genannt).

Sie können Ihre Fotos auch durch die Bildbearbeitung nachträglich entrauschen. Hier müssen Sie allerdings vorsichtig sein, weil die Software häufig gnadenlos kleine Details wegbügelt. Dieser Effekt ist übrigens auch bei Smartphonebildern (Wir haben hier gleich zwei Negativfaktoren: winziger Sensor UND ISO-Automatik!) aus dunklen Umgebungen sichtbar, weil die telefoninterne Bildretusche rabiat zu Werke geht. Wenn Sie ein solches Bild mal vergrößern, sehen Sie, wie schlecht die Details erhalten wurden.

 

Über diese Serie

Es gibt viele schlechte Immobilienfotos. Damit das bald ein Ende hat, gibt es diese Serie.

Jede Episode dieser Artikelserie nimmt eines der Probleme unter die Lupe, erklärt die Ursache und bietet eine oder mehrere Lösungsmöglichkeiten an.

Alle diese Fragen tauchen auch immer wieder in meinem Praxisworkshop zum Thema Immobilienfotografie und in meinem Bildbearbeitungsworkshop für Immobilienfotos auf. Dort ist es für mich natürlich noch einfacher, Ihnen direkt an einem Fotoszenario und mit Ihrer eigenen Kamera oder an Ihrem Laptop zu zeigen, wie Sie solche Fehler vermeiden können.

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