10 Probleme bei Immobilienfotos – Teil 3: Unschärfe

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 13. Februar 2023 - in: Tutorials

10 Probleme bei Immobilienfotos - Teil 3: UnschärfeDie wichtigste Erkenntnis gleich zu Beginn: Scharfe Fotos sind das A und O der Immobilienfotografie. Kein Bild mit Unschärfe hat etwas in Ihrer Bilderstrecke für jegliches Immobilienobjekt verloren. Mit nur einem unscharfen Foto entwerten Sie Ihre Kompetenz als Immobilien-Profi. Denn der potenzielle Interessent kennt Sie meistens nicht persönlich, weil er Sie zu 95 Prozent über das Internet gefunden hat. Also sind die Fotos das Allererste, was er von Ihnen sieht. Jeder Bildfehler schwächt den Vertrauensvorschuss, mit dem der Betrachter Ihrem Angebot gegenübertritt. Und Unschärfe fällt immer als erstes auf. Sie ist DAS K.O.-Kriterium für gute Immobilienfotos, denn …

… Unschärfe kann nicht repariert werden

Der Eindruck von Unschärfe entsteht, weil sich kleine Details über zu viele Pixel auf dem Kamerasensor erstrecken. Somit ist der für die Schärfe erforderliche Micro-Kontrast nicht vorhanden. Das hört sich kompliziert an, aber die folgende Grafik verdeutlicht, was gemeint ist.

Schärfe und Unschärfe - Microkontraste im Vergleich

Die starke Vergrößerung macht es sichtbar – Links: Durch die Unschärfe verteilen sich harte Linien über viele Pixel – Rechts: die Microkontraste sind deutlich dargestellt, weil harte Linien sich nur über sehr wenige Pixel erstrecken.

Die Schärfeanpassung in der Nachbearbeitung hat ihre Grenzen und ist vor allem vom späteren Ausgabemedium (Bildschirm, Ausdruck etc.) abhängig. Unscharf fotografierte Bilder können nicht wirklich nachgeschärft werden. Es gibt inzwischen zwar einige Werkzeuge mit künstlicher Intelligenz, die diese Aufgabe übernehmen wollen, aber diesem zusätzlichen Aufwand sollten Sie aus dem Weg gehen, indem Sie Ihre Motive gleich scharf fotografieren.

Um Unschärfe in Immobilienfotos zu vermeiden, sollten Sie die folgenden Quellen kennen.

  • Voraussetzung für ein scharfes Foto ist zunächst ein sauber fokussiertes Objektiv. Damit wird ein scharfes Bild auf den Kamerasensor projeziert.
  • Bewegungsunschärfe kann ein weiterer Grund für unscharfe Fotos sein. Bei Immobilien steht das Motiv zwar immer still (sagt ja schon der Name), aber wenn die Kamera während der Aufnahme auch nur leicht erschüttert wird, kann es zu Unschärfe im Bild führen. Dann ist das Foto verwackelt.

    Verwackelte Aufnahme

    Verwackelte Aufnahme

  • Die Fokussierung erfolgt zwar immer auf einen Punkt in Entfernung zur Kamera, jedoch sorgen optische Gesetze dafür, dass auch ein Bereich davor und dahinter scharf abgebildet wird. Fotografen nennen ihn Schärfentiefe (oder auch Tiefenschärfe). Wie groß dieser Bereich ist, hat mit drei Eigenschaften von Kamera, Objektiv und Motiv zu tun.
  • Ab Werk ist Fotoequipment in der Regel gut justiert und erzeugt bei Beachtung der vorhergehenden Fehlerquellen scharfe Aufnahmen. Wenn die Kamera-Objektiv-Kombination aber harten mechanischen Einflüssen unterliegt, wie beispielsweise durch Schlag und Sturz, können die Technik oder auch die Verbindung zwischen den Ausrüstungsteilen leiden. Schon kleine Abweichungen sorgen für unscharfe Fotos.
  • Wo wir schon bei der Ausrüstung sind: Entgegen aller Unkenrufe macht ein besseres Objektiv (hier entsteht die Schärfe) schärfere Fotos. Auch moderne Kameras verarbeiten die Aufnahmen zu Bilddateien mit mehr Schärfe. Und ein wirklich stabiles Stativ kann Bewegungsunschärfen erfolgreicher verhindern.
  • Ein weiterer Einfluss, der für unscharfe Aufnahmen sorgt, ist unreine Luft. Das betrifft sowohl diesige Außenaufnahmen, als auch Dampf und aufgewirbelten Staub in Innenräumen.
  • Ein Unschärfe-Eindruck entsteht letztlich auch bei so genanntem weichen, diffusen Licht.

Lösungen

Um unscharfe Immobilienaufnahmen zu verhindern, befolgen Sie einfach die folgenden Hinweise.

  1. Suchen Sie sich zum Fokussieren einen Punkt im Bild, der ausreichend Helligkeit und Kontrast hat. Nur dann kann der Autofokus in der Kamera zuverlässig arbeiten. Immobilien haben häufig großflächige einfarbige Wände, die das automatische Scharfstellen erschweren. Wenn Sie unsicher sind, stellen Sie manuell scharf und betrachten dabei das Bild auf dem Monitor im Live-View. Vergrößern Sie das Bild auf 100%, um die Scharfstellung möglichst genau zu beurteilen.

    Liegt der Fokuspunkt auf den rot markierten Bereichen, ist in diesem Bild keine Scharfstellung möglich,
    weil Kontrast und/oder Helligkeit nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind.
  2. Stabilisieren Sie die Kamera, um Bewegungsunschärfen durch die Kamerabewegung zu verhindern. Verwenden Sie dazu gegebenenfalls ein Stativ (dessen Verwendung hat in der Immobilienfotografie darüber hinaus noch einige weitere Vorteile – siehe nächstes Foto). Lösen Sie die Kamera berührungsfrei aus, entweder über die Auslöseverzögerung des Selbstauslösers oder mit einem passenden Fernauslöser. So werden keine Mikroerschütterungen auf die Kamera übertragen.

    Das Stativ sorgt für Stabilität.

    Das Stativ sorgt für Stabilität. Außerdem hilft es, bei unbequemen Aufnahmesituationen die Hände frei zu haben, wirkt rückenschonend und für mehrfache Aufnahmen kann man genau die gleiche Position beibehalten.

  3. Wählen Sie für ein raumabbildendes Immobilienfoto Einstellungen und Ausrüstung für eine große Schärfentiefe aus. Dagegen sehen Detailaufnahmen besser aus, wenn Sie eine geringe Schärfentiefe verwenden, so dass Vorder- und Hintergrund in Unschärfe verschwimmen und nur das Detail scharf erscheint. Für die Berechnung des Schärfebereiches mit Hilfe von Blende, Brennweite und Fokusentfernung gibt es einfach zu bedienende Apps.

    Schärfentiefe-App "Field Tools"

    Schärfentiefe-App „Field Tools“: Bei diesen Einstellungen beträgt der Schärfebereich 8,10 m.

  4. Behandeln Sie Ihr gesamtes Kameraequipment mit großer Vorsicht, und verhindern Sie harte Stöße. Transportieren Sie die Kamera in einer guten gepolsterten Tasche. Wichtig: Lassen Sie niemals den Kamerariemen von Tischplatten oder anderen Ablagen frei herunterhängen! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand unabsichtlich einfädelt und die Kamera zu Boden reißt.
  5. Verwenden Sie eine aktuelle Ausrüstung. Schauen Sie mal auf meine Empfehlungen für die Basisausrüstung.
  6. Fotografieren Sie, wenn die Luft rein ist – kein Nebel, kein Dunst, kein Staub sollte in der Luft sein.
 

Über diese Serie

Es gibt viele schlechte Immobilienfotos. Damit das bald ein Ende hat, gibt es diese Serie.

Jede Episode dieser Artikelserie nimmt eines der Probleme unter die Lupe, erklärt die Ursache und bietet eine oder mehrere Lösungsmöglichkeiten an.

Alle diese Fragen tauchen auch immer wieder in meinem Praxisworkshop zum Thema Immobilienfotografie und in meinem Bildbearbeitungsworkshop für Immobilienfotos auf. Dort ist es für mich natürlich noch einfacher, Ihnen direkt an einem Fotoszenario und mit Ihrer eigenen Kamera oder an Ihrem Laptop zu zeigen, wie Sie solche Fehler vermeiden können.

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