10 Probleme bei Immobilienfotos – Teil 10: Bilder weg

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 15. Januar 2024 - in: Tutorials

10 Probleme bei Immobilienfotos - Teil 10: Bilder weg Riesenpanik macht sich breit, wenn Sie ein schönes Immobilienobjekt fotografiert haben, glauben, dass die Aufnahmen wirklich gelungen sind und Sie an einem Punkt feststellen müssen: Es sind einige Bilder weg! Oder gar alle Fotos sind verschwunden!

Gut, wenn Sie noch vor Ort sind und etwas Zeit haben, dann können Sie gegebenenfalls die Fotosession wiederholen. Das sollten Sie aber nur tun, wenn Sie bereits den Fehler kennen und beseitigen konnten.

Sind die Bilder weg, muss der Grund gefunden werden

Eigentlich in allen Fällen spielen menschliches Versagen oder katastrophale Aufnahmebedingungen eine wichtige Rolle für das Verschwinden der Fotos. Das selbständige technische Versagen können Sie so gut wie ausschließen, weil neue Kameras, die gut behandelt werden, zuverlässig arbeiten.

Die meisten Kameras, mit denen Sie als Immobilienprofis Ihre Objekte fotografieren, erreichen die von den Herstellern angegebenen Höchstbelastungen nie in ihrem Leben. Die Nikon Z 50 beispielsweise wurde vom Hersteller auf 100.000 Auslösungen getestet. Wenn Sie also pro Immobilie 50 Fotos, einschließlich Mehrfach- und Testaufnahmen, machen, dann können Sie getrost 2.000 Objekte fotografieren, ohne einen Verschleißdefekt befürchten zu müssen. Aber natürlich gibt es immer auch Ausnahmen …

Die häufigsten Gründe, weshalb die Bilder unerwartet weg sein können, liegen hingegen in diesen Bereichen:

  • falsche Kameraeinstellung
  • defekte Speichermedien
  • sorgloser Umgang mit Daten
  • unvermeidbare Schadensereignisse

Lösungen

Sind Bilder weg, müssen Sie natürlich zunächst den Weg zurückverfolgen. Hatten Sie die Fotos schon einmal gesehen (in der Bildwiedergabe auf dem Kameramonitor, beim Hochladen auf den Firmencomputer)? Oder hatten Sie mit den Fotos sogar schon einmal gearbeitet? Beginnen wir also am Anfang der Produktionskette und gehen davon aus, dass Sie die Bildergebnisse noch nicht gesehen haben.

  1. In der Kamera

    Ein häufiger Grund, dass gemachte Aufnahmen nicht in der Kamera zu finden sind, ist eine irreführende Kameraeinstellung, die manche Herstellern bei Auslieferung einschalten. Wenn nämlich keine Speicherkarte in der Kamera liegt und Sie auf den Auslöser drücken, dann macht die Kamera zwar eine Aufnahme, und Sie hören das gewohnte „KlackKlack“, aber es kann nichts gespeichert werden. Es scheint so, als wären Ihre Bilder weg, aber tatsächlich wurden gar keine gesichert.
    Deshalb stellen Sie diese Funktion am besten gleich als Erstes an Ihrer Kamera ab. Dann passiert beim Auslösen ohne eingelegte Speicherkarte nämlich nichts, und Sie merken sofort, dass etwas nicht stimmt.
    Beispielsweise:

    • Nikon: „Auslösesperre“ ➜ „LOCK Ein“
    • Canon: „Auslöser ohne Karte betätigen“ ➜ „Deaktiv.“
    • Sony: „Auslösen ohne Karte“ ➜ „Deaktivieren“

  2. Auf der Speicherkarte

    Sie haben es schon im vorherigen Teil dieser Serie gelesen: „Die Speicherkarte ist für eine bestimmte Zeit der einzige Ort, an dem Ihre Aufnahmen hinterlegt sind“.  Also müssen Sie mit ihr besonders sorgfältig umgehen.

    • Unbemerkter Datenverlust kann beispielsweise eintreten, wenn die Karte starken magnetischen Feldern ausgesetzt wird.
    • Auch beim ungeschützten Transport zusammen mit metallischen Gegenständen (Schlüsselbund) kann es zu ungewollten Kontakten mit den frei liegenden Anschlüssen der Karte kommen.
    • Genauso schädlich kann Feuchtigkeit wirken, die in das Kartengehäuse eindringt und beim nächsten Einsetzen der Karte zu Kurzschlüssen führt.
    • Am sichersten aufgehoben ist eine Speicherkarte in der Kamera oder in dem kleinen Kunststoffschächtelchen, in dem sie geliefert wurde.
    • Falls Sie alte Karten besitzen oder sie nur selten nutzen, dann achten Sie darauf, jede Karte mindestens einmal jährlich zu verwenden. So bleiben die internen Magnetismen aktiv.
    • Sie löschen Ihre Fotos in der Kamera oder auf Ihrem Computer? Die bessere Variante ist, eine volle Karte, deren Fotos Sie bereits auf einem anderen Datenträger gesichert hatten, zu formatieren. Tun Sie das besser in Ihrer Kamera als an Ihrem Computer.

    Bildfehler in der Datei

    Bildfehler in der Datei: Das einzige digitale Bild in meinem Archiv aus mehreren hunderttausend Fotos, das mit einem Bildfehler (schwarzer Balken und bunte Schlieren unten) so aus der Kamera kam. Der sorgsame Umgang mit Speicherkarten scheint sich zu lohnen.

Verloren geglaubte Fotos von der Speicherkarte retten

Mit etwas Glück sind alle oder einige Ihrer Fotos immer noch auf Ihrer Speicherkarte. Aufgrund eines Speicherungsfehlers können Sie nur nicht auf sie zugreifen. Manche Kartenhersteller bieten Rettungstools an, die versuchen, aus den Dateiresten Verwertbares zu restaurieren. Das kann mitunter auch helfen, falls Sie die Fotos schon gelöscht oder die Karte formatiert haben.

Einfach erklärt: Das Betriebssystem schreibt Informationen über die Datei, wie beispielsweise den genauen Speicherort auf der Karte oder die Dateigröße, in eine Tabelle. Sind diese Informationen beschädigt, können Kamera oder Computer (oder beide) Ihre Fotos nicht finden. Da auch keine Größenangabe gespeichert ist, sieht es so aus, als wäre der Speicherplatz leer. Die Rettungssoftware versucht, vorhandene Dateireste mit den Tabelleninformationen abzugleichen und die Infos zu reparieren.

Wurde der Speicherplatz aber inzwischen durch neue Fotos überschrieben, schlagen diese Versuche fehl. Daher ist es wichtig, die Speicherkarte sofort nach Bemerken des Dateiverlusts zu untersuchen.

Weiter geht’s mit der Fehlersuche an Ihrem Arbeitsplatz.

  1. Bei der Datenübertragung

    Falls der Prozess des Überspielens der Bilddateien von der Karte auf den Computer unterbrochen wird (beispielsweise weil der Kamera- oder Notebook-Akku plötzlich leer ist), kann es sein, dass das eine oder andere Bild weg ist. Um das zu verhindern, sollten die Übertragungsgeräte über volle Energiespeicher verfügen oder an das Stromnetz angeschlossen sein.
    Damit Sie nicht mit mehreren Geräten arbeiten müssen, ist es ideal, wenn Ihr Computer über einen eingebauten Kartenleser verfügt. Zweitbeste Option ist die Verwendung eines externen Kartenlesers. Gegenüber dem direkten Download aus der Kamera ist es einfach sicherer und schneller.

    SD-Speicherkarte im Slot eines Laptops.

    SD-Speicherkarte im Slot eines Laptops.

  2. Im EDV-System

    Wenn Sie die Immobilienfotos bereits auf Ihrem Rechner hatten, und plötzlich die Bilder weg sind, dann ist es ein systemischer Schaden.

    • Einfachste Möglichkeit ist, dass Sie ein Foto in einen falschen Ordner gespeichert hatten. Die Suchwerkzeuge des Systems helfen ganz gut weiter.
    • Schwieriger ist es, wenn das System beschädigt ist. Bei Elementarschäden (Wasser, Einsturz), bei Datenmanipulation durch böse Buben oder durch ganz simple Anwenderfehler (Daten aus Versehen gelöscht, Laufwerk formatiert) sind die Daten oft hoffnungslos verloren. Wenn der Datenträger (Festplatte) noch funktioniert, können Sie ihn einem Datenrettungsdienst übergeben, der mit kriminalistischem Feingeist und Werkzeug versucht, Ihre Dateien wieder herzustellen. Die meist preiswertere Variante ist jedoch eine gute Backup-Strategie. Legen Sie mehrere Kopien an externen Orten an und halten Sie diese Kopien aktuell.
    • Extra Tipp: Verwenden Sie für Ihre Publikationen niemals Ihre Originalfotos, sondern benutzen Sie immer Dateikopien, die sie zuvor für den jeweiligen Einsatzzweck aufbereitet hatten (Retusche, Bildgröße, Dateiformat). So können Sie, falls wirklich etwas „schief gelaufen“ ist, sehr schnell mit der bestehenden Bildquelle neu starten.
      Entwickeln Sie dazu eine praktikable Routine für die Ablage der Daten auf Ihrem Arbeitsrechner. In meinen Workshops diskutiere ich das Thema häufig mit meinen Teilnehmern, so dass sich im Laufe der Zeit zwei verbreitete Vorgehensweisen herausgestellt haben.

      2 Vorschläge zur Datenstruktur

      Zwei Vorschläge zur Datenstruktur – links: Einordnung aller Fotos in die Gesamtdaten pro Objekt – rechts: separate Anlage aller Immofotos und nur einzelne, fertig bearbeitete Fotos für die jeweilige Anwendung kopieren Siein die Objektdaten.

      Ich persönlich würde die rechte Variante vorziehen. Das mag etwas aufwändiger aussehen, erscheint mir aber sinnvoll für eine bessere Datenhygiene. Denn in den einzelnen Projekten stecken somit nur die tatsächlich benötigten Dateien, während und alle Quelldaten, Testaufnahmen und die ganzen Derivate separat aber trotzdem geordnet gehalten werden.

Schlusswort

Hier endet nun die kleine Serie über Probleme bei der Immoblienfotografie. Ich hoffe, dass Sie mit den gewonnenen Erkenntnissen, zukünftig weniger Fehler machen und besser fotografieren. Eigentlich kann die Serie hier gar nicht zu Ende sein. Denn in der Praxis gibt es viele unterschiedliche Szenarien, variantenreiche Ausrüstungen und verschiedene fotografische Grundkenntnisse und Qualitätsansprüche. Damit sind weitere Problemstellungen denkbar. Viele von diesen können Sie im Vorfeld jedoch ausräumen, wenn Sie sich mit dem nötigen Basiswissen ausstatten. Dazu kann ich Ihnen den Besuch eines Workshops zu den Grundlagen der Immobilienfotografie wärmstens ans Herz legen.

 

Über diese Serie

Es gibt viele schlechte Immobilienfotos. Damit das bald ein Ende hat, gibt es diese Serie.

Jede Episode dieser Artikelserie nimmt eines der Probleme unter die Lupe, erklärt die Ursache und bietet eine oder mehrere Lösungsmöglichkeiten an.

Alle diese Fragen tauchen auch immer wieder in meinem Praxisworkshop zum Thema Immobilienfotografie und in meinem Bildbearbeitungsworkshop für Immobilienfotos auf. Dort ist es für mich natürlich noch einfacher, Ihnen direkt an einem Fotoszenario und mit Ihrer eigenen Kamera oder an Ihrem Laptop zu zeigen, wie Sie solche Fehler vermeiden können.

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