10 Probleme bei Immobilienfotos – Teil 7: Störende Reflexionen

Oliver M. Zielinski Oliver M. Zielinski - 10. Juli 2023 - in: Tutorials

10 Probleme bei Immobilienfotos - Teil 7: Störende Reflexionen Wie oft haben wir in unseren Fotoworkshops schon herzlich gelacht, weil auf den mitgebrachten Immobilienfotos in der Reflexion der Fotograf zu sehen war. Oder der Spiegel in einem Bad offenbarte plötzlich private Geheimnisse, die im Bild nichts zu suchen hatten. Das Beachten der Reflexionen ist genauso eine Übungsaufgabe, wie das Achten auf saubere Bildränder – manchmal bemerken Sie den Fehler erst, wenn das Bild in großer Darstellung sichtbar wird. Dann ist es für eine einfache Korrektur meist schon zu spät.

Spiegelnde Oberflächen sorgen für Reflexionen

Jede Immobilie verfügt über glänzende Oberflächen. Manche von ihnen sind durchsichtig, andere geben die Umgebung zu 100% wieder und wieder andere gelten einfach als schick, weil sie auf Hochglanz poliert sind. Sie müssen also beim Fotografieren mit offenen Augen (wie auch sonst!) durch die Immobilien gehen, und auf diese möglichen Störquellen Acht geben.

  • sämtliche Spiegel in Bädern, Schlafzimmern, Fluren, an Schranktüren oder hinter dem Barschrank
  • alle glänzenden Möbeloberflächen und -fronten
  • nicht-matte Fußbodenbeläge
  • jedes Glas, insbesondere in Fenstern, Türen, Duschen, Bilderrahmen und Küchengeräten
  • verchromte Armaturen in Bädern und Küchen
  • Gerätefronten aus Edelstahl
  • Bildschirme und Fernseher
  • Dekorationsgegenstände aus Glas oder Metall

Insbesondere gehören zu den reflexion-anfälligen Bereichen größere glatte Flächen. Kleinere glänzende  Objekte  mit unregelmäßiger Oberfläche sind weniger gefährlich. Hier machen sich meistens nur starke Lichtquellen als ungewöhnliche helle Punkte bemerkbar.

links: Reflexions-Supergau, denn der Fotograf ist trotz Blumentopf im Spiegel und in der Toilettenspülung zu sehen,
im Spiegel stört die offenstehende Wohnungstüre und die Duschtür spiegelt die in der Dusche abgestellte Leiter und
den Lichteinfall im Flur wieder.

rechts: Keine störenden Reflexionen mehr, weil der Fotograf im Nebenraum war und die Kamera fernausgelöst hat.
Zudem wurde d
ie Wohnungstür zugemacht und die Duschtür wenige Zentimeter geschlossen.

Lösungen

Ziel muss es immer sein, einen möglichen Nachbearbeitungsaufwand am Computer auszuschließen oder zu minimieren.

  1. Verwenden Sie eine schwarze Fotoausrüstung (ohne silbrige oder farbige Applikationen) und kleiden Sie sich für den Fototermin möglichst schwarz. Falls sich die Reflexion nämlich nicht verhindern lässt, ist eine nachträgliche Korrektur am Computer über Schwarz immer einfacher zu bewerkstelligen.
  2. Versuchen Sie, das einfallende Licht zu beeinflussen. Manchmal reicht es schon, die Vorhänge zu schließen, damit statt des gleißenden Sonnenlichts ein diffuser Lichtschein den Raum erhellt.
  3. Wählen Sie einen Kamerastandpunkt, der Reflexionen nach Möglichkeit ausschließt. Dazu müssen Sie die Szene genau aus Kameraperspektive betrachten. Besser noch ist es, wenn Sie ein Testfoto machen und sich dann am Bildschirm vergewissern, dass keine Reflexionen auftreten. Noch besser ist es, wenn dies ein großer Bildschirm (Tablet oder Laptop) ist. Bei meinen Fotosessions übertrage ich das Bild direkt nach der Aufnahme aus der Kamera auf mein Notebook, so dass ich die Bildkontrolle sofort vornehmen kann. Korrekturen am Motiv lassen sich somit ohne Zeitverlust anbringen.
  4. Lösen Sie die Kamera mit einem Fernauslöser aus. Dann können Sie aus dem Bild gehen, gegebenenfalls sogar in einen anderen Raum, und laufen so nicht Gefahr, selbst Gegenstand der Reflexion zu sein
  5. Legen Sie sich einen Polarisationsfilter zu. Dieser wird vor Ihr Objektiv geschraubt. Sein Effekt lässt sich einstellen. In vielen Situationen können Sie durch diesen Helfer Reflexionen mindern oder sogar tilgen. Seine Wirksamkeit ist vom Lichtwinkel abhängig. Sein Einsatz ist aber in jedem Fall einen Versuch wert. Er funktioniert jedoch nicht auf metallischen Oberflächen. Der Filter muss die passende Größe für Ihre Objektiv haben. Auch hier hilft meine Empfehlung für die Basisausrüstung weiter.
  6. Erst wenn das alles nicht hilft, entfernen Sie die Reflexionen in der Bildbearbeitung. Hier ist eine gute Software hilfreich. Ich empfehle die Kombination aus den Adobe-Programmen Lightroom Classic und Photoshop.

Spezielle Lösung

Professionelle Fotografen haben häufig noch eine weitere Möglichkeit in ihrer Foto-Tasche: ein so genanntes Tilt-Shift-Objektiv. Mit der Shift-Funktion dieser kostspieligen Speziallinse kann die optische Achse verschoben werden, so dass bestimmte Reflexionen keine Rolle mehr spielen. Ihre Verwendung setzt aber viel Übung voraus.

 

Über diese Serie

Es gibt viele schlechte Immobilienfotos. Damit das bald ein Ende hat, gibt es diese Serie.

Jede Episode dieser Artikelserie nimmt eines der Probleme unter die Lupe, erklärt die Ursache und bietet eine oder mehrere Lösungsmöglichkeiten an.

Alle diese Fragen tauchen auch immer wieder in meinem Praxisworkshop zum Thema Immobilienfotografie und in meinem Bildbearbeitungsworkshop für Immobilienfotos auf. Dort ist es für mich natürlich noch einfacher, Ihnen direkt an einem Fotoszenario und mit Ihrer eigenen Kamera oder an Ihrem Laptop zu zeigen, wie Sie solche Fehler vermeiden können.

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